Definition: Altersschwerhörigkeit
Altersschwerhörigkeit meint das langsam nachlassende Hörvermögen aufgrund natürlicher Alterungsprozesse ab dem 50. Lebensjahr. Der medizinische Fachbegriff hierzu lautet Presbyakusis.
Aber nicht jede Schwerhörigkeit, die im Alter auftritt, ist auch eine sogenannte Altersschwerhörigkeit. Die Altersschwerhörigkeit ist lediglich eine bestimmte Form von Schwerhörigkeit. Sie gehört zur sogenannten Schall-Empfindungs-Schwerhörigkeit.
In der Regel tritt die Altersschwerhörigkeit auf beiden Ohren (beidseitig) auf, ist gleich stark (symmetrisch) und verschlechtert sich zusehends, wenn sie nicht behandelt beziehungsweise ausgeglichen werden kann.
Laut einer Studie aus 2022 schätzen sich rund neun Millionen Menschen in Deutschland selbst als hörgemindert ein.(1)(2)
Altersschwerhörigkeit: Ursachen
Wir hören hervorragend, wenn unsere Ohren und unser Gehirn gesund und jung sind.
Mit zunehmendem Alter leiden aber vor allem die sogenannten Haarzellen in den Ohren und können den Schall nicht mehr so gründlich verarbeiten wie in jungen Jahren. Sie nutzen sich ab, wodurch ältere Menschen akustische Reize meist nicht mehr so deutlich wahrnehmen.
Bei einer Presbyakusis liegt die Ursache also vor allem im ganz normalen körperlichen Alterungsprozess, der eben auch unsere Ohren betrifft.
Risikofaktoren für Schwerhörigkeit im Alter
Grundsätzlich wird nicht jeder Mensch im Alter schwerhörig. Bestimmte Faktoren können das Risiko für eine Altersschwerhörigkeit jedoch erhöhen:
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Durchblutungsstörungen
- Hohe Lärmbelästigung
- Erblich bedingte Faktoren
- Diabetes mellitus
- Rauchen
- Hörsturz
Arten von Schwerhörigkeit
Eine Schwerhörigkeit an sich kann in jedem Lebensalter auftreten und unterschiedliche Ursachen haben. Die Medizin unterscheidet zwischen drei Arten von Schwerhörigkeit:(3)
- Schall-Leitungs-Schwerhörigkeit
- Schall-Empfindungs-Schwerhörigkeit
- Kombinierte Schallleitungs- und Schallempfindungsschwerhörigkeit
Weitere Kategorien zur Einstufung einer Schwerhörigkeit sind eine zentrale Schwerhörigkeit sowie eine einseitige Schwerhörigkeit.
Schall-Leitungs-Schwerhörigkeit
Bei einer Schall-Leitungs-Schwerhörigkeit ist die Weiterleitung des Schalls vom Trommelfell bis ans Innenohr gestört, beispielsweise nach Verletzungen des Trommelfells. Diese Form der Schwerhörigkeit tritt besonders häufig bei Kindern und Jugendlichen auf.
Sie kann
- erblich bedingt sein – auch sogenannte hereditäre oder genetisch bedingte Schwerhörigkeit
- oder aber aufgrund verschiedener Auslöser vorübergehend (akut) oder über einen längeren Zeitraum (chronisch) auftreten.
Eine akute Schallleitungs-Schwerhörigkeit tritt meist durch Fremdkörper oder einen Ohrenschmalzpfropfen auf, der oft durch unsachgemäße Reinigung, beispielsweise mit Wattestäbchen, tiefer in den Gehörgang gedrückt wird. Auch infektiöse Mittelohrerkrankungen wie eine akute Mittelohrentzündung gehören zu den typischen Auslösern. Chronische Ursachen hingegen umfassen unter anderem eine chronische Mittelohrentzündung, spezielle Funktionsstörungen oder eine Verknöcherung im Ohr, die die Schallübertragung nachhaltig beeinträchtigen können.

Schall-Empfindungs-Schwerhörigkeit
Bei einer Schall-Empfindungs-Schwerhörigkeit ist die Schallempfindung gestört. Etwa, weil die Haarzellen nicht mehr gut genug funktionieren oder der Hörnerv geschädigt ist.
Auch die Schall-Empfindungs-Schwerhörigkeit kann sowohl akut als auch chronisch auftreten:(4)
- Akute Ursachen sind unter anderem ein Hörsturz, verschiedene Innenohrerkrankungen, Multiple Sklerose, bestimmte Infektionskrankheiten und medikamentöse Nebenwirkungen.
