Tracheostoma

Tracheostoma

Ein Tracheostoma ist für betroffene Patienten überlebenswichtig: Es unterstützt sie bei der Atmung. Nicht nur deshalb flößt die Kanüle in der Luftröhre Betroffenen wie Angehörigen oft großen Respekt ein. In vielen Fällen kommen sie aber nach einer sorgfältigen Einweisung gut mit dem Tracheostoma zurecht. pflege.de zeigt, was Sie im Umgang mit dem künstlichen Luftröhrenzugang beachten müssen.

Inhaltsverzeichnis

Tracheostoma: Definition

Ein Tracheostoma ist eine künstliche Öffnung an der Luftröhre, die durch einen operativen Eingriff am Hals, der sogenannten Tracheostomie, geschaffen wird. Über das Tracheostoma wird ein Patient entweder vollständig beatmet oder beim Atmen unterstützt. Atemluft gelangt dann durch das Stoma in die Lunge. Darüber hinaus verhindert das Tracheostoma, dass Speichel oder Nahrung in die Luftröhre geraten.

Das Stoma wird durch eine Kanüle offengehalten. Damit diese richtig sitzt, wird sie mit einem Fixierband am Hals befestigt. Unter den verschiedenen Arten von Stomata zählt das Tracheostoma zu den komplexeren, da es sehr wichtige Körperfunktionen wie Atmung, Sprechen und Schlucken beeinflusst.

Einsatzgebiete für ein Tracheostoma

Generell dient das Tracheostoma der Langzeitbeatmung und dem Schutz vor Verschlucken. Gründe, warum Betroffene einen künstlichen Luftröhrenzugang benötigen, können Tumore im Bereich der Luftröhre sein, die die Atemwege einengen. Aber auch, wenn Patienten in Folge eines schweren Unfalls beatmet werden müssen, kann ein Tracheostoma notwendig werden und die Lebenserwartung erhöhen.

Weitere mögliche Einsatzgebiete sind:(1)

Info
Die Luftröhre

Die Luftröhre, fachsprachlich Trachea, ist etwa zehn bis zwölf Zentimeter lang. Das biegsame Rohr setzt unterhalb des Kehlkopfes an. Vor dem vierten Brustwirbel gabelt es sich zu den zwei Hauptbronchien auf, die in die Lungenflügel münden. Die Vorderseite der Luftröhre besteht aus bis zu 20 hufeisenförmigen Knorpelspangen, die durch Bänder miteinander verbunden sind. Die Rückseite setzt sich aus Muskeln sowie Bindegewebe zusammen.

 

Tracheostoma-Arten

Es gibt zwei verschiedene Arten, ein Tracheostoma anzulegen: Die chirurgische und dilatative Tracheostomie, auch perkutane Dilatationstracheotomie (PDT) genannt.

Chirurgisches Tracheostoma

Bei einer chirurgischen Tracheostomie wird die Luftröhre in einer einfachen Operation durch einen Schnitt geöffnet und Teile des darunterliegenden Knorpels entfernt. Durch das so entstandene Fenster kann nun eine Kanüle geschoben werden.

Das chirurgische Tracheostoma wird auch epithelisiertes (mit Hautzellen überwachsen) oder plastisches Tracheostoma genannt, weil die Haut mit der Luftröhre vernäht wird. Auf diese Weise ist der Kanal zwischen Hals und Luftröhre von Haut umgeben. Das chirurgische Tracheostoma ist größer und stabiler als ein dilatatives Tracheostoma und bleibt in der Regel länger oder sogar für immer bestehen.

Tracheostomie nach Kehlkopf-Entfernung (Laryngektomie)

Bei einer Laryngektomie werden der Kehlkopf und meist auch die Stimmbänder komplett entfernt. Das Sprechen ist danach nicht mehr auf natürliche Weise möglich, sondern nur noch mit einer Sprechhilfe oder durch das Erlernen einer neuen Sprechtechnik. Der künstliche Luftröhrenzugang verhindert, dass Speichel, Getränke oder Nahrungsbrei in die Luftröhre gelangen. Er bleibt in jedem Fall dauerhaft bestehen.

Info
Was hat der Kehlkopf mit der Atmung zu tun?

Der Kehlkopf (Larynx) ist das Verbindungsstück zwischen Rachen und Luftröhre. Er trennt die Luftröhre von der Speiseröhre und verschließt beim Schlucken den Eingang zur Luftröhre. Wird der Kehlkopf entfernt, können zum einen Fremdkörper ungehindert in die Luftröhre gelangen. Zum anderen ist keine normale Atmung mehr möglich, wenn Luft- und Speiseröhre nicht mehr voneinander getrennt sind. Deshalb benötigen Patienten ohne Kehlkopf ein Tracheostoma.

Perkutane Dilatationstracheotomie (PDT)

Bei einer Perkutane Dilatationstracheotomie (PDT) wird unter örtlicher Betäubung die Luftröhre mit einer Hohlnadel punktiert. Dilatativ heißt, dass die Öffnung erweitert wird, bis die Trachealkanüle durch die Öffnung hindurchpasst. Das geschieht mithilfe von Kegeln, sogenannten Dilatatoren.

Dieser Eingriff ist vergleichsweise klein. Das dilatative Stoma kommt in der Regel nur für kurze Behandlungen, etwa in der Zeit auf der Intensivstation, zum Einsatz. Sobald die Kanüle entfernt wird, schließt sich die Öffnung von selbst wieder.

