Was sind Vitalzeichen oder Vitalwerte?
Als Vitalzeichen, oft auch Vitalparameter oder Vitalwerte genannt, bezeichnet man die wahrnehmbaren Lebensfunktionen eines Menschen. (1)
Grundsätzlich unterscheidet man in Vitalzeichen erster und zweiter Ordnung. Zu den Vitalzeichen erster Ordnung gehören:
- Bewusstsein
- Atmung
- Blutdruck
- Puls
- Körpertemperatur
Die Vitalzeichen erster Ordnung haben unmittelbaren Einfluss auf das Überleben. Die Vitalzeichenkontrolle, also das Vitalparameter messen, gibt demnach Auskunft über die lebenswichtigen Körperfunktionen des Menschen.
Zu den Vitalzeichen zweiter Ordnung gehören beispielsweise der Blutzucker, der Wasserhaushalt, Schmerzen oder das Körpergewicht. Diese Vitalzeichen, die nicht unmittelbar lebensnotwendig sind, geben zusätzliche Informationen über den Gesundheitszustand. (2)
Vitalzeichen messen: Warum erhebt man Vitalwerte?
Bei Pflegebedürftigkeit oder im Alter kann der Körper durch Krankheiten, Medikamenteneinwirkungen oder den natürlichen Alterungsprozess beeinträchtigt sein. Ältere oder pflegebedürftige Menschen sind in dem Zuge anfälliger für Gesundheitsverschlechterungen. Diese können sich durch abrupte oder schleichende Veränderungen der Vitalzeichen äußern.
Das Erheben der Vitalwerte gehört also zum Pflegewissen für pflegende Angehörige: Wenn Sie regelmäßig die Vitalparameter messen, beziehungsweise bei Ihrem pflegebedürftigen Angehörigen die Vitalzeichen kontrollieren, können Sie frühzeitig auf Veränderungen reagieren und angemessene medizinische Maßnahmen einleiten. So können Sie dazu beitragen, dass sich der Zustand der betroffenen Person stabilisiert oder verbessert.
Damit erhalten Sie als Pflegeperson nicht nur die Lebensqualität Ihres Angehörigen, Sie können auch aktiv Notfallsituationen vorbeugen.
Normwerte von Vitalwerten
Jeder Körper ist anders, dennoch gibt es für die Vitalzeichen bestimmte Normwerte. Das bedeutet, dass für die jeweiligen Vitalwerte ein Bereich gilt, in dem sie sich bewegen sollten.
Normale Vitalwerte beziehungsweise unbedenkliche Vitalzeichen sind: (3)
Wichtig ist, auch den zeitlichen Verlauf der Vitalparameter zu beachten, da sich hieraus auch wichtige Erkenntnisse ergeben können. So können zum Beispiel grenzwertig hohe oder niedrige Vitalparameter abklärungsbedürftig sein. Zum Beispiel, wenn Sie beim Betroffenen dauerhaft eine Atemfrequenz von 18 pro Minute und eine Herzfrequenz von 80 pro Minute messen.
Blutdruck messen
Mit der Blutdruckmessung werden Blutdruckwerte gemessen. Diese sind aussagekräftig, um beispielsweise Bluthochdruck feststellen zu können. Damit können unter anderem Herz-Kreislauf-Erkrankungen früh erkannt werden. Außerdem kann so die medikamentöse Therapie kontrolliert werden.
In der professionellen Pflege ist die Messung mit einem Blutdruckmessgerät üblich, das aus Druckmanschette, Manometer, Ballon und Stethoskop besteht.
In der häuslichen Pflege wird häufiger ein automatisches, digitales Gerät verwendet. Nicht jedes Gerät liefert genaue Ergebnisse: Auf der Seite der deutschen Hochdruckliga finden Sie geprüfte Blutdruckmessgeräte.
Arten der Blutdruckmessung © pflege.de
Mit der Blutdruckmessung erheben Sie (5)
- den systolischen Druck (oberer Messwert). Dieser Wert sagt aus, wie hoch der Druck während der Anspannungs- und Auswurfsphase der linken Herzkammer ist. Der systolische Druck liegt normalerweise zwischen 110 und 130.
