Tagespflege & Nachtpflege

Mehrere Personen verbringen Zeit miteinander in einer Tagespflege

Tagespflege und Nachtpflege sind ergänzende Angebote für die häusliche Pflege. Die pflegebedürftige Person verbringt dabei entweder den Tag oder die Nacht in einer sogenannten „teilstationären Pflegeeinrichtung“. Die Pflegeversicherung übernimmt ab Pflegegrad 2 einen Teil der Kosten.

pflege.de erklärt das Konzept der Tages- oder Nachtpflege, schlüsselt die Kosten für Sie auf und zeigt, wie die Finanzierung über die Pflegeversicherung gelingt.

Inhaltsverzeichnis

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Teilstationäre Pflege: Definition

Tages- und Nachtpflege sind Formen der teilstationären Pflege. Das heißt, die Pflege findet hauptsächlich zuhause statt, aber die pflegebedürftige Person wird tageweise oder nachtweise in einer Einrichtung versorgt. (1)

Die teilstationäre Pflege ist also ein Angebot für Menschen, die zuhause gepflegt werden. Sie dient vor allem der Entlastung von Pflegenden und kann eine wichtige Hilfe sein, um Beruf und häusliche Pflege miteinander zu vereinbaren.

Die Pflegeversicherung übernimmt ab Pflegegrad 2 einen Teil der Kosten. Hierbei gilt: Je höher der Pflegegrad, desto mehr Geld steht Ihnen zur Verfügung. Die Leistung der Pflegeversicherung umfasst auch die Kosten für die Beförderung zur Einrichtung und zurück. (1)

Info
Tages- & Nachtpflege zuhause

Viele Betroffene wünschen sich statt teilstationären Angeboten in Einrichtungen lieber eine Tagesbetreuung zuhause oder eine Nachtpflege zuhause. Solche Lösungen können Sie allerdings nicht über dieselbe Pflegeleistung finanzieren. Informieren Sie sich dann lieber über stundenweise Betreuung.

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Tagespflege: Konzept & Angebot

Eine gute Tagespflege entlastet nicht nur pflegende Angehörige, sondern bietet pflegebedürftigen Personen attraktive Beschäftigungen und angemessene Aktivitäten. Sofern möglich, sollte auch der soziale Austausch zwischen den Anwesenden gefördert werden. (2)

Jede Tagespflege-Einrichtung gestaltet ihr eigenes Betreuungskonzept individuell. Aber meistens finden sich darin folgende Angebote:

  • Mahlzeiten: Mittagessen und Nachmittagskaffee, manchmal auch Frühstück oder Abendessen
  • Pflegerische Unterstützung: Zum Beispiel beim Toilettengang, oft auch Behandlungspflege
  • Gruppenaktivitäten: Gymnastik, Gedächtnistraining, gemeinsames Zeitunglesen, Kochen, Spiele, Singen, Spaziergänge oder Ausflüge
  • Möglichkeiten zur Einzelbeschäftigung

Besonders sinnvoll ist eine Tagespflege, wenn eine pflegebedürftige Person zuhause unter Einsamkeit leidet. Und natürlich auch dann, wenn jemand dauerhafte Betreuung und Unterstützung braucht, die zuhause gar nicht geleistet werden kann.

Tagespflege bei Demenz

Besonders Menschen mit einer Demenzerkrankung brauchen ab einem gewissen Zeitpunkt dauerhafte Betreuung und Beschäftigung. Ansonsten drohen Gefahren für die Person selbst, aber auch für ihr Umfeld. Und ohne Beschäftigung nimmt bei vielen die innere Unruhe und damit der Leidensdruck zu.

Viele Tagespflege-Einrichtungen sind auf diese besonderen Herausforderungen vorbereitet. Es gibt sogar spezielle Tagespflege-Einrichtungen nur für Menschen mit kognitiven Einschränkungen wie Demenz. Dort gibt es besonders geschultes Personal und ein angepasstes Betreuungsangebot.