- Chronische Ursachen umfassen unter anderem chronische Erkrankungen wie beispielsweise Diabetes mellitus, ein höheres Alter, gutartige Tumore, angeborene Fehlbildungen und Gefäßverengungen.
Kombinierte Schallleitungs- und Schallempfindungsschwerhörigkeit
Bei einer kombinierten Schallleitungs- und Schallempfindungsschwerhörigkeit liegen, wie der Name bereits sagt, beide Arten der Schwerhörigkeit vor. Diese Form wird auch kombinierte Schwerhörigkeit genannt.
Sie kann beispielsweise bei Erkrankungen des Mittel- und Innenohrs auftreten.
Zentrale Schwerhörigkeit durch Schlaganfall oder Demenz
Bei Menschen, die einen Schlaganfall erlitten haben, kann es zu einer zentralen Schwerhörigkeit kommen. Dann ist die Ursache nicht etwa im Ohr zu suchen, sondern in einer Schädigung im Gehirn.
Auch eine Demenz kann eine zentrale Schwerhörigkeit auslösen.
Einseitige Schwerhörigkeit
Ein Hörverlust auf einer Seite ist eine sogenannte einseitige Schwerhörigkeit. Sie kann – ebenfalls wie die beidseitige Schwerhörigkeit – viele Ursachen haben.
Bei einer plötzlich einsetzenden einseitigen Schwerhörigkeit kann ein Hörsturz oder eine Tumorerkrankung der betroffenen Seite häufig die Ursache sein.
Aber auch eine Infektion mit Herpes-Viren kann den Hörnerv so schädigen, dass es zu einer einseitigen Schwerhörigkeit kommt.
Wie Sie lesen, gibt es viele Formen einer Schwerhörigkeit. In Deutschland sind wir technisch und medizinisch sehr gut aufgestellt. Der gelernte Hörgeräteakustiker hat weltweit einen der besten Stellenwerte. Lassen Sie sich von Ihrem Hals-Nasen-Ohren-Arzt (HNO) oder Hörakustiker Ihrer Wahl beraten.

Hörschädigung: Schweregrade
Experten teilen die Hörschädigungen in verschiedene Stadien beziehungsweise Schweregrade ein: von leichter Schwerhörigkeit (geringgradig) bis an Taubheit grenzend. Per Audiogramm ermitteln sie dafür, wie laut ein Ton sein muss, damit er von einem Betroffenen wahrgenommen werden kann.
Der Grad der Hörschädigung wird dann in Dezibel, kurz dB, angegeben. Dezibel ist die Messeinheit für Lautstärke.
Einteilung nach der WHO-Klassifikation
Die Weltgesundheitsorganisation, kurz WHO, hat zuletzt in 2021 eine aktualisierte Klassifikation zur Einteilung einer Schwerhörigkeit veröffentlicht.
Nach dieser Klassifikation wird eine Hörschädigung bei erwachsenen Menschen in sechs Schweregrade unterteilt. Das Hauptkriterium für die Einteilung ist die Hörschwelle im besser hörenden Ohr, gemessen in Dezibel:(5)
- Leichter Hörverlust: 20 bis unter 35 Dezibel
- Mäßiger Hörverlust: 35 bis unter 50 Dezibel
- Mäßig starker Hörverlust: 50 bis unter 65 Dezibel
- Starker Hörverlust: 65 bis unter 80 Dezibel
- Schwerer Hörverlust: 80 bis unter 95 Dezibel
- Vollständiger Hörverlust: 95 Dezibel und mehr
Alltagsbeispiele zur Orientierung
Zur leichteren Einordnung der jeweiligen Hörschwelle gibt die WHO Alltagsbeispiele für zwei verschiedene Akustikbedingungen an die Hand:
- Hörerlebnis in einer ruhigen Umgebung
- Hörerlebnis in einer lauten Umgebung
Leichter Hörverlust
- Hörerlebnis in einer ruhigen Umgebung: Keine Schwierigkeiten beim Hören gesprochener Sprache
- Hörerlebnis in einer lauten Umgebung: Mögliche Schwierigkeiten beim Hören gesprochener Sprache
Mäßiger Hörverlust
- Hörerlebnis in einer ruhigen Umgebung: Mögliche Schwierigkeiten beim Hören gesprochener Sprache
- Hörerlebnis in einer lauten Umgebung: Schwierigkeiten beim Hören von und Teilnehmen an Unterhaltungen
Mäßig starker Hörverlust