Versorgung für Tracheostoma

An die künstliche Luftröhrenöffnung wird eine sogenannte Trachealkanüle angelegt. Sie ist bei den meisten Tracheostoma-Systemen die Hauptkomponente. Damit sie richtig sitzt, wird sie mit einem Fixierband am Hals befestigt.

Je nach Verwendungszweck kommen unterschiedliche Ausführungen von Trachealkanülen zum Einsatz: Es gibt geblockte und ungeblockte Trachealkanülen, Modelle mit Stimmoption und andere mit Innenkanülen. Außerdem stehen verschiedene Längen und Materialien zur Auswahl. So wählen Ärzte für dauerhafte Tracheostomata ohne Beatmung manchmal Silberkanülen, meist werden allerdings Kunststoffkanülen verwendet.(2)

Welche Kanüle sich am besten eignet entscheiden idealerweise Ärzte, Pflegekräfte und Logopäden gemeinsam.

Geblockte Trachealkanülen

Eine geblockte Trachealkanüle verfügt über einen sogenannten Cuff, auch Manschette genannt. Das ist eine Art Ballon, der am Ende der Kanüle aufgeblasen wird, um den Raum zwischen Kanüle und Luftröhre zu schließen. So kann keine Luft durch diese Lücke entweichen. Außerdem verhindert der Cuff, dass Speichel, Sekret oder Speisereste in die Luftröhre geraten. Der Druck des Cuffs muss regelmäßig mit einem speziellen Messgerät kontrolliert werden.

Ungeblockte Trachealkanülen

Kann ein Patient selbstständig atmen und uneingeschränkt schlucken, benötigt er keinen Cuff. Für diese Fälle eignet sich die ungeblockte Trachealkanüle.

Trachealkanülen mit Innenkanüle

Verfügt eine Trachealkanüle über eine Innenkanüle, kann diese gereinigt werden, ohne das gesamte Versorgungssystem auswechseln zu müssen. Diese Art von Trachealkanüle kommt in der Regel zum Einsatz, wenn der Patient ein langfristiges oder sogar dauerhaftes Tracheostoma benötigt.

Trachealkanülen mit Sprechventil

Sprechen ist mit einer Trachealkanüle nicht mehr auf natürlichem Wege möglich, da die Luft über die Kanüle an den Stimmbändern vorbeigeleitet wird. Eine spezielle Öffnung an der Kanüle, die sogenannte Fensterung, schafft hier Abhilfe. Sie leitet die Luft zu den Stimmbändern und der Patient kann wieder Laute bilden.(3)

Tracheostoma: Komplikationen

Wenn Sie das Tracheostoma sowie das Stomasystem genau beobachten und sorgfältig pflegen, können Sie viele mögliche Komplikationen vermeiden. Achten Sie deshalb auf jede Veränderung an der umliegenden Haut und an der Luftröhrenöffnung selbst. Eine Druckstelle erkennen Sie an einer roten Verfärbung der Haut oder durch ein beginnendes Druckgefühl, das eventuell mit Schmerzen verbunden ist.

Wichtiger Hinweis
Bei Unsicherheit den Arzt kontaktieren

Sobald sich das Tracheostoma anders als gewohnt anfühlt, sollten Sie Rücksprache mit dem behandelnden Arzt oder der zuständigen Fachkraft Ihres ambulanten Pflegedienstes halten.

Folgende Komplikationen können unter anderem bei einem Tracheostoma auftreten:(2)

  • Kanüle rutscht raus
  • Druckgeschwüre
  • Hautemphysem (Luftansammlung unter der Haut)
  • Verstopfung des Stomas durch Sekret oder Wundwasser
  • Verletzungen von Gefäßen, Nerven und Haut
  • Infektionen am Stomaeingang

Tracheostoma: Pflege zu Hause

Statistisch gesehen erhalten schwerkranke und bettlägerige Menschen am häufigsten ein Tracheostoma. Damit einher geht meist auch eine intensivere Betreuung und engmaschige Überwachung, oftmals im Rahmen der Intensivpflege oder auch Palliativpflege.

Der Pflegeaufwand ist entsprechend höher, ein hoher Pflegegrad meist vorhanden. Die Intensivpflege übernimmt dann speziell ausgebildetes Fachpersonal, das die Tracheostoma-Patienten nicht nur in Pflegeinrichtungen oder Beatmungs-Wohngemeinschaften fhttps://www.pflege.de/altenpflege/intensivpflegeür Patienten, die beatmet werden müssen, sondern auch zuhause versorgt.

Info
Möglichkeit der Beatmungsentwöhnung überprüfen

Laut Intensivpflege- und Rehabilitationsstärkungsgesetz, das im Oktober 2020 in Kraft getreten ist, soll ein Mediziner häufiger prüfen, ob die künstliche Beatmung im individuellen Fall weiterhin notwendig ist. Oft führt eine Entwöhnung vom Tracheostoma nämlich zum Erfolg. Informieren Sie sich als Angehörige regelmäßig beim behandelnden Arzt über die Möglichkeit der Tracheostoma-Entwöhnung. Fachleute verwenden dafür auch das englische Wort für Entwöhnung „Weaning“.

Können pflegende Angehörige das Tracheostoma versorgen?

