Aufbau einer Weichlagerungsmatratze
Das Prinzip bei Weichlagerungsmatratzen ist immer gleich: die Matratze ist so aufgebaut, dass der Betroffene leicht in das Material einsinkt, sich somit die Auflagefläche vergrößert und der Druck gleichmäßig auf den ganzen Körper verteilt wird. Die Druckverteilung wirkt sich positiv auf die Durchblutung aus.
Damit kann ein bereits entstandenes Druckgeschwür entlastet oder einem Dekubitus vorgebeugt werden. Damit die Matratze besonders weich ist, werden spezielle viskoelastische Schäume eingesetzt. Sie ermöglichen ein tiefes Einsinken und verringern damit Reibung und Druckstellen.
Viskoelastische Schäume vereinen Eigenschaften von festen Stoffen und Flüssigkeiten. Der Schaumstoff wird weicher und anpassungsfähiger, wenn die Temperatur steigt – so zum Beispiel durch Körperwärme. Dadurch wird nicht nur der Druck auf der aufliegenden Körperregionen gemindert, sondern durch ihre Anpassungsfähigkeit bietet die Weichlagerungsmatratze auch einen besonders hohen Liegekomfort.
Achtung: Weichlagerungsmatratzen können die Versorgung der pflegebedürftigen Person erschweren. Denn das tiefe Einsinken erschwert die Eigenbewegungen des Betroffenen. (1)
Vor- und Nachteile von Weichlagerungsmatratzen mit viskoelastischem Schaumstoff
Weichlagerungsmatratzen im Pflegebett bieten pflegebedürftigen Personen einige Vorteile. Allerdings sind Sie nicht für jeden geeignet. Bei der Wahl der richtigen Antidekubitusmatratze sollten Sie deshalb auf ein paar Punkte achten.
Arten von Weichlagerungsmatratzen
Da Weichlagerungsmatratzen zur Dekubitusprophylaxe sowie für verschieden stark ausgeprägte Dekubitus Grade eingesetzt werden, gibt es für die individuellen Bedürfnisse unterschiedliche Modelle. Zur Prophylaxe oder Behandlung eines bereits abheilenden Dekubitus werden oft Kaltschaummatratzen mit einer würfelförmigen Oberfläche verwendet – sogenannte Würfelmatratzen.
Bei stärker ausgeprägtem Dekubitus empfiehlt sich eine Weichlagerungsmatratze, die mehrschichtig und mit verschiedenen Schaumstoffen aufgebaut ist. Wichtig ist, dass alle Weichlagerungsmatratzen auf das Gewicht des Betroffenen abgestimmt werden müssen. (2) Durch den Einsatz der verschiedenen Schaumstoffe kann auch der individuelle Härtegrad der Matratze gewählt werden.
Würfelmatratzen
Bei den Würfelmatratzen handelt es sich ebenfalls um Schaumstoffmatratzen, die allerdings durch ihre besondere Oberflächenstruktur besonders gut zur Dekubitusprophylaxe oder auch bei Dekubitus Grad 1 eingesetzt werden können. Die Oberfläche wird durch mehrere Quer- und Längsschnitte in gleichmäßig große Quadrate unterteilt. So entstehen Luftkanäle, die für ein gutes Bettklima sorgen.
Durch die würfelartige Liegefläche werden zudem die Scherkräfte reduziert, da die Oberfläche beweglicher und somit anpassungsfähiger ist. Anders als Druckkräfte, die senkrecht auf den Körper einwirken, wirken Scherkräfte diagonal auf die Körperoberfläche. Dadurch verschieben sie die verschiedenen Haut- beziehungsweise Gewebeschichten gegeneinander. Dies kann zum Beispiel beim Transfer von Bett zu Rollstuhl oder auch bei Bewegung auf einer zu harten Unterlage passieren. Folge ist ein Zusammenziehen der Blutgefäße, was Durchblutungsstörungen hervorrufen und Dekubitus entstehen lassen kann. Weichlagerungsmatratzen reduzieren dieses Risiko.
