Basale Stimulation in der Pflege zuhause

Basale Stimulation

Die Pflege eines Angehörigen zuhause ist eine verantwortungsvolle und oftmals herausfordernde Aufgabe. Neben der allgemeinen Versorgung kommen weitere Aufgaben auf Angehörige zu, beispielsweise die Wahrnehmung und das Wohlbefinden des Pflegebedürftigen zu fördern. Hier setzt die basale Stimulation an. Diese Methode richtet sich besonders an Menschen mit starken körperlichen und geistigen Einschränkungen, die beispielsweise durch Demenz, einen Schlaganfall, Koma (Apallisches Syndrom) oder schwere Behinderungen ausgelöst wurden.

pflege.de erklärt in diesem Ratgeber, was basale Stimulation ist, wie Sie sie anwenden und welche Methoden Sie dafür nutzen können und welche Vorteile sie für die Pflege zuhause bietet. Auch konkrete Übungen und Hinweise zum Erlernen dieser Techniken werden vorgestellt, damit Sie die Pflege Ihres Angehörigen bestmöglich unterstützen können.

Inhaltsverzeichnis

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Basale Stimulation: Definition

Die basale Stimulation ist ein pflegerisches Konzept, das darauf abzielt, die Wahrnehmung von Menschen mit schweren körperlichen oder geistigen Einschränkungen zu fördern. Je nach Bedarf können das unterschiedliche Wahrnehmungen sein, wie beispielsweise die Wahrnehmung von Berührung oder Gerüchen. (1)

Bei der basalen Stimulation werden alle fünf Sinne angesprochen (Fühlen, Riechen, Schmecken, Hören, Sehen).

Das Konzept basaler Stimulation wurde in den 1970er Jahren von Andreas Fröhlich für die Sonderpädagogik entwickelt und später durch ihn und Christel Bienstein weiterentwickelt: Seit den 1980er Jahren wird das Konzept auch in der Pflege erwachsener Menschen angewendet. (2)

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Ziele der basalen Stimulation

Wie jedes pflegerische Konzept verfolgt auch die basale Stimulation Ziele. Je nach Person und Krankheitsbild sind die Schwerpunkte der basalen Stimulation unterschiedlich zu setzen. Grundsätzlich soll sie jedoch

  • Fähigkeiten wie die Selbstwahrnehmung erhalten oder ausbauen,
  • Kommunikation und Teilhabe ermöglichen,
  • die Selbstbestimmung fördern sowie
  • das Wohlbefinden steigern. (3)

Nach den Begründern Fröhlich und Bienstein geht es darum, zu erschließen, was die betroffene Person denkt und fühlt und welche Bedürfnisse sie hat – auch, wenn sie sich nicht verbal äußern kann. (3)

Experten-Tipp

Versuchen Sie die Person zu „lesen“

Wie ist ihre Mimik? Sehen die Augen entspannt oder wandern sie ängstlich hin und her? Welchen Gesichtsausdruck hat sie? Erscheint die Person unruhig oder ruhig? Nestelt sie nervös am Pullover herum? Singt oder summt sie vielleicht sogar zur Musik mit und schmunzelt? 

Isabella  Schüling
Pflegefachkraft, Pflegeberaterin & geprüfte Pflegesachverständige

Damit fördert basale Stimulation nicht nur körperliche und kommunikative Fähigkeiten, sie soll auch Stress reduzieren, beispielsweise in belastenden Situationen wie gesundheitlichen Krisen.

Darüber hinaus kann man mit basaler Stimulation auch Menschen im Sterbeprozess begleiten. (4)  Hier kann sie dabei helfen, die Würde des Sterbenden zu achten. Sie schafft Zugang zum Sterbenden, wenn andere Möglichkeiten erschöpft sind und verschafft ihm ein Gefühl der Sicherheit und des Wohlbefindens.

Vor- und Nachteile basaler Stimulation

Wie jedes Konzept hat die basale Stimulation nicht nur Vorteile, wobei die positiven Aspekte überwiegen.