- Hörerlebnis in einer ruhigen Umgebung: Schwierigkeiten beim Verstehen von Gesprächen; hohe Stimmen können ohne Schwierigkeiten gehört werden
- Hörerlebnis in einer lauten Umgebung: Schwierigkeiten, das meiste Gesprochene zu hören und an Gesprächen teilzunehmen
Starker Hörverlust
- Hörerlebnis in einer ruhigen Umgebung: Hört die meisten Gespräche nicht; hat möglicherweise Schwierigkeiten, hohe Stimmen zu hören und zu verstehen
- Hörerlebnis in einer lauten Umgebung: Extreme Schwierigkeiten, das Gesprochene zu hören und an Gesprächen teilzunehmen
Schwerer Hörverlust
- Hörerlebnis in einer ruhigen Umgebung: Extreme Schwierigkeiten beim Hören hoher Stimmen
- Hörerlebnis in einer lauten Umgebung: Unterhaltungen können nicht gehört werden
Vollständiger Hörverlust (Taubheit)
- Hörerlebnis in einer ruhigen sowie lauten Umgebung: Hören von Gesprochenem und der meisten Umweltgeräusche ist nicht möglich
Presbyakusis-Diagnose: Hörtest & Audiogramm
Die Diagnostik einer Altersschwerhörigkeit durch einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt oder Hörgeräte-Akustiker geht in der Regel schnell, einfach und ist schmerzfrei.
Mit einem sogenannten Ton-/Sprachaudiogramm werden hohe und tiefe Töne in langsam ansteigender Lautstärke über Kopfhörer oder Lautsprecher eingespielt. Der Patient signalisiert durch einen Tastendruck, ab welcher Lautstärke er etwas hört.
Typisch für eine Altersschwerhörigkeit ist insbesondere der Hörverlust hoher Töne.
Ein HNO-Arzt wird sich darüber hinaus ein sehr genaues Bild vom gesamten körperlichen Zustand des Patienten machen:
- Er wird Sie ausführlich über Ihren allgemeinen gesundheitlichen Zustand befragen.
- Mit einer Ohrenspiegelung prüft er Ihr Trommelfell.
- Mit einer Impedanzmessung prüft er die Druckverhältnisse im Mittelohr und die Funktionsfähigkeit der Gehörknöchelchen. Die Untersuchung ist schmerzfrei. Patienten hören lediglich ein paar kurze laute Töne – und der HNO-Arzt misst die Reaktion auf das Trommelfell.
- Mit einer Blutuntersuchung wird er andere Krankheiten als Ursache für die Hörschwäche ausschließen.
- Bildgebende Verfahren wie Computer- oder Kernspintomografie erlauben den Ausschluss von Krebserkrankungen, Verletzungen und Entzündungen.
Presbyakusis: Behandlung/Therapie
Es gibt verschiedene Wege, mit denen Sie einer Altersschwerhörigkeit je nach Ursache entgegenwirken können. Darunter fallen unter anderem:(6)
- Hörgeräte
- Cochlea-Implantate
- Tinnitus-Kombigeräte
Weitere Behandlungs- und Therapiemöglichkeiten bei einer Schwerhörigkeit oder einem Hörverlust sind etwa folgende:
- Hör-Training
- Gebärdensprache
- Lippenlesen
Auch Depressionen wie zum Beispiel Altersdepressionen, Ängste oder andere emotional belastende Situationen können die Hörfähigkeit im Alter einschränken. In diesem Fall empfehlen sich psychotherapeutische Behandlungsmöglichkeiten.
Hörgeräte bei Altersschwerhörigkeit
Hörgeräte als Lösung bei Altersschwerhörigkeit sind besonders geeignet, um eine Schwerhörigkeit im Alter zu kompensieren.
Vor allem, wenn sie frühzeitig eingesetzt werden, können sie die Folgen einer Altersschwerhörigkeit gut ausgleichen und den weiteren Hörverlust verlangsamen oder ganz stoppen. Denn die Schallempfindungsstörungen lassen sich mit einer Hörhilfe in der Regel stark verbessern.(2)
Es gibt eine Vielzahl an Hörgeräten als Lösung bei Altersschwerhörigkeit, zum Beispiel In-Ohr-Geräte für hochgradige Schwerhörigkeit oder die bekannten Hinter-dem-Ohr-Geräte.