Bei den Würfelmatratzen gibt es zwei verschiedene Ausführungen. Bei der einen Variante ist der Schaumstoff mehrere Zentimeter tief eingeschnitten und erzeugt damit eine würfelförmige Oberflächenstruktur. Die zweite Variante besteht aus vielen, einzelnen Schaumstoffwürfeln, die mittels eines Steckrahmens zu einer Matratze zusammengesteckt werden. Diese Form der Würfelmatratze bietet die Möglichkeit, dass bei den von Dekubitus stark betroffenen Körperstellen lokal die Schaumstoffwürfel entfernt werden können und somit gezielt der Druck genommen wird (Hohllagerung).
Mehrschichtige Schaumstoffmatratzen
Weichlagerungsmatratzen für stärker ausgeprägten Dekubitus sind aus mehreren Schichten aufgebaut. Die Mittelschicht besteht in den meisten Fällen aus viskoelastischem Schaumstoff. Dieser reagiert auf Körperwärme, wird besonders weich und anpassungsfähig und ermöglicht, dass der Betroffene in die Matratze einsinken kann. Bei dieser Matratzenart werden mehrere Schaumstoffe miteinander kombiniert, um so das bestmögliche Ergebnis für die entsprechenden Anforderungen zu liefern.
Neben dem viskoelastischem Schaumstoff wird auch oft Kaltschaum mitverarbeitet. Kaltschaum entsteht durch das Aufschäumen des Kunststoffs Polyurethan. Der Schaumstoff muss nicht erhitzt werden, sondern härtet bei Raumtemperatur aus. Der Vorteil von Kaltschaum ist, dass dieser besonders atmungsaktiv und feuchtigkeitsregulierend ist. Darüber hinaus ist dieser Schaumstoff sehr elastisch und gibt bei Druck gut nach.
Wird der Druck von der Matratze entfernt, formt sich der Kaltschaum wieder in seinen Ausgangszustand zurück. Beide Schaumstoffe werden bei diesen Weichlagerungsmatratzen als mehrschichtiges System eingesetzt. So können unterschiedliche Härtegrade erzeugt und somit die Druckverteilung optimal angepasst werden. Durch integrierte Luftkanäle wird ein gutes Bettklima erzeugt und die Matratze bleibt angenehm kühl.
Weichlagerungsauflagen
Um einen Dekubitus vorzubeugen, besteht auch die Möglichkeit, eine Weichlagerungsauflage auf die herkömmliche Matratze zu legen. Diese Auflagen bestehen meist aus Kaltschaum und wirken druckentlastend. Sie sind durchschnittlich ca. 7 cm dick und somit nicht so hoch wie die Weichlagerungsmatratzen. Bei Schmerzpatienten und zur Dekubitusprophylaxe sind die Auflagen sehr beliebt. Allerdings sollte bei einem bereits vorhandenen Dekubitus eher eine Weichlagerungs- oder Antidekubitusmatratze genutzt werden, da diese wirksamer sind als die dünneren Auflagen.
Mögliche Größen der Weichlagerungsmatratzen
Weichlagerungsmatratzen werden in den gängigen Matratzengrößen, wie beispielsweise 90 cm x 200 cm sowie 100 cm x 200 cm, angeboten. Es gibt aber auch Hersteller, die eine Breite von bis zu 160 cm anbieten. Weichlagerungsmatratzen sind mit 17 cm ähnlich hoch wie herkömmliche Matratzen. Allerdings gibt es auch Modelle, die weniger als 17 cm Höhe aufweisen. Hier sollten Sie vorab prüfen, ob dies zu Ihrem vorhandenen Bettmodell passt und das Aussteigen aus dem Bett nicht zusätzlich erschwert wird.
Bezüge für Weichlagerungsmatratzen
Zwischen den Weichlagerungsmatratzen und dem Liegenden sollte möglichst wenig Stoff sein, um die Druckentlastung nicht zu reduzieren. Dies gilt übrigens für alle Arten von Antidekubitusmatratzen. Dünne und elastische Bettlaken oder auch Inkontinenzunterlagen reduzieren diese Wirkung allerdings nur minimal bis gar nicht. Daher empfiehlt es sich dünne Bettlaken zu nutzen, die elastisch sind. Frotteelaken können gut verwendet werden, hingegen sind Laken aus Leinen nicht zu empfehlen, da diese eher fest und nur wenig nachgiebig sind. Als Folge könnten Falten entstehen und die gewollte Druckentlastung reduziert werden.