Nachtpflege: Konzept & Angebot

Bei der Nachtpflege geht es oft vor allem darum, pflegebedürftige Personen mit einem gestörten Schlafrhythmus zu betreuen. Aber auch die medizinisch-pflegerische Versorgung während der Nacht kann in Nachtpflege-Einrichtungen stattfinden, wenn eine Krankheit das erfordert. (2)

Ein buntes Betreuungsprogramm wie bei der Tagespflege gibt es bei der Nachtpflege nicht. Allerdings stehen für nachtaktive Gäste auch gewisse Beschäftigungen zur Verfügung. Und vor allem müssen Angehörige sich keine Sorgen um die Person machen, denn sie ist in jedem Fall gut versorgt.

Leider gibt es nur wenige Angebote für die Nachtpflege. Wenn Sie allerdings aufgrund der Pflege regelmäßig nachts nicht genug Schlaf bekommen, sollten Sie sich zumindest einmal informieren, ob es in Ihrer Nähe eine Möglichkeit gibt.

Nachtpflege bei Demenz

Ein gestörter Schlafrhythmus, innere Ruhe und Bewegungsdrang gehören zu den häufigsten Symptomen bei einer Demenzerkrankung. Viele Angehörige sehen sich zwar in der Lage, die Betreuung tagsüber sicherzustellen – sie brauchen dafür aber nachts einen erholsamen Schlaf.

Und das geht oft nur, wenn die pflegebedürftige Person die Nächte in einer Nachtpflege-Einrichtung verbringt. Das wissen zum Glück auch die Anbieter: Die meisten Einrichtungen sind auf die besonderen Herausforderungen im Umgang mit demenzerkrankten Personen eingestellt.

Vor- und Nachteile von Tagespflege und Nachtpflege

Beide Formen der teilstationären Pflege können eine große Entlastung für Pflegende sein. Aber sie passen nicht zu jeder pflegebedürftigen Person und auch nicht zu jeder Pflegesituation. Unsere Pro und Contra Liste soll Ihnen bei der Entscheidung helfen.

  • Fachgerechte pflegerische Versorgung und Betreuung
  • Sichere und angemessene Unterbringung
  • Möglichkeit zu sozialem Austausch
  • Ermöglicht Ruhezeiten oder Vereinbarkeit von Beruf und Pflege
  • Oft die einzige Alternative zum Umzug ins Pflegeheim
  • Gewöhnung an fremde Umgebung
  • Wechselnde Betreuung kann Stress auslösen
  • Koordination von Hin- und Rücktransport
  • Oft Eigenanteile bei den Kosten
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Kosten für die teilstationäre Pflege

Die Kosten für Tagespflege oder Nachtpflege variieren je nach Region und Anbieter. Sie liegen in der Regel insgesamt zwischen 60 und 110 Euro pro Tag.

Die Kosten für Tagespflege oder Nachtpflege setzen sich immer aus unterschiedlichen Kostenanteilen zusammen. Manche davon können Sie mit Leistungen der Pflegeversicherung finanzieren, andere nicht. Es ist also hilfreich zu verstehen, wie sich die Kosten zusammensetzen.

Kostenanteile bei Tages- und Nachtpflege

  • Kosten für Pflege und Betreuung
  • Fahrtkosten
  • Kosten für Unterkunft und Verpflegung
  • Investitionskosten

Kosten für Pflege und Betreuung

Der größte Kostenpunkt ist immer die Pflege und Betreuung. Das sind größtenteils Kosten für das Personal, aber auch für benötigte Materialien. Für diesen Kostenanteil können Sie die Leistung der Pflegeversicherung nutzen. (1)

Fahrtkosten

Die Beförderung zur Einrichtung und nach Hause wird auch von der jeweiligen Einrichtung organisiert. Dabei werden entsprechende barrierefreie Fahrzeuge genutzt. Auch für diesen Kostenanteil können Sie die Leistung der Pflegeversicherung nutzen. (1)

Kosten für Unterkunft und Verpflegung

Die Kosten für Unterkunft und Verpflegung werden oft auch „Hotelkosten“ genannt. Aus Sicht der Pflegeversicherung sind das keine pflegebedingten Kosten, denn eine Unterkunft und Verpflegung braucht jeder – ob pflegebedürftig oder nicht. Die Kosten trägt also die pflegebedürftige Person selbst.