Vor- und Nachteile basale Stimulation:

  • Förderung der Wahrnehmung: Basale Stimulation unterstützt Menschen mit eingeschränkter Sinneswahrnehmung, indem gezielte Reize die Körperwahrnehmung und das Bewusstsein stärken.
  • Verbesserung der Kommunikation: Durch Berührungen, Klänge und Gerüche ermöglicht die basale Stimulation auch ohne Sprache Kommunikation.
  • Stressreduktion und Entspannung: Sanfte Reize wie Berührungen oder Musik können Ängste und Stress mindern und das emotionale Wohlbefinden steigern.
  • Zeitaufwand: Die Anwendung erfordert Geduld und Zeit, da Sie die Stimulation oft wiederholen und individuell anpassen müssen.
  • Schulung notwendig: Im besten Fall lassen Sie sich schulen, um die Methoden richtig anzuwenden. Das erfordert zusätzlich Geld, Zeit und Ressourcen.
  • Individuelle Reaktionen: Nicht jeder Betroffene reagiert auf die Reize gleichermaßen positiv. Wenn Sie nicht sorgfältig auf Bedürfnisse und Reaktionen eingehen, können Sie den Betroffenen auch über- oder unterstimulieren.
Experten-Meinung

Bei dieser nonverbalen Kommunikationsform ist es besonders wichtig, empathisch und feinfühlig auf alle Reaktionen des Betroffenen zu achten und die basale Stimulation gegebenenfalls zu verändern, anzupassen oder einzustellen.

Isabella  Schüling
Pflegefachkraft, Pflegeberaterin & geprüfte Pflegesachverständige

Basale Stimulation: Maßnahmen oder Methoden

Basale Stimulation nutzt unterschiedliche Zugangswege, zum Beispiel Musik oder auch den Geruch. Man unterscheidet deshalb unterschiedliche Basale Stimulations-Arten, auch Maßnahmen oder Methoden genannt: (1)

  • Somatische Stimulation
  • Vestibuläre Stimulation
  • Vibratorische Stimulation
  • Orale und gustatorische Stimulation
  • Olfaktorische Stimulation
  • Auditive Stimulation
  • Visuelle Stimulation
  • Taktile/Haptische Stimulation

Somatische Stimulation

Bei der somatischen Stimulation (somatisch = körperlich) soll die Haut und der Körper durch Berührungen, Waschungen oder Massagen stimuliert werden. Bekannte somatische Stimulationen sind:

  • Einreibungen, wie die Hand- und Fußmassage oder die atemstimulierende Einreibung auf dem Rücken
  • Berührungen (Vorsichtige Streicheleinheiten mit warmer Hand, weichem Frottee, Massagehandschuh)
  • Waschungen, wie die belebende oder beruhigende Waschung

Indem Betroffene die eigenen Körperflächen, Körpergrenzen oder auch die Körperschwere wahrnehmen, fördert diese Form der Stimulation ihre Körperwahrnehmung. Das kann Betroffenen helfen, ihren eigenen Körper besser zu spüren.

Durch das Streicheln oder Massieren der Hände, der Arme oder auch des Rückens können Sie Ihren Angehörigen darüber hinaus entspannen und eine persönliche Verbindung herzustellen.

Dafür ist es jedoch unverzichtbar, dass Sie vor der Anwendung das Einverständnis der betroffenen Person einholen. Fragen Sie freundlich, ob die Person mit der Berührung einverstanden ist, da dies nicht nur ein Zeichen von Respekt ist, sondern auch die Kommunikation und das Vertrauen stärkt. (5)

Tipp
Achten Sie darauf, wie Sie die Person berühren.

Es macht tatsächlich einen großen Unterschied, in welche Richtung Sie streicheln. Da ein Streichen gegen den Haarwuchs irritierend wirken kann, streichen Sie bei Ihren Berührungen immer mit dem Haarwuchs.