Nach einer speziellen Schulung durch einen Stomatherapeuten können und dürfen pflegende Angehörige die Tracheostoma-Versorgung übernehmen.

Wenn Sie diese Aufgabe nicht bewältigen können oder wollen, gibt es die Möglichkeit, einen spezialisierten ambulanten Pflegedienst (Intensivpflegedienst) in Anspruch zu nehmen. Zur Unterstützung können Angehörige auch eine sogenannte 24-Stunden-Pflege in Erwägung ziehen. In diesem Fall ist es wichtig, dass die Pflegekraft intensivmedizinisch ausgebildet ist. Nur dann kann sie die Versorgung des Tracheostomas fachgerecht übernehmen.

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Versorgung von Tracheostomata

Nicht selten erhalten auch Menschen eine Tracheostomie, die ihren Alltag noch komplett eigenständig gestalten können. Allerdings ist das Tracheostoma im Vergleich zu anderen Stoma-Arten wie Enterostoma oder Urostoma in seiner Funktionalität komplexer.

Versorgung, Pflege und Reinigung des Tracheostomas müssen daher einen festen Platz im Tagesablauf einnehmen. Auch das Sekretmanagement nimmt viel Zeit in Anspruch.

Info
Normalität des Tracheostomas vermitteln

Zeigen Sie Interesse an den Abläufen und begleiten Sie Ihren Angehörigen beim Erlernen des Umgangs mit seinem Tracheostoma, sofern es auch in dessen Sinn ist. Lassen Sie die betroffene Person spüren, dass das Luftröhrenstoma ein ganz normaler Teil des Alltags ist. Holen Sie sich bei einem ambulanten Pflegedienst oder einem Stomatherapeuten die notwendige Beratung und Sicherheit, die Sie brauchen.

Reinigung des Tracheostomas

Die künstliche Öffnung an der Luftröhre sollte möglichst zwei Mal täglich und bei jedem Kanülenwechsel vorsichtig gereinigt werden. Dabei können Sie wie folgt vorgehen:(5)

  1. Waschen Sie sich die Hände und desinfizieren Sie sie.
  2. Lösen Sie das Fixierband der Trachealkanüle am Hals.
  3. Entfernen Sie die Kompresse.
  4. Wenn notwendig, saugen Sie Sekret ab.
  5. Reinigen Sie das Tracheostoma und die umliegende Haut mit einer feuchten Kompresse oder einem speziellen Feuchttuch von innen nach außen. Verwenden Sie keine Seife, da sie die Haut reizt. Achten Sie dabei auf mögliche Hautveränderungen. Es dürfen keine Fremdkörper und kein Wasser in das Stoma eindringen. Sie können zu einer akuten Lungenentzündung führen.
  6. Legen Sie eine neue sterile Kompresse um das Tracheostoma. Am besten eignen sich Kompressen mit einem Schlitz. Sie lassen sich faltenfrei um das Stoma legen.
  7. Wenn Sie ein nicht elastisches Band nutzen, um die Trachealkanüle zu fixieren, achten Sie darauf, dass es nicht zu fest angespannt wird. Zwei Finger sollten Sie noch dazwischenschieben können.

Hautpflege bei Tracheostoma

Neben der Reinigung ist auch die Hautpflege bei einem Tracheostoma wichtig. Halten Sie die Haut um das Stoma herum stets trocken und intakt, um die Trachealkanüle gut und sicher fixieren zu können. Die Möglichkeiten der Haut- und Wundpflege bei Tracheostomata beziehungsweise nach der Operation sind vielfältig.

Je nach Beschaffenheit der Haut können Sie spezielle Hautpflegecremes, Emulsionen oder auch Öle verwenden, um Hautreizungen und Entzündungen zu vermeiden. Wundsalben können darüber hinaus die Wundheilung unterstützen. Beraten Sie sich am besten mit dem behandelnden Arzt und Ihrem Stomatherapeuten.

Sekretmanagement

Rückstände von Schleim und Sekreten können das Tracheostoma blockieren. Oft fehlt Trägern eines Luftröhrenstomas allerdings die Kraft zum vollständigen Abhusten. Um ungehindert atmen zu können, müssen Sie die Rückstände deshalb regelmäßig absaugen. Ein Absauggerät hilft, das Sekretmanagement schnell und einfach selbst durchzuführen.(5)

Je mehr Schleim sich ansammelt, desto häufiger müssen Sie auch die Reinigung der inneren Trachealkanüle durchführen. Wie oft Sie das Stoma absaugen müssen, variiert von Fall zu Fall: von mindestens einmal am Tag bis zu mehrmals in der Stunde.

Wechsel und Reinigung der inneren Trachealkanüle

Vor allem bei länger angelegten oder dauerhaften Tracheostomata besteht das Stomasystem aus einer äußeren und einer herausnehmbaren inneren Kanüle. Die innere Trachealkanüle sollten Sie mindestens ein Mal, bei größerer Sekretmenge mehrmals am Tag wechseln.(5)

Wichtiger Hinweis
Experten einbinden für die Trachealversorgung

Ein Tracheostoma erfordert eine behutsame Versorgung. Ein unsorgfältiger Umgang kann lebensbedrohliche Konsequenzen haben. Daher ist es besonders wichtig, Experten wie intensivmedizinisches Pflegepersonal, Fachärzte und Stomatherapeuten einzubinden und sich im Umgang mit dem Tracheostoma schulen zu lassen.