Investitionskosten

Bei den Investitionskosten geht es um den Erhalt und Ausbau der Räumlichkeiten. Auch diesen Kostenanteil muss die pflegebedürftige Person tragen.

Tipp
Reduzieren Sie die Eigenanteile mit dem Entlastungsbetrag

Den monatlichen Entlastungsbetrag können Sie zusätzlich für die Tages- oder Nachtpflege einsetzen. Und zwar flexibler als die eigentliche Pflegeleistung für die teilstationäre Pflege. Denn der Entlastungsbetrag gilt auch für Unterkunft und Verpflegung sowie für die Investitionskosten.

Voraussetzung & Finanzierung

Die Pflegeversicherung trägt die Kosten für die Tagespflege und Nachtpflege bis zu einem monatlichen Höchstbetrag. Dieser steigt mit dem Pflegegrad. Mit diesem Betrag können allerdings nur die Kosten für Pflege und Betreuung sowie die Fahrtkosten finanziert werden. (1)

Dafür gelten diese Voraussetzungen:

  • Mindestens Pflegegrad 2
  • Häusliche Pflege (nicht vollstationär im Pflegeheim)
  • Die teilstationäre Pflege stärkt, ergänzt oder ermöglicht die häusliche Pflege

Zusätzliche Kosten und vor allem auch die Kosten für Unterkunft und Verpflegung sowie die Investitionskosten können über den Entlastungsbetrag abgerechnet werden. Dieser beträgt, unabhängig vom Pflegegrad, 131 Euro monatlich und steht bereits ab Pflegegrad 1 zur Verfügung.

Leistung nach Pflegegrad

Je nach Pflegegrad stehen unterschiedliche Höchstbeträge für die Finanzierung der teilstationären Pflege zur Verfügung. (1) Wenn Sie den Entlastungsbetrag zusätzlich nutzen möchten, dürfen Sie diesen natürlich nicht anderweitig verplanen.

Pflegeleistungen für die teilstationäre Pflege:

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Teilstationäre Pflege als Verhinderungspflege abrechnen

Die Verhinderungspflege ist ein jährliches Budget für eine Ersatzpflege, wenn die Pflegeperson einmal ausfällt. Wenn Sie einen solchen Ausfall mit der Unterbringung in einer Tages- oder Nachtpflege kompensieren, können Sie unter Umständen die Kosten dafür als Verhinderungspflege abrechnen.

Allerdings können Sie mit der Verhinderungspflege nur Kosten für Pflege und Betreuung finanzieren. Die Kosten für die Beförderung der pflegebedürftigen Person, für Unterkunft und Verpflegung sowie die Investitionskosten müssen Sie trotzdem selbst tragen oder den Entlastungsbetrag nutzen. (3)

Tages- & Nachtpflege beantragen

Einen Antrag auf Tagespflege oder Nachtpflege zu stellen ist gar nicht so schwer. Sie stellen den Antrag einfach bei Ihrer Pflegekasse oder Privaten Pflege-Pflichtversicherung (PPV). Meist stehen dafür auch Formulare zur Verfügung („Antrag auf teilstationäre Pflege“).

Die Formulare bekommen Sie auf Anfrage zugeschickt oder Sie finden diese auf der Webseite Ihrer Pflegeversicherung.

Teilstationäre Pflegeeinrichtung finden

Schwieriger als den Antrag zu stellen, ist es in der Regel, einen Anbieter zu finden, der einen freien Platz hat und Ihren Anforderungen entspricht. Manche Einrichtungen haben sogar Wartelisten, um die vielen Anfragen zu regulieren.

Eine entscheidende Rolle spielt dabei immer die Nähe zum Wohnort. Wichtig ist aber auch, dass die Räumlichkeiten und die Betreuungsangebote der pflegebedürftigen Person gefallen. Viele Einrichtungen bieten „Schnuppertage“ an, damit man das Angebot unverbindlich ausprobieren kann.