Oft wird empfohlen Polyurethan-Laken zu benutzen. Polyurethan ist ein hochwertiger Kunststoff, der wasserundurchlässig, urinbeständig und elastisch ist. Für empfindliche Haut eignet sich dieser besonders, da er luftdurchlässig und atmungsaktiv ist. Wegen der besonderen Strapazierfähigkeit des Materials, sind die Laken sehr langlebig.
Viele Anbieter liefern die Weichlagerungsmatratzen gleich mit einem passenden Bezug beziehungsweise Laken. Informieren Sie sich beim Kauf, aus welchem Material dieser Bezug beziehungsweise das Laken besteht. PVC-Spannbetttücher oder auch -bezüge sind oft wenig atmungsaktiv und können zu verstärktem Schwitzen führen. (3)
Kosten für Weichlagerungsmatratzen
Weichlagerungsmatratzen sind im Vergleich zu anderen Dekubitusmatratzen, wie Wechseldruckmatratzen oder auch Matratzen mit Micro-Stimulation, vergleichsweise günstig. Es gibt diese schon ab circa 200 Euro. Natürlich ist der Preis abhängig von den gewünschten Anforderungen sowie den individuellen Bedürfnissen. Je mehr Anforderungen die Matratzen erfüllen sollen und je höher der ausgeprägte Dekubitus Grad ist, desto teurer ist meist auch die Weichlagerungsmatratze. Würfelmatratzen mit herausnehmbaren Schaumstoffwürfeln inklusive Steckrahmen liegen beispielsweise bei circa 500 Euro.
Weichlagerungsmatratzen auf Rezept
Einige Weichlagerungsmatratzen und auch -auflagen sind im Hilfsmittelverzeichnis der gesetzlichen Krankenkassen aufgeführt. Liegt ein Rezept vom Arzt vor, werden die Kosten für die Weichlagerungsmatratze oder auch -auflage anteilig oder vollständig von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen. Da die Weichlagerungsmatratzen zur Dekubitusprophylaxe sowie Behandlung von Dekubitus eingesetzt werden, können Sie mit Ihrem behandelnden Arzt sprechen, ob dieser Ihnen ein Rezept für eine Matratze ausstellt. Liegt darüber hinaus noch ein Pflegegrad vor, erfolgt die Kostenerstattung für Pflegehilfsmittel durch die gesetzlichen Pflegekasse.
Häufig gestellte Fragen
Was ist eine Weichlagerungsmatratze?
Weichlagerungsmatratzen werden zur Behandlung und zur Prophylaxe von Dekubitus eingesetzt. Sie bestehen aus speziellen Schaumstoffen, die dafür sorgen, dass die Betroffenen besonders gut in die Matratze einsinken können. Dadurch wird die Auflagefläche vergrößert und der Druck auf die einzelnen Körperpartien minimiert.
Sind Weichlagerungsmatratzen nur zur Dekubitusprophylaxe geeignet?
Es gibt unterschiedliche Weichlagerungsmatratzen, die auf die unterschiedlichen Bedürfnisse ausgelegt sind. Einfachere Modelle, die meist nur aus einer Schaumstoffschicht bestehen, sind gut für die Dekubitusprophylaxe geeignet. Doch es gibt auch andere Modelle wie mehrschichtige Weichlagerungs- oder auch Würfelmatratzen, die zur Therapie auf unterschiedliche Dekubitus Grade ausgelegt sind.
Alle Informationen zu den Dekubitus Graden finden Sie hier.
Was kostet eine Weichlagerungsmatratze?
Die Kosten für die Weichlagerungsmatratzen variieren je nach Bedürfnissen. Einfach aufgebaute Weichlagerungsmatratzen, die zur Dekubitusprophylaxe dienen, gibt es im Handel schon ab ca. 200 Euro. Die Weichlagerungsmatratzen für die höheren Dekubitus Grade liegen bei ca. 500 Euro. Der Preis variiert natürlich nach den Anforderungen, die die Matratze erfüllen soll.