Vorbereitung

Bevor Sie mit dem Wechsel der inneren Trachealkanüle beginnen, legen Sie sich folgende Utensilien bereit:

  • Sekretabsauggerät
  • Sterile Kompressen
  • Reinigungsdose für die gebrauchte Trachealkanüle
  • Lagerungsbox mit sauberer Trachealkanüle
  • Stomaöl
  • Handdesinfektionsmittel
  • Einmalhandschuhe
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Wechseln der inneren Trachealkanüle: Schritt-für-Schritt-Anleitung

  1. Waschen Sie sich die Hände und desinfizieren Sie diese. Ziehen Sie unsterile Einmalhandschuhe an.
  2. Falls nötig, saugen Sie zuerst Sekret ab.
  3. Lösen Sie die Befestigung und umfassen Sie die Innenkanüle am Ansatz, um sie dann herauszuziehen. Legen sie die gebrauchte Kanüle in die Reinigungsdose.
  4. Decken Sie die Stomaöffnung gegebenenfalls mit einer Kompresse ab, damit keine Flüssigkeit oder Fremdkörper hineingelangen können.
  5. Bevor Sie eine frische Kanüle einführen, kontrollieren Sie sie, dass sie körperwarm und trocken ist und keine sichtbaren Schäden aufweist. Verwenden Sie eine Kunsstoffkanüle, reiben Sie diese mit Stomaöl ein, um zu vermeiden, dass sich Wundschorf und Sekret daran anhaften.
  6. Führen Sie die Kanüle ein und befestigen Sie das Halteband.
  7. Entsorgen Sie die Handschuhe und desinfizieren Sie sich die Hände.

Reinigung der inneren Trachealkanüle

Vor dem ersten Einsatz einer neuen inneren Trachealkanüle sollten Sie sie mit einer sterilen Kochsalzlösung reinigen. Danach reicht es, wenn Sie sie bei jeder Reinigung am Waschbecken mit Leitungswasser ausspülen. Nur wenn sich so Sekretablagerungen nicht entfernen lassen, müssen Sie eine spezielle Reinigungsbürste einsetzen.

Von außen säubern Sie die Kanüle mit einer sterilen Kompresse. Anschließend desinfizieren Sie die Kanüle nach der vom Hersteller empfohlenen Methode und legen sie in die Lagerungsbox.

Wechsel der äußeren Trachealkanüle

Die äußere Trachealkanüle muss regelmäßig unter sterilen Bedingungen gewechselt werden. Der Arzt bestimmt in der Regel das Intervall, es richtet sich nach dem Zustand des Stomas. Mehr als 28 Tage sollten allerdings nicht zwischen einem Wechsel liegen. Lediglich Silberkanülen können länger verbleiben und werden nur bei Bedarf ausgetauscht.(5)

Meist wird die Versorgung eines Tracheostomas und der regelmäßige Wechsel der Kanüle vom Arzt oder einem spezialisierten ambulanten Pflegedienst übernommen. Nur wenn Patienten oder ihre Angehörigen ausreichend geschult sind, können auch sie die äußere Kanüle wechseln.

Leben mit Tracheostoma

Träger, die ihr Tracheostoma selbst versorgen, können Sicherheit im Alltag erlangen, indem sie ein paar einfache Regeln beachten. So müssen die notwendigen Versorgungsschritte einen festen Platz im Tagesablauf bekommen. Bei den meisten Patienten stellt sich in der Regel schnell eine Routine ein.

Tipp
So können Angehörige Tracheostoma-Betroffene unterstützen

Durch ein Tracheostoma fühlen sich viele Stomapatienten in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt. Oft haben sie Angst vor Komplikationen. Mit Einfühlungsvermögen und Empathie können Sie als pflegender oder betreuender Angehöriger helfen, den Alltag zu bewältigen und wieder Normalität einkehren zu lassen.

Duschen und Baden

Beim Waschen und Duschen sollten Sie aufpassen, dass kein Wasser oder sogar Seife in das Tracheostoma gelangt. Fragen Sie Ihren Stomatherapeuten nach einem speziellen Duschschutz.

Als Tracheostoma-Träger sollten Sie es eher vermeiden, baden zu gehen: Die Gefahr ist zu groß, dass das Tracheostoma untertaucht und so Wasser hineingelangt.

Rasieren trotz Tracheostoma

Sie können sich auch mit einem Tracheostoma weiterhin im Gesicht und am Hals rasieren. Damit keine Haare in das Tracheostoma gelangen, sollten Sie eine Nassrasur durchführen. Denn Haare oder Bartstoppeln, die in das Tracheostoma gelangen, können die Atmung erschweren. Gelangt trotzdem etwas in die Luftröhre, ist ein Absaugen erforderlich.

Essen und Trinken

Mit einem Tracheostoma können Sie weiterhin ganz normal essen und trinken. Es wird sich erst einmal anders als gewohnt anfühlen, doch die meisten Patienten kommen nach der Gewöhnungsphase gut damit zurecht und haben keine gravierenden Einschränkungen.

Vermeiden Sie allerdings zu heiße Speisen oder Getränke. Der Grund: Mit einem Tracheostoma können Sie diese nicht durch Pusten abkühlen. Ist die Nahrung sehr trocken, sollten Sie beim Essen zwischendurch immer wieder kleine Schlucke trinken. Damit vermeiden Sie Reizungen beim Schlucken.