- den diastolischen Druck (unterer Messwert). Dieser Wert beschreibt den niedrigsten Druck während der Entspannungs- und Erweiterungsphase des Herzmuskels. Er wird wie der systolische Druck in mmHg (Millimeter-Quecksilbersäule) angegeben und sollte zwischen 80 und 89 liegen.
Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Messen des Blutdrucks
Sie können den Blutdruck kontrollieren, indem Sie ein automatisches, digitales Gerät verwenden. Außerdem sollten Sie (6)
- das Gerät nach Bedienungsanleitung anlegen. Es gibt Geräte, die Sie an den Oberarm anlegen und Geräte, die für das Handgelenk bestimmt sind.
- dafür sorgen, dass Ihr Angehöriger kurz vor der Messung entspannt. Er sollte also Tätigkeiten wie Sprechen oder Fernsehen vermeiden. Sport sollte er bis mindestens 30 Minuten vor dem Messen vermeiden.
- die Manschette auf Herzhöhe anlegen. Dafür kann Ihr Angehöriger entspannt auf einem Stuhl sitzen, die Füße auf dem Boden. Wenn Sie ein Gerät haben, das am Handgelenk sitzt, können Sie seinen Arm auf einem Kissen auf dem Tisch ablegen. Ist Ihr Angehöriger bettlägerig, sollte die Messung liegend erfolgen. Wichtig ist auch hier, dass der Arm auf Herzhöhe liegt. Das können Sie erreichen, indem Sie ein dünnes Kissen unter den Arm legen.
- zwei Mal hintereinander messen und sich den zweiten Wert notieren.
- die Ergebnisse dokumentieren.
Je nach Grunderkrankung können Sie den Blutdruck ein bis drei Mal täglich kontrollieren. (7)
Puls messen
Wenn Sie den Puls kontrollieren, gewinnen Sie eine Auskunft darüber, wie oft das Herz in der Minute schlägt.

So messen Sie den Puls © pflege.de
Die Pulskontrolle ermöglicht damit Rückschlüsse auf die aktuelle Herz- und Kreislaufsituation von Betroffenen.
Anleitung zur korrekten Pulsmessung
Den Ruhepuls sollten Sie in einem entspannten Zustand messen. Geeignet dafür ist vor allem die Messung an der sogenannten Speichenarterie, einem Blutgefäß an der Innenseite des Handgelenks.
Gehen Sie wie folgt vor: (8)
- Bringen Sie die Person, bei der Sie den Puls messen, in eine ruhige Position. Achten Sie darauf, dass sie einige Minuten vor der Messung bereits entspannt sitzt.
- Legen Sie zwei oder drei Finger (nicht den eigenen Daumen verwenden zum Messen) auf die Innenseite des Handgelenks, unterhalb des Daumens Ihres Angehörigen.
- Zählen Sie die Pulsschläge für 30 Sekunden mit.
Wenn Sie den Puls regelmäßig messen, ist es wichtig, dass Sie diesen immer unter gleichen Bedingungen ermitteln, beispielsweise immer nach dem Essen und im Sitzen. (9)
Atmung beobachten
Die meisten Menschen atmen ganz unbewusst, ein gesunder Erwachsener beispielsweise atmet etwa 12- bis 18-mal in der Minute.
Besonders bei pflegebedürftigen Menschen sollte die Atmung aber sorgfältig überwacht werden. Abweichungen können nämlich auf schwere Erkrankungen hinweisen.
Natürlich müssen Sie die Atmung eines Pflegebedürftigen nicht rund um den Tag überwachen – allerdings sollten Sie ihn bei Auffälligkeiten genau beobachten.