Bei Ihrer Pflegeversicherung oder bei einem Pflegestützpunkt in Ihrer Nähe können Sie erfahren, wo es in Ihrer Nähe teilstationäre Angebote gibt. Sie müssen aber meistens selbst nachfragen, um herauszufinden, ob dort noch ein Platz frei ist.

Tipp
Gezielt suchen mit den richtigen Pflege-Such-Seiten

Verschiedene Kassen und Verbände stellen Webseiten bereit, auf denen Sie gezielt nach einer Tagespflege oder Nachtpflege in Ihrer Nähe suchen können. Da gibt es zum Beispiel den „Pflegelotsen“, den „Pflegefinder“ oder den „Pflegenavigator“.

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Häufig gestellte Fragen

Was ist teilstationäre Pflege?

Tagespflege und Nachtpflege sind Formen der teilstationären Pflege. Dabei verbringt eine pflegebedürftige Person, die hauptsächlich zuhause gepflegt wird, den Tag oder die Nacht in einer teilstationären Pflegeeinrichtung. Einen Teil der Kosten trägt ab Pflegegrad 2 die Pflegeversicherung.

Was ist Tagespflege?

Bei der Tagespflege verbringt eine pflegebedürftige Person in häuslicher Pflege den Tag in der Tagespflege-Einrichtung. Dort gibt es Mahlzeiten, Beschäftigung, Betreuung und eine pflegerische Grundversorgung. Die Beförderung zur Einrichtung und zurück gehört ebenfalls zur Tagespflege.

Was wird in der Tagespflege gemacht?

Jede Tagespflege hat ein eigenes Betreuungs- und Beschäftigungskonzept. Das setzt sich aus gemeinschaftlichen und Einzelaktivitäten zusammen. Außerdem gibt es in der Tagespflege Mahlzeiten und eine pflegerische Grundversorgung.

Wer hat Anspruch auf Tagespflege?

Anspruch auf Leistungen der Pflegeversicherung für die Tagespflege haben pflegebedürftige Personen ab Pflegegrad 2, wenn sie überwiegend zuhause gepflegt werden. Der Anspruch steigt mit dem Pflegegrad.

Ist Tagespflege bei Demenz sinnvoll?

Ja, insbesondere dann, wenn die Tagespflege-Einrichtung auf Menschen mit kognitiven Einschränkungen spezialisiert ist. Dann gibt es dort entsprechend geschultes Personal und eine angepasste Betreuung.

Was kostet die Tagespflege?

Die Kosten für eine Tagespflege liegen etwa zwischen 60 und 110 Euro. Sie setzen sich aus unterschiedlichen Kostenteilen zusammen, die Sie zum Teil über die Pflegeversicherung finanzieren können.

Wer bezahlt die Tagespflege?

Die unterschiedlichen Kostenanteile bei der teilstationären Pflege können zum Teil über Leistungen der Pflegeversicherung finanziert werden. Es bleibt allerdings oft ein Eigenanteil, den die pflegebedürftige Person bezahlen muss.

Wird Tagespflege vom Pflegegeld abgezogen?

Nein, die Tagespflege oder Nachtpflege zu beanspruchen verringert nicht den Anspruch auf Pflegegeld, Pflegesachleistung oder Kombinationsleistung.

Was ist Nachtpflege?

Bei der Nachtpflege verbringt eine pflegebedürftige Person, die überwiegend zuhause gepflegt wird, die Nacht in einer teilstationären Einrichtung. Üblich ist das bei Personen mit gestörtem Schlafrhythmus oder besonderem medizinischen Bedarf auch in der Nacht.

Wer bietet Nachtpflege an?

Reine Nachtpflege wird eher selten angeboten. Manche Pflegeheime bieten allerdings sogenannte „eingestreute Nachtpflege“ an. Das heißt, die Betten für die Nachtpflege-Gäste sind Teil des vollstationären Pflegeheims.