Info
Veränderung von Geschmack- und Geruchssinn bei Tracheostoma

Durch das Tracheostoma kann Ihr Geruchs- und Geschmackssinn beeinträchtigt werden. Halten Sie in diesem Fall Rücksprache mit Ihrem Stomatherapeuten oder Arzt.

Reisen mit Tracheostoma

Natürlich können Sie auch als Träger eines Tracheostomas verreisen oder Ausflüge machen, wenn ihre körperliche Konstitution es zulässt. Hier gilt der Grundsatz: Planung ist alles.

Vernachlässigen Sie niemals die regelmäßige Versorgung, während Sie unterwegs sind. Informieren Sie sich zum Beispiel vor einem Tagesausflug, wo und wann sie am besten die Reinigung der inneren Kanüle vornehmen können.

Tipp
Internationales Reise-Zertifikat für Stoma-Patienten

Mit einem Dokument oder Zertifikat („Internationales Reise-Zertifikat der European Ostomy Association“), das Ihr Arzt ausstellen kann, vermeiden Sie etwa bei einer Reise mit dem Flugzeug Schwierigkeiten. Es erklärt in mehreren Sprachen, warum und wozu Sie das Tracheostoma benötigen.

Häufig gestellte Fragen

Was ist ein Tracheostoma?

Ein Tracheostoma ist eine künstliche Öffnung an der Luftröhre (Trachea), die durch eine Operation hergestellt wird. Daran angelegt wird meist eine Kanüle, die das Atmen entweder unterstützt oder überhaupt ermöglicht. Es verhindert außerdem, dass Speichel oder Nahrung in die Luftröhre geraten. Ein Tracheostoma kommt häufig bei Beatmungspatienten im intensivmedizinischen Bereich zum Einsatz. Die Möglichkeit der Entwöhnung und Rückverlegung (englisch: Weaning) des Tracheostomas sollte regelmäßig überprüft werden.

Welche Komplikationen können bei einem Tracheostoma auftreten?

Zu den häufigsten Komplikationen, die beim Tragen eines Tracheostomas auftreten, zählen Druckgeschwüre, Verstopfungen durch Sekrete, Verletzungen von Gefäßen, Nerven, Haut oder Weichteilen sowie Entzündungen. Es können auch Verbindungsgänge zwischen Luftröhre und Speiseröhre entstehen. Ein gutes Versorgungsmanagement, eine regelmäßige Überprüfung durch den Facharzt und eine saubere Haut- und Kanülpflege beugen Komplikationen vor.

Wann kann ein Tracheostoma entfernt werden?

Ein Tracheostoma kann entfernt werden, sobald keine Beatmung mehr notwendig ist. Ein chirurgisches Tracheostoma bleibt in der Regel länger oder sogar für immer bestehen. Ein Perkutanes Dilatationstracheotomie (PDT) kommt dagegen nur für kurze Behandlungen, zum Beispiel auf der Intensivstation, zum Einsatz.

Darf ich mit einem Tracheostoma essen?

Patienten mit einem Tracheostoma können schlucken und kauen und sind somit in der Regel beim Essen und Trinken nicht beeinträchtigt. Jedoch kann sich Geschmacks- und Geruchssinn durch das Tragen eines Tracheostomas verändern.

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Erstelldatum: 1202.11.2|Zuletzt geändert: 5202.40.7
(1)
Singer, F. (k.A.): Indikation für ein Tracheostoma, Ratgeber Tracheostoma
https://www.tracheostoma.info/indikationen/ (letzter Abruf am 15.08.2023)
(2)
AMBOSS-Pflegewissen (2023): Tracheotomie und Tracheostoma
https://www.amboss.com/de/wissen/amboss-pflegewissen-tracheotomie-und-tracheostoma (letzter Abruf am 16.08.2023)
(3)
Bundesverband Medizintechnologie (BVMED) (2017): Empfehlung für die Versorgung von tracheotomierten Patienten
https://www.bvmed.de/de/bvmed/publikationen/broschueren-hilfsmittel/empfehlung-tracheotomieversorgung-2017 (letzter Abruf am 25.08.2023)
(4)
Bundesministerium für Gesundheit (BMG) (2020): Intensivpflege- und Rehabilitationsstärkungsgesetz, GKV-IPReG)
https://www.bundesgesundheitsministerium.de/intensivpflegegesetz.html (letzter Abruf am 15.08.2023)
(5)
pqsg – das Altenpflegemagazin im Internet: Tracheostoma: Wechsel der Außen- und der Innenkanüle
https://www.pqsg.de/seiten/premium/artikel/hintergrund-standard-tracheostoma.htm (letzter Abruf am 16.08.2023)
(6)
Bildnachweis
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Interview

"Unsere Tochter will spielen, lachen und entdecken – mit Tracheostoma"

Christine
Im Interview
Christine
Pflegt Tochter mit Tracheostoma

Mit der Geburt ihrer Tochter im Jahr 2020 wurde Christine nicht nur Mutter, sondern auch pflegende Mutter – denn ihre Tochter benötigt ein Tracheostoma. Aus der romantischen Babyblase wurde für sie ein intensivmedizinsicher Alltag. Einblicke in ihren Lebens- und Pflegealltag gibt sie auf ihrem Instagram-Account: tracheostoma_mausi_on_tour

Das Leben mit einem Tracheostoma ist für viele kaum vorstellbar, für andere eine täglich gelebte Realität voller Höhen und Tiefen. Im Interview mit pflege.de berichtet Christine, pflegende Mutter eines Kindes mit Tracheostoma, ehrlich und berührend von ihrer Reise: Von den ersten Tagen voller Unsicherheit und Ängste bis hin zu einem strukturierten Alltag, in dem Inklusion und Freude keinen Widerspruch darstellen. Heute hat ihre Tochter Pflegegrad 4 und einen Grad der Behinderung 100. Sie erzählt, wie sie trotz aller Herausforderungen den Mut gefunden hat, ihre Tochter mit Tracheostoma liebevoll, fürsorglich und mit einer großen Portion Gelassenheit zu begleiten.