Vestibuläre Stimulation

Vestibuläre Stimulation soll den Gleichgewichtssinn aktivieren. Damit soll sie die Orientierung im Raum und das Körpergefühl fördern.

Hierzu können Sie Positionierungen, wie die körperumgrenzende Positionierung, einsetzen. Für die vestibuläre Stimulation können Sie auch sanfte Schaukelbewegungen nutzen, bei denen der Betroffene liegen, sitzen oder stehen kann.

Besonders geeignet ist dafür ein Schaukelstuhl, der Gleichgewichtssinn kann aber auch beispielsweise durch das Wiegen des Körpers im Bett aktiviert werden. (5)

Vibratorische Stimulation

Schwingungen, die durch Vibrationen oder durch sanftes Klopfen erzeugt werden, stimulieren tiefer liegende Körperebenen, wie das Skelett. Diese Art der Stimulation soll dabei helfen, das Körpergefühl zu intensivieren und wirkt sowohl beruhigend als auch aktivierend.

Für die vibratorische Stimulation können Sie vibrierende Matten oder Geräte einsetzen. Klangschalen sind eine weitere Möglichkeit, sanfte Vibrationen durch Klang zu erzeugen, die beruhigend und entspannend wirken können. (5)

Orale und gustatorische Stimulation

Diese Stimulation konzentriert sich auf den Mundraum und den Geschmackssinn. Übungen wie

  • das Kauen von weichen Lebensmitteln wie Brot oder Obst,
  • das Saugen an einem Trinkhalm oder
  • Lutschen von Eiswürfeln
  • Anbieten von Lieblingsessen (gegebenenfalls püriert)

fördern die Mundmotorik. Sie können Ihrem pflegebedürftigen Angehörigen zum Beispiel Lebensmittel mit unterschiedlichen Texturen, wie weiche oder knusprige Lebensmittel, anbieten. Das kann die Wahrnehmung im Mundbereich stimulieren – und fördert gleichzeitig Freude am Essen.

Auch vertraute Speisen aus der Kindheit oder Lieblingsgetränke können positive Assoziationen wecken. (5)

Zudem können Sie verschiedene Geschmacksrichtungen, wie süße oder saure Lebensmittel, gezielt einsetzen, um Erinnerungen zu wecken.

Tipp
Die Vorlieben des Betroffenen einbeziehen

Um die basale Stimulation bestmöglich an die individuellen Bedürfnisse der betroffenen Person anzupassen, sollten persönliche Vorlieben und Erfahrungen berücksichtigt werden. Überlegen Sie: Welche Gerüche oder Geräusche wurden früher besonders geschätzt? Welche Gewohnheiten haben Freude bereitet? Probieren Sie verschiedene Maßnahmen aus und achten Sie dabei genau auf die Körpersprache: Entspannte Gesichtszüge oder eine allgemein gelöste Haltung sind positive Signale dafür, dass die Stimulation als angenehm empfunden wird. 

Olfaktorische Stimulation

In der olfaktorischen Stimulation wird der Geruchssinn aktiviert, um Erinnerungen und emotionale Reaktionen zu wecken. Eine konkrete Anwendung ist das Verteilen von ätherischen Ölen im Raum, wie Lavendel zur Beruhigung oder ein Zitrusduft zur Aktivierung.

Auch das Riechen an vertrauten Gegenständen, wie frisch gebackenem Brot, Kaffee oder dem Lieblingsparfum, kann starke emotionale Reaktionen hervorrufen und beispielsweise bei Demenzpatienten Erinnerungen an frühere Erlebnisse wachrufen.

Auditive Stimulation

Auditive Stimulation nutzt Geräusche und Musik, um den Hörsinn anzuregen und Erinnerungen sowie Emotionen zu wecken. (1) Beispiele für auditive Stimulation sind:

  • Der Einsatz von rhythmischen Klängen, wie Trommelmusik, die eine beruhigende oder aktivierende Wirkung haben kann.
  • Das Vorlesen von Geschichten oder Gedichten.
  • Das Abspielen von Musik, die der betroffenen Person bekannt ist, wie Lieder aus der Jugendzeit oder beruhigende Naturgeräusche.