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Erstelldatum: 6102.10.02|Zuletzt geändert: 5202.50.21
(1)
Bundesministerium der Justiz (1994): § 41 Tagespflege und Nachtpflege
https://www.gesetze-im-internet.de/sgb_11/__41.html (letzter Abruf am 11.11.2024)
(2)
Bundesministerium der Justiz (1994): § 43b Inhalt der Leistung
https://www.gesetze-im-internet.de/sgb_11/__43b.html (letzter Abruf am 11.11.2024)
(3)
Bundesministerium der Justiz (1994): § 39 Häusliche Pflege bei Verhinderung der Pflegeperson
https://www.gesetze-im-internet.de/sgb_11/__39.html (letzter Abruf am 11.11.2024)
(4)
Bildquelle
© istock.com/KatarzynaBialasiewicz
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Interview

Ein Tag in einer Tagespflege-Einrichtung

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Stephanie Götze
Im Interview
Stephanie Götze
Altenpflegerin & Gedächtnistrainerin

Stephanie Götze ist examinierte Altenpflegerin und Gedächtnistrainerin. Nach ihrer Ausbildung zur Altenpflegerin hat sie zunächst neun Jahre im stationären Bereich in einem Pflegeheim gearbeitet. Seit mehreren Jahren betreut sie überwiegend Menschen mit Demenz in einer Tagespflegeeinrichtung in Norddeutschland.

Die Tagespflege als teilstationäre Pflegeform soll die Pflegesituation in der Häuslichkeit stabilisieren und entlasten: Betreuungs- und Pflegebedürftige verbringen den Tag meist vom Frühstück bis zum späten Nachmittag in der Tagespflege-Einrichtung. Aus diesem Grund ist diese Form der Betreuung vor allem für Menschen mit Demenz sinnvoll, die keine vollumfängliche Pflege brauchen, aber durchweg gute Betreuung. pflege.de hat mit der examinierten Altenpflegerin und Gedächtnistrainerin Stephanie Götze gesprochen, die seit drei Jahren in einer Tagespflege-Einrichtung arbeitet. Sie erzählt von ihrem Beruf und gibt einen Einblick in den Alltag der Tagespflege.

Liebe Frau Götze, Sie versorgen seit drei Jahren überwiegend Menschen mit Demenz in einer Einrichtung für Tagespflege. Wie bewerten Sie die Tagespflege als Bestandteil der häuslichen Pflege?

Stephanie Götze: Meiner Meinung nach ist die Tagespflege die bestmögliche Ergänzung zur häuslichen Pflege, durch sie wird das ambulante Versorgungskonzept rund. In vielen Familien werden die Pflegebedürftigen morgens noch versorgt, gewaschen und angezogen – entweder von einem ambulanten Dienst oder Angehörigen. Danach werden die Betroffenen von unserem Fahrdienst abgeholt, sie verbringen den Tag bis zum späten Nachmittag bei uns und sind meistens gegen 17 Uhr wieder in ihrem Zuhause. Abends kommt oft noch einmal der ambulante Dienst, der sie bettfertig macht – damit ist die durchgehende Betreuung und Versorgung gewährleistet und das Konzept der Tagespflege ein sehr wertvoller Bestandteil für die häusliche Pflege.

Das Konzept der Tagespflege ist ein sehr wertvoller Bestandteil für die häusliche Pflege.
Stephanie Götze

Für viele Pflegebedürftige ist die Kombination aus Tagespflege und ambulanter Pflege auch die einzige Alternative zum Heimplatz. Sie möchten zuhause wohnen bleibenZuhause wohnen bleiben, benötigen aber tagsüber Betreuung. Viele Angehörige können das entweder psychisch oder beruflich nicht leisten, daher kommen die älteren Menschen zu uns. Wir sind für sie da – das gibt den Betroffenen ein gutes Gefühl und verschafft Angehörigen Entlastung und Freiraum. Das ist für alle Beteiligten wichtig.

Was leistet ein Tagespflege-Einrichtung?