Situationen, bei denen Sie die Atmung beobachten sollten, sind beispielsweise:
- Bei Verschlechterung des Gesundheitszustandes
- Wenn der Pflegebedürftige Fieber oder eine Infektion hat
- Nach Stürzen oder Unfällen
- Bei der Einnahme neuer Medikamente, die Nebenwirkungen haben, die die Atmung beeinflussen
Atmung messen: Wie man die Atmung richtig beobachtet
Die Atmung kontrollieren können Sie, indem Sie beobachten, wie oft die Person in der Minute atmet, wie hoch also seine Atemfrequenz ist. Darüber hinaus spielen weitere verschiedene Aspekte eine Rolle dabei, die Atmung einzuschätzen: (10)
- Atemrhythmus: Wie schnell atmet die Person? Wie lang sind die Atempausen?
- Atemtiefe: Wie tief sind die einzelnen Atemzüge? Flach oder vertieft?
- Atemgeräusche: Eine gesunde Atmung ist kaum hörbar. Ist bei der Person eine rasselnde, brodelnde oder pfeifende Atmung feststellbar?
- Atemgeruch: Ist der Geruch beispielsweise süßlich oder beißend?
Anzeichen für einen Notfall
Die Atemfrequenz kann ein ganz wichtiger Hinweis auf die Schwere einer Infektion oder anderer gefährlicher Krankheitszustände sein. Eine erhöhte oder erniedrigte Atemfrequenz sollte zügig abgeklärt werden.

Körpertemperatur messen
Auch durch die Körpertemperatur kann man auf den Gesundheitszustand eines Menschen schließen. So entwickelt ein Mensch zum Beispiel Fieber, wenn der Körper gegen eine Infektion ankämpft.
Ist ein Mensch gesund, liegt seine Körpertemperatur zwischen 36,3 und 37,4 Grad Celsius. Die gesunde Körpertemperatur unterliegt somit nur minimalen Schwankungen ( zwischen 0,5 und höchstens 1 Grad Celcius).
Tipps zur genauen Temperaturmessung
Es gibt unterschiedliche Methoden zur Temperaturmessung. Sie unterscheiden sich nicht nur darin, wo am Körper gemessen wird, sondern auch darin, wie genau die Ergebnisse sind.
Die üblichste Methode zur Temperaturmessung für die häusliche Pflege ist die mittels Digitalthermometer. Mithilfe dieses Thermometers können Sie die Temperatur auf unterschiedliche Weise messen:
- mit einem geeigneten Gerät im Ohr
- unter der Zunge
- unter den Achseln
Neben diesen Methoden gibt kann die Temperaturmessung auch rektal durchgeführt werden, oder aber Sie messen an der Leiste.
Temperaturmessung im Ohr
Die Messung im Ohr liefert die wohl genauesten Ergebnisse und ist für die Person, bei der Sie die Temperatur messen, am angenehmsten. Dafür benötigen Sie allerdings auch ein spezielles Messgerät.
Gehen Sie bei der Temperaturmessung im Ohr folgendermaßen vor:
- Entfernen Sie eventuelle Hörgeräte einige Minuten vor der Messung.
- Ziehen Sie leicht am Ohr: So strecken Sie den Gehörgang und gehen sicher, dass Sie nicht den Gehörgang, sondern nah am Trommelfell messen.
- Sind Sie unsicher, messen Sie an beiden Ohren und vergleichen Sie das Ergebnis.
- Der Normbereich für die Körpertemperatur liegt bei 36,5 bis 37,4 Grad, wenn Sie die Temperatur im Ohr messen.
Sie sollten nicht im Ohr messen, wenn der Betroffene eine Verletzung oder Erkrankung im Ohrbereich hat. (11)
Temperaturmessung unter der Zunge
Für die Messung unter der Zunge müssen Sie die Spitze des Thermometers auf den Mundboden unter die Zunge legen, also rechts oder links neben das Zungenbändchen.
Erklären Sie vor der Messung genau, was Sie vorhaben: Der Betroffene soll während der Messung nicht sprechen, seinen Mund geschlossen halten und durch die Nase atmen. (11)
Temperaturmessung unter den Achseln
Für die Temperaturmessung unter den Achseln platzieren Sie das Thermometer mit der Spitze mittig in die Achselhöhle des Betroffenen. Der Oberarm muss seitlich anliegen, sodass die Spitze des Thermometers vollständig von der Achselhöhle umschlossen wird.