Ähnlich wie bei der olfaktorischen Stimulation durch Gerüche kann auch die auditive Stimulation bei der Pflege von Menschen mit Demenz besonders gut eingesetzt werden: Eine bekannte Musik kann Erinnerungen wachrufen und das emotionale Wohlbefinden verbessern.

Visuelle Stimulation

Ein weiterer Sinn, der mit der basalen Stimulation angesprochen werden kann, ist der Sehsinn. Das gelingt mit der sogenannten visuellen Stimulation. Die visuelle Stimulation zielt darauf ab, das Sehvermögen zu aktivieren und damit Orientierung zu schaffen.

Ein konkretes Beispiel wäre, Familienfotos oder Bilder aus früheren Zeiten zu zeigen, die vertraut sind und Erinnerungen wecken können. Auch farbige Lampen, Mobiles oder sich bewegende Lichter können helfen, die visuelle Wahrnehmung zu stimulieren. Für Personen mit eingeschränktem Sehvermögen können starke Farben oder kontrastreiche Bilder hilfreich sein. (1) Geeignet ist auch, den Betroffenen mit Blick aus dem Fenster zu positionieren.

Sie können auch wechselnde Dekorationen oder Bilder im Pflegeumfeld anbringen, um Abwechslung und visuelle Reize zu schaffen. Wenn Sie auf Gegenstände im Raum hinweisen – wie eine große Uhr oder eine Vase oder Lampe – wird der Betroffene angeregt, den Raum um sich herum aktiv wahrzunehmen.

Taktile/Haptische Stimulation

Die Taktile/Haptische Stimulation spricht den Tastsinn an. Dafür können Sie Gegenstände mit verschiedenen Texturen nutzen, wie zum Beispiel Massagebälle oder weiche Decken und Kissen. Auch das Erfühlen von Alltagsgegenständen oder das Streicheln von Tieren kann das taktile Empfinden fördern.

Die Haut wird aber nicht nur durch verschiedene Oberflächen oder Druck angesprochen, auch Wärme und Kälte regen die taktile Wahrnehmung an: Ein Beispiel wäre das Fühlen von warmen Materialien wie Kirschkernkissen.

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, die betroffene Person dabei zu unterstützen, das eigene Gesicht oder die eigenen Arme zu ertasten – so kann der Körper bewusst wahrgenommen werden. (1)

Indikationen: Anwendungsbereiche der basalen Stimulation

Ursprünglich in der Sonderpädagogik entwickelt, gehört die basale Stimulation mittlerweile auch zum Pflegewissen in anderen Bereichen. Vor allem wird sie aber angewandt bei Betroffenen, (1)

  • die sich beispielsweise aufgrund von Lähmungen nur noch eingeschränkt (körpersprachlich) äußern können und deren Kommunikation unterstützt werden soll,
  • deren Beweglichkeit eingeschränkt ist und verbessert werden soll,
  • deren Körperwahrnehmung und Wohlbefinden gefördert werden soll,
  • deren Sicherheit und Vertrauen aufgebaut werden soll,
  • deren Außenwelt erfahrbar gemacht werden soll und
  • denen Sinneserfahrungen ermöglicht werden sollen.
Experten-Tipp

Vor der Anwendung der basalen Stimulation sollten Sie die Stimulationsform auf die jeweilige Biografie des beinträchtigten Menschen abstimmen. Er hat besonders gern Gulasch mit Klößen gegessen? Dann gehen Sie über die orale, gustatorische Stimulation. Sie war eine Liebhaberin von klassischer Musik? Dann ist die auditive Stimulation am besten geeignet. Die somatische Stimulation ist für die meisten Menschen geeignet. Berührungen und Streicheleinheiten tun den meisten Menschen gut und beruhigen. 