Stephanie Götze: Tagespflege-Einrichtungen bieten vom Fahrdienst über therapeutische Anwendungen bis zu den Mahlzeiten eine große Bandbreite an Services an. Unser Fahrdienst berücksichtigt sogar den individuellen Zeitplan der Gäste, die morgens zu unterschiedlichen Uhrzeiten abholbereit sind. Unsere Transportfahrzeuge sind auch auf den Transport von Rollatoren und Rollstühlen ausgelegt, so dass Gäste ihre Gehhilfen und Mobilitätshilfen mitbringen können.

Wir versorgen die Gäste mit Frühstück, Mittagessen und Kaffee und Kuchen – die Mahlzeiten geben dem Tag eine feste Struktur und finden immer zur gleichen Zeit statt. Daneben bieten wir therapeutische Maßnahmen und Unterhaltung an. Unsere Gäste mögen zum Beispiel überhaupt nicht basteln, lieben es aber, Monopoly zu spielen. Manchmal machen wir Ausflüge an die Elbe oder auf den Spielplatz, gehen zusammen spazieren oder ein Eis essen. Ich bin zudem ausgebildete Gedächtnistrainerin und fordere unsere Gäste immer wieder kognitiv mit Gedächtnisübungen. Dabei herrscht keine Schulatmosphäre, aber es gibt anspruchsvolle Aufgaben für den Kopf. Das alles ergibt einen anregenden und abwechslungsreichen Tagesablauf.

Eine wichtige Aufgabe der Tagespflege ist aber auch, dass wir soziale Kontakte herstellen und Gleichgesinnte verbinden – unabhängig von körperlichen oder geistigen Einschränkungen. Manche Gäste setzen wir zusammen an einen Tisch und die passen einfach gut zusammen. Sie freunden sich an, treffen sich regelmäßig auch außerhalb der Einrichtung und laden sich gegenseitig zum Geburtstag ein.

Wie sieht ein klassischer Tagesablauf in einer Tagespflege-Einrichtung aus? Gibt es feste „Programmpunkte“?

Stephanie Götze: Jeder Tag verläuft natürlich ein Stück weit anders, bei uns geben die Mahlzeiten jedem Tag aber eine feste Struktur. Frühstück, Mittagessen und Kaffee/Kuchen finden immer zur gleichen Uhrzeit statt, drumherum organisieren wir die einzelnen Aktivitäten wie therapeutische Anwendungen, Ausflüge, Spiele und kognitive Übungen halbwegs flexibel.

Die Gäste kommen zwischen 8 und 9:30 Uhr bei uns zum Frühstück an, um 12 Uhr gibt es Mittagessen und Kaffee und Kuchen tischen wir gegen 14:30 auf. Danach werden die Gäste wieder nach Hause gebracht. Zwischen den Mahlzeiten gestalten wir den Tag auch abgestimmt auf die Jahreszeiten und die Klientel, die sich immer mal wieder ändert. Bei gutem Wetter sitzen wir oft im Garten, gehen spazieren, machen mal einen Ausflug an die Elbe; im Winter spielen wir öfter drinnen oder backen Weihnachtsplätzchen.

Wer ist der klassische Besucher einer Tagespflege-Einrichtung?

Stephanie Götze: 90 Prozent unserer Gäste haben die Diagnose Demenz, die bei jedem Gast anders ausgeprägt ist. Fast alle wohnen noch zu Hause und werden durch einen ambulanten Pflegedienst und/oder Angehörige versorgt, am häufigsten übernehmen die Ehepartner die häusliche Pflege und Betreuung. Die Ehepartner kommen dann häufig auf uns zu mit der Bitte „Ich brauche mal ein bisschen Zeit für mich, ich schaffe das nicht mehr alleine. Ich kann sie/ihn nicht mit zum Einkaufen nehmen“. Eine kurze Auszeit und Zeit für persönliche Erledigungen sind der Hauptgrund, warum Angehörige ihre Betreuungsbedürftigen bei uns abgeben. Die meisten Gäste kommen ein bis drei Mal die Woche.

Die Ehepartner kommen häufig mit der Bitte „Ich brauch mal ein bisschen Zeit für mich, ich schaffe das nicht mehr alleine.
Stephanie Götze

Daneben kommen aber auch ein paar ältere Menschen aus dem Ort, die noch fit sind und keinen Pflegegrad haben, sich aber einfach ein bisschen Unterhaltung wünschen und neue Leute kennenlernen möchten. Die bezahlen die Versorgung bei uns dann privat, da sie ja keine Leistungen aus der Pflegekasse erhalten.