Liebe Christine, möchten Sie uns erzählen, wann und wie es dazu kam, dass Ihre Tochter ein Tracheostoma benötigt?

Christine: Unsere Tochter hatte eine angeborene Fehlbildung – eine sogenannte Congenital Diaphragmatic Hernia, kurz CDH, oder einfacher gesagt: Zwerchfellhernie. Diese Hernie ist bei ihr für einen nicht regulär gewachsenen Lungenflügel verantwortlich.

Außerdem kam es dann noch etwas holprig dazu, dass sie als Frühchen auf die Welt geholt wurde. Ihre Lunge wurde zu einem lebensbedrohlichen Problem – viele kleine Katastrophen kamen dann zusammen, bis es im Zusammenhang mit einem Infekt zur absoluten Atemnot kam.

Dann folgten: Intubation. Intensivstation. Viele offene, schwere Entscheidungen. Liebe Ärzte.

Die einzige gewährte Sicherheit, dass wir unsere Tochter nicht verlieren, lag dann in der Tracheostomaanlage mit geplanter Heimbeatmung.

Mittlerweile ist die Beatmung keine 24/7 mehr nötig. Das erleichtert!

Was waren die größten Herausforderungen zu Beginn und wie haben Sie diese gemeistert?

Christine: Ich bin absolut nicht aus dem medizinischen Feld und generell überfordert, wenn jemand verletzt ist, aus medizinischen Gründen Hilfe braucht oder mehr blutet als „nur bei einer Schürfwunde“.

Jetzt mein Kind intensivmedizinisch versorgen zu müssen, war für mich anfangs ehrlich gesagt richtig schwierig!

Es ist ohnehin eine neue Lebenssituation als Mutter, in die man sich erstmal einfinden muss. Doch, wenn es täglich um das Leben des eigenen Kindes geht, ist das nochmal eine ganz andere Situation. Das verlangt einfach enorm viel ab.

Mittlerweile kann ich es ganz positiv sehen. Doch leider wird man in solchen Situationen nicht gefragt, wie es einem damit geht oder was man braucht. Man muss es einfach machen. Es wird vorausgesetzt.

Was genau meinen Sie damit, wenn Sie sagen: „Man muss es einfach machen“?

Christine: Ein Arzt – den ich sehr, sehr schätze – war dabei, als ich beispielsweise zum ersten Mal die Trachealkanüle bei meiner Tochter wechseln sollte.

Andere frisch gewordenen Eltern wechseln vielleicht zum ersten Mal die Windel. Und ich? Ich stand also da und musste an den Hals meiner Tochter. Hier ging es um keine alltägliche Situation, auf die man vorbereitet sein konnte. Bei dem, was ich da jetzt tun sollte, ging es schlichtweg um das Leben meiner Tochter.

Ich war also mehr als nur etwas aufgeregt. Dann hat der Arzt einfach so mal eben die Kanüle rausgezogen und meinte recht flapsig: „Los jetzt. Sie müssen, sonst kann sie nicht weiteratmen.“ Also legte ich los.

Das klingt jetzt vielleicht erstmal total erschreckend. Einfach ins kalte Wasser geschmissen werden. Einfach machen müssen. Doch rückblickend war diese Situation für mich ein so wichtiger Aha-Moment. Denn hier begriff ich schnell, wozu ich eigentlich im Stande bin.

Bis heute bleibe ich dem Motto „Einfach machen“ treu. Natürlich lese ich immer mal wieder Fachliteratur und habe mir mittlerweile gewisse Skills angeeignet – und eine zusätzliche Portion Gelassenheit.

Haben Sie im Vorfeld bestimmte Unterstützung erhalten, mit der Sie sich auf die Gesamtsituation vorbereiten konnten?

Christine: Nein, leider gibt es das in so einer Akutsituation nicht. Entscheidungen gehen schnell. Gespräche sind knallhart und auf einmal ist man in einer neuen Lebenssituation.

Auf der Intensivstation waren aber ganz wunderbare Menschen, die uns alles Stück für Stück beigebracht haben. Mal mehr, mal weniger geduldig.

Was mir besonders geholfen hat, war eine ganz liebe Krankenschwester, welche von ihrer Nichte erzählt hatte. Der kleine Sonnenschein hat auch ein Tracheostoma.

Die Erzählungen, dass sie auf dem Bobbycar durch die Gegend flitzt und ein kleiner Frechdachs sei, haben mir irgendwie Mut gemacht. Leichtigkeit wars zwar noch keine – aber es wurde leichter. Eine gewisse Motivation kam hoch, auch unserer Tochter all dies ermöglichen zu wollen.