Isabella  Schüling
Pflegefachkraft, Pflegeberaterin & geprüfte Pflegesachverständige

Das ist besonders der Fall bei: (1)

  • Schlaganfallpatienten
  • Patienten in einem Koma beziehungsweise Wachkoma
  • Menschen mit schweren körperlichen oder geistigen Behinderungen
  • Frühgeborenen Kindern
  • Menschen mit bestimmten psychischen Erkrankungen
  • Menschen, die an Demenz erkrankt sind

Darüber hinaus kann basale Stimulation auch bei der Begleitung sterbender Menschen im Rahmen der Palliativpflege eingesetzt werden – beispielsweise bei Patienten mit einer nicht heilbaren Krebserkrankung. (6) Auch hier kann basale Stimulation durch Berührungen, vertraute Klänge oder auch Gerüche das Wohlbefinden steigern und eine Verbindung zur Außenwelt erhalten, Angst nehmen und Sicherheit geben. (3)

Basale Stimulation bei Demenz

Sinnvoll ist die basale Stimulation besonders für Menschen mit mittelschwerer und schwerer Demenz, die nicht mehr oder nur schwer in der Lage sind, verbal zu kommunizieren und sich zu verständigen. Die basale Stimulation ist hier ein Baustein für eine bessere Kommunikation mit Demenzerkrankten.

Dem liegt die Annahme zugrunde, dass mit Menschen über die Sinne kommuniziert werden kann, auch wenn eine Verständigung über die Sprache nicht mehr möglich ist. (7)

Die basale Stimulation kann bei Menschen mit Demenz nicht nur die Kommunikation fördern, sondern auch dabei helfen, Ängste zu reduzieren und das Wohlbefinden zu steigern. Durch gezielte sensorische Reize, wie Berührungen, bekannte Gerüche oder vertraute Musik, können Erinnerungen geweckt und das Gefühl von Sicherheit vermittelt werden.

Das gelingt beispielsweise, indem Sie: (8)

  • den Körper bei der Waschung mit fließenden Bewegungen sanft ausstreichen, sodass der Betroffene die Grenzen des eigenen Körpers spüren kann.
  • mit sanftem Wiegen im Liegen oder Sitzen nicht nur beruhigen, sondern auch das Gleichgewicht unterstützen.
  • mit einer Feder oder sanften Berührungen stimulieren, oder auch die Hände des an Demenz Erkrankten auf weiche Materialien wie Fell oder ins Wasser legen.
  • auditive Reize nutzen, wie Naturgeräusche, die nicht nur Erinnerungen aktivieren, sondern auch beruhigen.

Setzen Sie basale Stimulation in der Pflege eines an Demenz erkrankten Person ein, sollten Sie auch darauf achten, auf die individuellen Vorlieben und Reaktionen der betroffenen Person einzugehen, um Überforderung zu vermeiden. (9)

Experten-Tipp

Vermitteln Sie dem an Demenz erkrankten Menschen ein Gefühl von Geborgenheit. Achten Sie auf Blickkontakt, auf die Körpersprache, auf eine freundliche Mimik und auf einen freundlichen, warmen Klang in der Stimme.

Isabella  Schüling
Pflegefachkraft, Pflegeberaterin & geprüfte Pflegesachverständige

Wer basale Stimulation anwenden kann

Grundsätzlich eignet sich die basale Stimulation für Betreuungskräfte und kann von Pflegekräften oder Therapeuten angewendet werden.

Mit Einfühlungsvermögen und einer grundlegenden Anleitung können auch Angehörige diese Form der Stimulation in die tägliche Pflege integrieren.

Voraussetzung ist, dass Sie die individuelle Situation des Betroffenen berücksichtigen und auf seine Fähigkeiten sowie Bedürfnisse eingehen. Die nötige Sicherheit in der Anwendung basaler Stimulation können Sie beispielsweise in einem Kurs erlangen.