Gibt es Voraussetzungen, die die „Besucher“ erfüllen müssen?

Stephanie Götze: Nein. Manche Tagespflege-Einrichtungen nehmen Gäste erst ab einem Alter von 70 Jahren auf, unsere Einrichtung ist diesbezüglich sehr offen. Wir haben aktuell zum Beispiel einen 38-jährigen Gast, der an Demenz erkrankt ist und gut in die Gruppe aufgenommen wurde.

Wann geht der Pflegebedarf für die Tagespflege zu weit? Das heißt: Bei welchem Grad der Pflegebedürftigkeit muss eine andere Form der Versorgung gefunden werden?

Tagespflege-Einrichtungen sind häufig wie ein Wohnzimmer oder ein Café eingerichtet. Bei uns sieht es auch nicht nach Pflege aus.
Stephanie Götze

Stephanie Götze: Pflegebedürftige können bei uns in der Tagespflege nicht mehr ausreichend versorgt werden, wenn sie sich hinlegen müssen, dabei auf ein richtiges Pflegebett angewiesen sind und medizinisch versorgt werden müssen. Wir haben einfach nicht die entsprechenden Mittel, sondern lediglich ein paar Sessel zum Schlafen. Wenn jemand nicht den ganzen Tag im Rollstuhl sitzen kann und komplett liegen muss, kann er in einer Einrichtung für Tagespflege in der Regel nicht mehr versorgt werden. Tagespflege-Einrichtungen sind häufig ja eher wie ein Wohnzimmer oder ein Café eingerichtet. Bei uns sieht es auch nicht nach Pflege aus.

Was sind Ihrer Meinung nach gute Gründe, die für die Betreuung in einer Tagespflege sprechen?

Stephanie Götze: Eine Tagespflege ist meistens eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten: Die betreuungsbedürftigen Menschen sind tagsüber unter Gleichgesinnten, werden versorgt und unterhalten; für pflegende Angehörige ist es eine große Entlastung und eine kleine Auszeit von der anstrengenden Pflege. Vielen Angehörigen ermöglicht die Tagespflege überhaupt erst, weiterhin zur Arbeit zu gehen und etwas für sich zu machen.

Gerade für Menschen mit Demenz ist der Austausch in einer Tagespflege wichtig, um nochmal ein neues Selbstbild von sich zu bekommen. Und zwar wenn sie mit vielen Gleichgesinnten zusammensitzen und sehen, dass sie nicht der einzige mit Defizit xy sind. Dann stärken sie sich gegenseitig. Bei manchen geht es so weit, dass sie die Gruppe als Familie sehen, die zusammenhalten muss. Da bildet sich eine richtige Bande. Die kennen sich, und auch wenn sie sich nicht an die Namen erinnern, erkennen sie die Gesichter und das schafft Vertrauen. Viele Angehörige erzählen uns, dass die Menschen mit Demenz am Nachmittag entspannt nach Hause kommen. Das entlastet wiederum die Pflegesituation zu Hause.

Welche Herausforderungen warten auf Pflegekräfte in der Tagespflege wie Sie?

Stephanie Götze: Die Herausforderung im Vergleich zu einer stationären Einrichtung besteht für mich darin, dass ich über Stunden mit den gleichen Leuten zusammen bin. Acht Stunden pro Tag, fünf Tage die Woche. Unsere Gruppe ist relativ klein und besteht aus zwölf Leuten. Da braucht man mit jedem einzelnen viel Geduld und Ausdauer und muss auch in der Gruppe einen Weg finden, wie man jedem Gast individuell gerecht wird, aber auch eine Beschäftigung findet, die alle unterschiedlichen Bedürfnisse unter einen Hut bekommt. Du musst den Animateur spielen, das ist manchmal sehr herausfordernd.