Cochlea-Implantat bei Altersschwerhörigkeit
Ist der Hörnerv noch intakt, aber die Funktion des Innenohrs gestört, kann ein Cochlea-Eingriff die Lösung einer Altersschwerhörigkeit sein. Ein Cochlea-Implantat, das in einer kleinen Operation eingesetzt wird, übernimmt dann die Funktion der Hörschnecke (Cochlea). Das Implantat ist ein sehr kleines, elektronisches Gerät, das dort aushilft, wo das Innenohr ausfällt.
Das Cochlea-Implantat, kurz CI, ist mehr als nur eine Hörhilfe. Es ist ein Ersatz, der die Tonsignale an das Gehirn überträgt. Deshalb eignet sich ein solches Implantat schon bei einem mittelgradigen Hörverlust auf beiden Ohren, insbesondere wenn herkömmliche Hörhilfen keinen oder nur einen geringen Effekt erzielen. Das Cochlea-Implantat erfreut sich immer größerer Beliebtheit und stellt damit eine zunehmend attraktive Alternative zum Hörgerät dar.(2)
Wir in der Hörakustik empfehlen nur dann Cochlea-Implantate, wenn Hörgeräte nicht mehr ausreichen beziehungsweise keine Verbesserung damit erzielt wird.

Kombigeräte bei Altersschwerhörigkeit durch Tinnitus
Ist ein Tinnitus die Ursache für die Schwerhörigkeit im Alter, kommen sogenannte Tinnitus-Kombigeräte in Frage.
Dies ist ein Hörgerät mit der sogenannten zusätzlichen Tinnitus-Noiser-Funktion. Der Tinnitus-Noiser erzeugt ein leises Rauschen, quasi als Gegenton zum Tinnitus.
Tinnitus-Kombigeräte sind für Menschen geeignet, die eine Hörminderung haben und zusätzlich an einem Tinnitus leiden. HNO-Ärzte können ein Rezept hierfür ausstellen.

Schwerhörigkeit: Anspruch auf Schwerbehindertenausweis prüfen
Ab wann eine Schwerhörigkeit als Behinderung anerkannt wird, beurteilt in der Regel ein Gutachter. Denn die genaue Bestimmung der dafür geltenden Faktoren ist sehr komplex. Erst nach einem Gutachten wird ein GdB (Grad der Behinderung) beziehungsweise GdS (Grad der Schädigungsfolgen) zuerkannt.
Das Merkzeichen „Gl“ in einem Schwerbehindertenausweis erhalten etwa gehörlose Menschen.
Häufig gestellte Fragen
Was ist Presbyakusis?
Unter Presbyakusis versteht die Medizin das langsam nachlassende Hörvermögen aufgrund physiologischer Alterungsprozesse ab dem 50. Lebensjahr. Die umgangssprachliche Altersschwerhörigkeit tritt in der Regel auf beiden Ohren (beidseitig) auf, ist gleich stark (symmetrisch) und verschlechtert sich zusehends, wenn sie nicht behandelt beziehungsweise ausgeglichen werden kann.
Welche Arten von Schwerhörigkeit gibt es?
Experten unterscheiden zwischen drei Arten von Schwerhörigkeit: Schall-Leitungs-Schwerhörigkeit, Schall-Empfindungs-Schwerhörigkeit und kombinierte Schallleitungs- und Schallempfindungsschwerhörigkeit. Weitere Kategorien zur Einstufung einer Schwerhörigkeit sind eine zentrale Schwerhörigkeit sowie eine einseitige Schwerhörigkeit.
Ab wann gilt eine Schwerhörigkeit als Behinderung?
Dies beurteilt in der Regel ein Gutachter, denn die genaue Bestimmung der dafür geltenden Faktoren ist sehr komplex. Erst nach einem Gutachten wird ein GdB (Grad der Behinderung) beziehungsweise GdS (Grad der Schädigungsfolgen) zuerkannt. Das Merkzeichen „Gl“ in einem Schwerbehindertenausweis erhalten etwa gehörlose Menschen.
Woran erkennt man eine Taubheit im Schwerbehindertenausweis?
An dem Merkzeichen „Gl“, was für gehörlos steht.
Kann man früher in Rente wegen einer Schwerhörigkeit?
Je nach Schweregrad kommt für schwerhörige Betroffene eine Erwerbsminderungsrente in Frage. Voraussetzung hierfür ist ein Grad der Behinderung (GdB) von mindestens 50, mit der Anspruch auf einen Schwerbehindertenausweis besteht.