Basale Stimulation erlenen: Kurse

Es gibt für Basale Stimulation Kurse, in denen neben Grundlagen auch Ideen vermittelt werden, wie Sie basale Stimulation in der Praxis anwenden können. (10)

Solche Kurse kosten etwa zwischen 50 und 400 Euro. Wenn Sie an einem Kurs für professionelle Pflegekräfte teilnehmen wollten, beispielsweise in einem Kurs zur Basalen Stimulation nach Andreas Fröhlich, dem Begründer der basalen Stimulation, müssen Sie im Vorfeld fragen, ob der jeweilige Kurs auch für Angehörige geöffnet ist. Der Internationale Förderverein Basale Stimulation e.V. bietet beispielsweise Pflegekurse für professionelle Pflegekräfte, sowie für pflegende Angehörige an.

Unter Umständen können Sie auch im Rahmen eines Pflegekurses nach § 45 SGB XI in basaler Stimulation geschult werden, beispielsweise in einem speziellen Pflegekurs zum Thema Demenz. Eine ausgebildete Pflegekraft schaut sich dann Ihre Pflegesituation an und berät Sie vor Ort. Wenden Sie sich dafür am besten an Ihre Krankenkasse: Sie wird Ihnen entsprechende Anbieter nennen können.

Basale Stimulation: Übungen und praktische Beispiele

Die basale Stimulation lässt sich auf vielfältige Weise in die Pflege integrieren, je nach den individuellen Bedürfnissen des Betroffenen.

Überlegen Sie, welche Sinneswahrnehmungen gefördert werden sollen – sei es die Berührung, das Hören oder das Gleichgewicht – und passen Sie die Übungen entsprechend an.

Wir haben für die basale Stimulation Ideen zusammengestellt, die zeigen, wie unterschiedliche Reize gezielt eingesetzt werden können, um die Wahrnehmung zu fördern und das Wohlbefinden zu steigern.

Außerdem haben wir für die basale Stimulation Beispiele zusammengestellt, die darstellen, wie Übungen kombiniert und an verschiedene Erkrankungen sowie Situationen angepasst werden können.

Übung zur taktilen Stimulation (Berührung): Igelball-Massage

Nutzen Sie einen Igelball, um die Hände und Arme des Betroffenen sanft zu massieren. Rollen Sie den Ball langsam über die Handfläche und die Finger, um die Haut und die Muskulatur zu stimulieren.

Achten Sie darauf, wie der Betroffene reagiert, und passen Sie den Druck entsprechend an. Diese Übung fördert die taktile Wahrnehmung und kann beruhigend wirken.

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Übung zur olfaktorischen Stimulation (Riechen): Duftstation

Stellen Sie mehrere kleine Schälchen mit verschiedenen vertrauten oder angenehmen Düften wie Lavendel, Zitrusfrüchte oder frische Kräuter bereit.

Lassen Sie den Betroffenen nacheinander an den Schälchen riechen und beobachten Sie, welche Düfte positive Reaktionen hervorrufen. Diese Übung regt den Geruchssinn an und kann Erinnerungen oder emotionale Reaktionen auslösen.

Basale Stimulation: Praktisches Beispiel Schlaganfall

Frau Meier, 85 Jahre, leidet nach einem Schlaganfall an eingeschränkter Bewegungs- und Wahrnehmungsfähigkeit.

Ihre Tochter streicht ihr sanft mit einem warmen Waschlappen über die Arme, um ihre Körperwahrnehmung zu fördern. Zusätzlich bringt sie Lavendelduft, den Frau Meier seit ihrer Jugend liebt, in den Raum.

Außerdem legt sie eine sanft vibrierende Matte unter die Beine ihrer Mutter, um sie Schwingungen spüren zu lassen. Diese gezielten Reize helfen Frau Meier, sich wohler zu fühlen und ihre Umgebung bewusster wahrzunehmen.