Die Temperaturmessung unter den Achseln kann Ihnen nur als Orientierung dienen. Schwitzt der Betroffene oder verrutscht das Thermometer, weichen die Messergebnisse ab: Für eine genaue Messung ist diese Methode deshalb zu ungenau. (11)
Bewusstsein kontrollieren
Ein Mensch mit klarem Bewusstsein kann sich vor allem orientieren: zu Raum, Zeit und Person. Er kann bewusst denken, wahrnehmen und reagieren.
Mit dem Bewusstsein beschreibt man alle sogenannten somatopsychischen Vorgänge. Das heißt, die Wahrnehmungen und Gedanken eines Menschen – insbesondere aber sein Verständnis für die ihn umgebende Welt und sein Selbst. (12)
Einfacher Test zur Bewertung des Bewusstseinszustands
Ob ein Mensch bei Bewusstsein ist, können Sie vor allem durch diese Schritte feststellen: (12)
- Ansprechen: Sprechen Sie die Person laut mit ihrem Namen an. Sprechen Sie dafür klar und deutlich.
- Berühren: Reagiert die Person nicht, berühren Sie sie sanft an der Schulter oder am Arm.
- Rütteln beziehungsweise Schütteln: Wenn die Person weiterhin nicht reagiert, können Sie sie vorsichtig rütteln beziehungsweise schütteln und sie erneut ansprechen.
- Fragen stellen: Wenn die Person reagiert, stellen Sie einfache Fragen wie „Wie heißt du?“, „Welcher Tag ist heute?“ oder „Wo sind wir?“. Das hilft Ihnen dabei, die Orientierung zu überprüfen.
Mithilfe dieser Schritte können Sie das Bewusstsein überprüfen und die Reaktionen bewerten. Bei ungewöhnlicher Reaktion könnte medizinische Hilfe notwendig sein. Rufen Sie im Zweifelsfall einen Arzt oder Notdienst.
Wann ein Arzt hinzugezogen werden sollte
Wenn sich der Bewusstseinszustand ändert, zum Beispiel, wenn eine Person nicht mehr oder kaum noch ansprechbar ist oder sich die Fähigkeit zu orientieren verschlechtert, sollte immer ein Arzt hinzugezogen werden! Bei plötzlichem Geschehen ist auch umgehend ein Arzt zu informieren.

Häufig gestellte Fragen
Was sind die 5 Vitalzeichen?
Die fünf Vitalzeichen, oft auch Vitalparameter oder Vitalwerte genannt, sind: Körpertemperatur, Blutdruck, Puls (Herzfrequenz), Atmung und das Bewusstsein.
Was sind normale Vitalwerte?
Es gibt Normwerte für Vitalwerte, also jeweils einen Bereich, in dem sie sich bewegen sollten. Für die Atmung sind das zwischen 12 und 18 Atemzüge pro Minute. Der Blutdruck sollte bei circa 120/80 (+- 10 mmHg), bei Menschen über 60 bei ungefähr 140/90 mmHg (+- 10mmHg) (Millimeter-Quecksilbersäule) liegen. Das Herz sollte etwa 60 bis 80 mal in der Minute schlagen (Puls). Und die Körpertemperatur sollte zwischen 36,3 und 37,4 Grad Celsius liegen. Beim Bewusstsein ist der Normalwert, dass der betroffene Mensch bei Bewusstsein ist.
Wie messe ich Vitalzeichen?
Um Vitalzeichen zu messen, verwenden Sie ein Thermometer für die Körpertemperatur und ein Blutdruckmessgerät für den Blutdruck. Beachten Sie dafür die Anweisungen der Geräte. Den Puls können Sie manuell zählen, die Atmung überwachen. Das Bewusstsein können Sie kontrollieren, indem Sie unterschiedlichen Fragen an die betroffene Person stellen.