Wie sieht ein typischer Tag bei Ihnen aus?

Christine: Unser Tag ist sehr durchstrukturiert – wir haben einen Pflegedienst, der uns dabei unterstützt, den Tag so zu gestalten, wie wir es eben tun.

Es gibt feste medizinisch pflegerische Rituale – aber auch spontan nötige Handlungen oder Interventionen. Über die Jahre haben wir Abläufe gestaltet, die wir als Eltern Hand in Hand erledigen.

Nach dem Aufstehen kommen die meisten fixen medizinischen Handgriffe: Inhalieren, Medikamentengabe, Absaugen, der Wechsel von der Beatmung an das Sprechventil, Morgenhygiene. Und zu guter Letzt wird noch eine große Ladung an Kram für den Alltag im Kindergarten zusammengepackt.

Dann kommt „die Pflegefee“ und wir bringen sie zusammen mit unserer Tochter in den Kindergarten. Ja richtig – Kindergarten mit Tracheostoma, Beatmung und Pflegedienst ist möglich.

Spannend, können Sie uns noch mehr dazu erzählen?

Christine: Natürlich. Bei uns klappt das Thema Inklusion nach einer kleinen Bauchlandung sehr gut. Unsere Lösung lautet: Regelkrippengruppe in einer Inklusiven Kita. Teilhabe ist hier nicht nur ein Wort, sondern gelebter Alltag.

Pflegerische Maßnahmen werden im Gruppenraum durchgeführt – und bei Fragen darüber gesprochen. Kinder sind sehr sensibel und verständnisvoll. Schnell waren gewisse Regeln klar. Was zum Beispiel auf keinen Fall „angefasst werden darf“ oder wo auch andere Kinder mal helfen können.

Ansonsten ist der Alltag wie in jeder anderen Kinderkrippe: Gemeinsames Spielen, Lachen, Weinen, Rumflitzen oder ganz einfach Spaß haben.

Gegen 14 Uhr hat aber auch das ein Ende und es geht wieder nach Hause.

Und wie gestalten Sie den restlichen Tag?

Christine: Nach dem Kindergarten macht „die Pflegefee“ Feierabend und es folgt Mama-Tochter-Zeit. Auch hier ist das Tracheostoma kein Hindernis, am Nachmittag spazieren zu gehen, zu spielen, im Sommer bisschen zu planschen oder sich mit anderen Kindern zu verabreden und Spaß zu haben.

Nach dem Abendessen geht’s auch schon wieder ins Bett. Die üblichen pflegerischen Handgriffe wie Inhalieren, Absaugen und Reinigung der Einstichstelle des Tracheostomas stehen an.

Das Sprechventil kommt wieder ab und die Beatmung für die Nacht dran. Monitor ein und Guts Nächtle. Bis zum neuen Tag!

Sie sagten ja bereits „sehr durchstrukturiert“ – stimmt! Aber der „Lebensalltag“ scheint auf jeden Fall nicht zu kurz zu kommen. Doch sprechen wir nochmal über den Pflegealltag. Welche besonderen Pflege-Maßnahmen führen Sie beim Tracheostoma Ihrer Tochter durch?

Christine: Pflegerisch sind es eher kleinere Handgriffe, die zusätzlich zu unserem Familienalltag hinzukommen.

Regelmäßiges Inhalieren, um die Atemwege zu befeuchten.

Absaugen, um überschüssiges Sekret aus der Kanüle zu entfernen und somit die Luftzufuhr gewährleisten. Das ist nicht planbar. Gerade bei einem Infekt kann das sehr oft nötig sein.

Die Pflege der Kanüle. Die Einstichstelle des Stomas muss, je nach Hautsituation, mehrmals täglich gereinigt beziehungsweise gepflegt werden. Es gibt jeden Tag ein neues Kanülenhaltebändchen und bei jeder Reinigung beziehungsweise je nach Bedarf ein neues Kanülenpad, welches überschüssige Feuchtigkeit rund um das Stoma aufsaugt und gleichzeitig als Polster dient.

Die Kanüle wechseln wir jede Woche. Hier gibt es unterschiedliche Regeln. Ärzte haben andere Meinungen als die Hersteller. Wir wechseln immer sonntags nach dem Baden die Kanüle. Ich denke, da findet jeder für sich den passenden Weg.

Dann wird das Sprechventil noch täglich ausgewaschen. Ein Neues gibt es nur alle zwei Monate.

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Welche Hilfsmittel und medizinischen Geräte benötigen Sie für die Versorgung des Tracheostomas im Alltag?

Christine: Eines der wichtigsten medizinischen Geräte ist unser Absauger.

Mit dem „Saugi“ können wir unserer Tochter immer helfen, das Sekret, welches sie hochhustet und nicht selbstständig aus der Kanüle „husten kann“, abzusaugen.

Das muss manchmal schnell gehen – deswegen ist der immer griffbereit gepackt. Zum Absaugen sind sterile Absaugkatheter nötig. Diese sind immer in „Saugi-Nähe“.

Ein Inhalationsgerät ist auch immer mit dabei. Wir können unseres über die Powerbank und USB-Kabel laufen lassen. Gerade für unterwegs ist das besonders praktisch.

Inhaliert wird meistens mit einer isotonischen Kochsalzlösung. Alles, was flüssig ist, kann hier durch und inhaliert werden. Von gröberer Salzlösung bis hin zum Antibiotika.