Basale Stimulation: Demenz-Übungen

Gezielte Übungen können mit einfachen Sinnesreizen bei Demenzerkrankten Erinnerungen wecken, Angst reduzieren und das Wohlbefinden fördern.

So können Sie vertraute Geräusche vorspielen, wie das Rauschen des Meeres, Vogelgezwitscher oder Alltagsgeräusche wie das Klappern von Geschirr, die der Betroffene früher häufig gehört hat. Begleiten Sie die Geräusche mit einer ruhigen Erklärung oder einer kleinen Geschichte, die an diese Geräusche anknüpft. Diese Übung hilft, vertraute Geräusche mit positiven Erinnerungen zu verknüpfen und kann das Gefühl von Sicherheit und Vertrautheit fördern.

Sie können auch Erinnerungen durch sanftes Streicheln wecken, indem Sie ein Lieblingskleidungsstück, das der Betroffene früher oft getragen hat, nehmen. Streichen Sie damit sanft über seine Hände oder Arme, während Sie in einem ruhigen Ton über eine vertraute Situation oder einen schönen Moment sprechen, der mit diesem Gegenstand in Verbindung steht. Diese Übung verbindet taktile Stimulation mit Erinnerungsarbeit, und kann dabei helfen, positive Emotionen hervorzurufen und die Verbindung zur Vergangenheit zu stärken.

Basale Stimulation: Praktisches Beispiel Demenz

Herr Schmidt, 78 Jahre, lebt mit fortgeschrittener Demenz und zeigt häufig Unruhe, besonders in unbekannten Umgebungen. Frühere Versuche, ihn durch laute Ansprachen oder Ablenkung zu beruhigen, haben nicht funktioniert.

Seine Frau nutzt nun basale Stimulation, um ihn zu unterstützen. Sie massiert langsam seine Hände mit einem weichen Igelball, um die haptische Wahrnehmung zu fördern, und hält dabei ein farbiges Tuch in kräftigen Gelb- und Orangetönen in seinem Blickfeld, um seine visuelle Wahrnehmung zu stimulieren.

Dazu summt sie leise eine Melodie, die er aus seiner Jugend kennt. Diese gezielten Reize helfen Herrn Schmidt, sich zu beruhigen und innere Ruhe zu finden.

Material für basale Stimulation

Je nach Stimulationsmethode und Übung können Sie für die basale Stimulation Material einsetzen, beispielsweise:

  • einen Igelball, also einen Ball mit kleinen Noppen
  • eine Plattformschaukel
  • ein Sensorik-Bad, eine Wanne mit unterschiedlichem Füllmaterial, beispielsweise Sensorik-Bohnen
  • visuelle Materialien wie Effekträder, bei denen ein aufgedrucktes Bild durch Drehen anders wahrgenommen werden kann
  • Motoriksand, der aussieht wie normaler Sand, sich aber wie nasser Natursand verhält und besonders langsam fließt
  • Fühl-Memory
  • Einen Aroma-Diffuser, über die Sie unterschiedliche Gerüche verteilen lassen können
  • Klangschalen

Auch wenn die Auswahl käuflich erwerbbarer Materialen groß ist: Für die basale Stimulation benötigen Sie oft keine speziellen Hilfsmittel. Weiche Decken, unterschiedliche Oberflächen oder ein Becken mit warmem Wasser können schon ausreichen, um sinnvolle Reize zu setzen.

Beobachten Sie, was dem Betroffenen gefällt und welche Reaktionen angenehm sind. Auch die einfachen Dinge des Alltags können viel bewirken – trauen Sie sich, kreativ zu werden und passen Sie die Anwendung an die Bedürfnisse und Reaktionen der Person an.

Häufig gestellte Fragen

Was ist basale Stimulation?

Basale Stimulation ist ein pflegerisches Konzept, das die Sinneswahrnehmung von Menschen mit schweren körperlichen oder geistigen Einschränkungen durch gezielte Reize fördert.