Mir ist die Gruppendynamik sehr wichtig. Schließlich soll jeder gerne zu uns kommen und entspannt nach Hause gehen.
Stephanie Götze

In der stationären Einrichtung hast Du den einen Bewohner gepflegt, dann machst Du die Tür zu und gehst weiter. Auf Station hast Du deswegen Akkordarbeit und Druck. In der Tagespflege muss der Geduldsfaden echt dick und stabil sein.

Zudem ist mir die Gruppendynamik sehr wichtig, so dass Du auch darauf achten musst, dass sich die Gäste untereinander verstehen. Manchmal müssen wir auch als Streitschlichter agieren, und wenn es nur um den Sitzplatz geht. Schließlich soll jeder gerne zu uns kommen und entspannt nach Hause gehen.

Welche Rückmeldung bekommen Sie von Angehörigen?

Stephanie Götze: Wir bekommen durchweg positives Feedback und die Angehörigen sind super dankbar. Bei uns gibt es einmal pro Monat einen Angehörigenabend. Da kommen die Angehörigen zusammen, tauschen sich untereinander aus, auch mit uns Pflegekräften, und unterstützen sich auch mal gegenseitig mit Tipps und Tricks.

Auch bei diesen Veranstaltungen bekommen wir oft das Feedback, dass die Pflege- und Betreuungsbedürftigen ausgeglichen nach Hause kommen und strahlen, was wieder für das Konzept der Tagespflege spricht. Es müsste eigentlich noch viel mehr Tagespflege-Einrichtungen in Deutschland geben, die Nachfrage ist noch immer größer als das Angebot. Für viele Pflegebedürftige schafft eine Tagespflege eben auch Freiräume und bietet Lebensqualität. Sie fühlen sich nicht bevormundet, haben ihr eigene Verabredung und erleben etwas.

Nun ein paar Fragen zu den „Konditionen“, weil viele pflege.de-Leser häufig danach fragen: Gibt es feste Vertragslaufzeiten für eine Tagespflege oder kann man Pflege- oder Betreuungsbedürftige auch nur tageweise in die Einrichtung bringen?

Stephanie Götze: Man kann die Tagespflege auch tageweise buchen. In der Regel kann man in allen Einrichtungen sowohl die Anzahl der Tage als auch die Tage frei wählen. Zudem sind die Plätze in Tagespflege-Einrichtungen jederzeit kündbar, wenn die Angehörigen diese Art der Pflege nicht mehr benötigen oder andere Versorgungslösungen gefunden haben.

Welche Öffnungszeiten hat eine Tagespflege üblicherweise? Sind Tagespflegeeinrichtungen auch am Wochenende geöffnet?

Stephanie Götze: Das variiert von Einrichtung zu Einrichtung. Wir haben von Montag bis Freitag jeweils von 8 bis 16 Uhr geöffnet. Manche Einrichtungen bieten aber auch die stundenweise Betreuung an Wochenenden an. Das ist erfahrungsgemäß eher in Großstädten der Fall.

Was war Ihr bisher schönstes Erlebnis?

Stephanie Götze: Mein schönes Erlebnis wiederholt sich in meinem Berufsalltag eigentlich relativ oft. Viele Menschen mit Demenz oder Pflegebedürftige fühlen sich zu Beginn oft abgeschoben, wenn sie das erste Mal zu uns in die Tagespflege kommen. Sie möchten nicht in die zunächst fremde Umgebung, meckern anfangs viel und wehren sich zum Teil auch automatisch gegen Neues. Nach zwei bis drei Tagen merkt man aber dann, dass sie sich auf den Tag in der Einrichtung mit den anderen Gästen freuen, sie kommen strahlend an, knüpfen Kontakte und kommen an. Das ist für mich immer wieder das Zeichen, dass wir viel richtig machen und die Form der Tagespflege ihre Berechtigung und ihren Sinn hat. Dafür arbeite ich jeden Tag gerne.

Vielen Dank für das Gespräch!

Erstelldatum: 7102.50.01|Zuletzt geändert: 5202.80.31
(1)
Bildquelle
© Katarzyna Bialasiewicz Photographee.eu
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