Stets mit dabei haben wir außerdem einen Notfallrucksack, der immer aktuell gepackt ist mit diversesten Materialien. Von einer neuen Ersatzkanüle bis hin zum Beatmungsbeutel. Kanülenhaltebändchen, frische Kanülenpads, … – alles, was man eben unterwegs so brauchen könnte, ist hier ordentlich und griffbereit verstaut.

Nachts ist unsere Tochter derzeit an der Beatmung. Das ist aber ein extra Thema, was den Rahmen hier sprengen würde.

Wie gestalten Sie die Pflege außerhalb des häuslichen Umfelds, zum Beispiel bei Ausflügen? Müssen Sie besondere Vorkehrungen treffen?

Christine: Das Allerwichtigste ist, sich überhaupt zu trauen und loszulegen. Alles andere findet sich dann.

Wir haben uns anfangs ganz viele Listen geschrieben, was wichtig ist, was wir mitnehmen müssen – so ist beispielsweise auch der Notfallrucksack entstanden, der immer und überall dort ist, wo auch unsere Tochter ist.

Außerdem hatte ich eine Liste für große Ausflüge, eine für kleine Spaziergänge.

Hier mal eine kleine lustige Notiz am Rande: Es standen nach einer gewissen Zeit dann auch „kindertypische Teile“ auf den Listen, weil wir so etwas wie den Schnuller dann daheim liegen haben lassen, aber medizinisch top ausgestattet waren.

Jedenfalls wird man so von Mal zu Mal routinierter und entspannter. Das geht eben nur, wenn man es auch anpackt und loslegt. Deswegen: Mut tut gut! Raus und die Welt entdecken – auch mit Tracheostoma.

Immer mit dabei haben wir jetzt also unseren Notfallrucksack und den Absauger.

Und wie sieht es mit Terminen wie zum Beispiel Arztbesuchen aus?

Christine: Was wir terminlich beachten, ist zum Beispiel einen Arzttermin oder Ähnliches so zu legen, dass immer eine zweite Person mit dabei sein kann.

Eine Person sollte pflegerische Interventionen gewährleisten können, beispielsweise beim Autofahren. Es kann nämlich passieren, dass man schnell absaugen muss. Man kann nicht immer überall einfach anhalten. Deswegen sollte eine Person handeln können.

Kinder – besonders unseres – spielen recht gern an der Kanüle oder den Kanülenbändchen. Das heißt also auch, dass die Kanüle mal „rausrutschen kann“ und man diese wieder legen muss. Auch das bekommt man nicht mal eben fix hin, während man autofährt.

Aber keine Sorge – auch das wird einfacher.

Wenn beim Blödsinnmachen dann noch die feuchte Nase dazu kommt oder das Sprechventil quer durchs Auto fliegt, wird’s ebenfalls spannend, wenn man alleine ist. Aber auch hier wird man routinierter, findet seinen Umgang damit und bekommt eine gewisse Handlungssicherheit.

Gibt es noch etwas, das Sie anderen Eltern mitgeben möchten, die neu mit der Tracheostoma-Pflege konfrontiert sind?

Christine: Auf jeden Fall! Die erste Zeit kann ehrlicherweise schwierig sein. Davon darf man sich aber auf keinen Fall bremsen oder gar abschrecken lassen. Das Tracheostoma ist ja durchaus eine Chance für das Leben. Und alles rund um die Pflege dazu lässt sich lernen.

Am meisten hat mir – auch wenn es abgedroschen klingen mag – der Austausch mit anderen pflegenden Angehörigen geholfen. Gespräche über zum einen Erlebtes, aber dann eben auch das gegenseitige Austauschen von praktischen Tipps und Tricks.

Welche Kanülenhaltebändchen sind am flauschigsten? Welche Salbe kann ich nehmen bei einer leichten Rötung. Wer kann gegebenenfalls mal mit etwas aushelfen, falls es nicht lieferbar ist, und so weiter.

Die Social-Media-Welt bietet hier die größte und weitläufigste Plattform für einen guten Austausch. Ob ein Eins-zu-Eins-Austausch, größere Gruppen oder Kanäle, bis hin zu Angeboten für Webinare gibt es viele Möglichkeiten sich zu vernetzen.

Also mein Rat an Eltern in ähnlicher Situation: Verbündete finden. Loslegen. Für sich und die Person, die das Tracheostoma trägt, herausfinden, was guttut – was das Richtige ist.

Und nur, weil manche Personen eine Meinung haben, wie es gemacht werden muss oder medizinische Standards im Krankenhaus einen um die Ohren fliegen, heißt das noch lange nicht, dass das wirklich das Beste in der (häuslichen) Pflege ist.

Über Instagram teile ich unsere Erfahrungen im Alltag, die möglichen Inhalte des Notfallrucksacks und unsere Listen. Natürlich findet bei uns auch viel Austausch statt. Kommt also gerne jederzeit dazu! Ihr findet meinen Instagram-Account unter dem Namen: tracheostoma_mausi_on_tour

Danke für dieses wertvolle Interview, liebe Christine! Wir wünschen Ihnen alles Gute.

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Kinderpflege braucht mehr Beachtung: pflege.de-Studie 2023
Erstelldatum: 5202.20.12|Zuletzt geändert: 5202.60.91
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