Was ist basale Stimulation in der Pflege?

In der Pflege wird basale Stimulation eingesetzt, um die Eigenwahrnehmung, Kommunikation und Mobilität von pflegebedürftigen Menschen zu verbessern, besonders bei Menschen mit stark eingeschränkter Wahrnehmung – beispielsweise als Folge eines Schlaganfalls oder bei Demenz.

Was macht man bei basaler Stimulation?

Bei der basalen Stimulation werden sensorische Reize wie Berührungen, Schwingungen, Geräusche oder Düfte genutzt, um die Körperwahrnehmung zu fördern und eine Verbindung zur Umwelt herzustellen.

Was sind die Ziele der Basalen Stimulation in der Pflege und Betreuung?

Die Ziele liegen in der Förderung der Körperwahrnehmung, der Verbesserung der Kommunikation, der Reduzierung von Ängsten sowie der Steigerung des Wohlbefindens von Menschen mit schweren körperlichen oder geistigen Einschränkungen.

Wer macht Basale Stimulation?

Basale Stimulation kann von geschulten Pflegekräften, Therapeuten und auch Angehörigen durchgeführt werden, die die Methode erlernt haben.

Wer profitiert von basaler Stimulation?

Menschen mit schweren körperlichen oder geistigen Einschränkungen, wie Schlaganfallpatienten, Demenzkranke, Menschen im Koma oder in der Palliativpflege, profitieren von basaler Stimulation.

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Erstelldatum: 4202.01.32|Zuletzt geändert: 5202.20.72
(1)
Gerhard, Christoph (2015): Praxiswissen Palliativmedizin, 3.2 Basale Stimulation
https://www.thieme-connect.de/products/ebooks/lookinside/10.1055/b-0034-101633 (letzter Abruf am 15.10.2024)
(2)
Internationaler Förderverein Basale Stimulation e.V. (Ohne Jahr): Was ist Basale Stimulation?
https://basale-stimulation.de/das-konzept/ (letzter Abruf am 15.10.2024)
(3)
Lars Mohr (2019): Basale Stimulation. Das Handbuch
Hogrefe Verlag, Berlin
(4)
Bienstein, Christel & Fröhlich, Andreas (2021): Basale Stimulation in der Pflege. Die Grundlagen
Hogrefe Verlag, Berlin
(5)
Dr. Wieteck, Pia (2020): Pflegerische Diagnostik und Aktivierend-therapeutische Pflege bei Schlaganfall
https://www.dc-gpflege.de/projekt.html (letzter Abruf am 16.10.2024)
(6)
S3-Leitlinie Palliativmedizin-Kurzversion (2021): Erweiterte S3-Leitlinie Palliativmedizin für Patienten mit einer nicht heilbaren Krebserkrankung
https://register.awmf.org/assets/guidelines/128-001OLk_S3_Palliativmedizin_2021-03.pdf (letzter Abruf am 16.10.2024)
(7)
Alzheimerforum: Die Sinne erwecken: Basale Stimulation bei Demenz
https://www.alzheimerforum.de/3/1/6/10/bsbd.html (letzter Abruf am 15.10.2024)
(8)
Verein demenzworld, demenzwiki (Ohne Jahr): Basale Stimulation
https://demenzwiki.com/angebote/basale-stimulation/ (letzter Abruf am 17.10.2024)
(9)
Buchholz, Thomas (2013): Basale Stimulation in der Pflege alter Menschen
Verlag Hans Huber, Bern
(10)
Eltern beraten Eltern von Kindern mit und ohne Behinderung e. V. (2023): Workshop: Einführung in das Konzept Basale Stimulation für pflegende Angehörige
https://www.eltern-beraten-eltern.de/veranstaltung/workshop-einfuehrung-in-das-konzept-basale-stimulation-fuer-pflegende-angehoerige-2 (letzter Abruf am 17.10.2024)
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