Pflege im Die Linke-Wahlprogramm 2025

Pflege im Die Linke-Wahlprogramm 2025

Das Wahlprogramm der Partei Die Linke zur Bundestagswahl 2025 steht unter dem Motto „Alle wollen regieren. Wir wollen verändern.“ Es enthält eine Vielzahl politischer Vorhaben, darunter auch konkrete Pläne für die Pflege.

pflege.de zeigt Ihnen im Folgenden, welche Ansätze und Forderungen die Partei für die Pflege formuliert hat.

Inhaltsverzeichnis

Pflegepolitik der Partei Die Linke

Die Partei Die Linke legt in ihrem Wahlprogramm zur Bundestagswahl 2025 einen besonderen Schwerpunkt auf die Verbesserung der Pflegebedingungen in Deutschland.

Unter dem Motto „Gesundheit und Pflege: Solidarität statt Wettbewerb“ präsentiert sie weitreichende Reformvorschläge und Maßnahmen, die die Situation für Pflegebedürftige, pflegende Angehörige und professionelle Pflegekräfte nachhaltig verbessern sollen. Die Linke plant dafür unter anderem eine grundlegende Reform der Pflegeversicherung sowie deutliche Verbesserungen der Arbeitsbedingungen im Pflegebereich. (Die Linke Wahlprogramm 2025)

Im Folgenden informiert Sie pflege.de kurz und leicht verständlich über die Forderungen der Partei Die Linke für die Pflege.

Zentrale Forderungen von der Partei Die Linke in 8 Punkten

  1. Solidarische Gesundheits- und Pflegeversicherung: Einführung einer Versicherung, in die alle einzahlen.
  2. Einführung einer Pflegevollversicherung: Eigenanteile senken, deckeln und langfristig abschaffen.
  3. Angebote zur Tages- und Kurzzeitpflege sowie Entlastungsangebote: Wohnortnahe Tages- und Kurzzeitpflege sowie unbürokratisch zugängliche Entlastungsangebote ausbauen.
  4. Arbeitsverhinderung, Geldleistungen und Rentenpunkte für pflegende Angehörige: Sechs Wochen bezahlte Freistellung beim ersten Auftreten eines familiären Pflegefalls, plus Geldleistungen und Rentenpunkte für Angehörige.
  5. Aufstockung des Pflegepersonals: Gesetzlich geregelte Personalbemessung, 100.000 zusätzliche Pflegekräfte, bessere Arbeitsbedingungen.
  6. Pflegeberuf attraktiver machen: Mehr Befugnisse für Pflegekräfte und verbesserte Arbeitsbedingungen.
  7. Systemwechsel in der Pflege: Pflegekonzerne aus der stationären Pflege drängen. Private Investitionen in der Pflege stoppen, Börsenzulassung für Pflege- und Krankenhauskonzerne entziehen. Finanzierung der stationären Pflege auf Kostendeckung ausrichten. Verstaatlichung privater Pflegeeinrichtungen und Verbot von Outsourcing zur Lohndrückung.
  8. Beschäftigungsverhältnis der „24-Stunden-Betreuung“ regulieren: „24-Stunden-Betreuung“ mit Sozialversicherung, Arbeitszeitregelung, Urlaub und Mindestlohn regulieren.

pflege.de geht in diesem Ratgeber auf alle acht Vorhaben ein, erläutert die Hintergründe und Begrifflichkeiten.

Hinweis aus der pflege.de-Redaktion

Zur Bundestagswahl 2025 möchten wir Ihnen einen fairen Einblick in die pflegepolitischen Inhalte der Wahlprogramme der größten Parteien geben. Dabei nehmen wir keine Partei von unserer Analyse aus, denn die freie Wahlentscheidung liegt allein bei den Wählern in Deutschland. Allerdings möchten wir betonen: pflege.de bekennt sich klar zur Demokratie, Vielfalt, Toleranz und der Würde des Menschen.

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Solidarische Gesundheits- und Pflegeversicherung

Die Linke setzt sich für die Einführung einer solidarischen Gesundheits- und Pflegeversicherung ein, in die alle Bürger einkommensabhängig einzahlen – auch diejenigen, die bislang privat versichert sind.

Info
Aktuelles System der Kranken- und Pflegeversicherung

Derzeit existiert in Deutschland ein duales System aus gesetzlicher Krankenversicherung (GKV) und privater Krankenversicherung (PKV). Während sich die Beiträge der GKV nach dem Einkommen der Versicherten richten, erhebt die PKV risikoabhängige Prämien – das bedeutet, dass die Beiträge auf individuellen Risikofaktoren wie Alter und Gesundheitszustand basieren. Die Trennung von GKV und PKV führt unter anderem zu Ungleichheiten im Zugang zu medizinischen Leistungen.

Ziel der Partei ist es, die Trennung zwischen gesetzlicher und privater Kranken- und Pflegeversicherung aufzuheben und somit eine einheitliche Versorgung für alle zu schaffen.

Gleichzeitig sollen die Beiträge gerechter verteilt und die finanzielle Grundlage des Gesundheitssystems gestärkt werden. (Die Linke Wahlprogramm 2025)

Pflegevollversicherung und Eigenanteile

Die Linke fordert die Einführung einer Pflegevollversicherung, die alle pflegerischen Leistungen vollständig abdeckt.

Ziel ist es, Pflegebedürftige und ihre Familien von finanziellen Eigenanteilen zu entlasten. Dafür möchte Die Linke zunächst Eigenanteile senken, deckeln und schließlich ganz abschaffen.

Durch die Abschaffung der Eigenanteile sollen finanzielle Belastungen reduziert und der Zugang zu Pflegeleistungen erleichtert werden.

Gleichzeitig möchte Die Linke verhindern, dass Kommunen weiterhin für die Eigenanteile von Pflegebedürftigen aufkommen müssen. (Die Linke Wahlprogramm 2025)

Info
Warum übernehmen Kommunen Eigenanteile in der Pflege?

Können Pflegebedürftige ihre Eigenanteile für Pflegeleistungen nicht selbst tragen und erhalten auch keine ausreichende Unterstützung durch Angehörige, springen die Kommunen ein. Im Rahmen der Hilfe zur Pflege (Teil der Sozialhilfe gemäß Paragraf 61 SGB XII), stellen die Kommunen damit die Grundversorgung sicher.

 

Angebote zur Tages- und Kurzzeitpflege sowie Entlastungsangebote

Die Linke möchte die Unterstützung für Pflegebedürftige und deren Angehörige deutlich ausbauen. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Förderung und dem Ausbau von Tages- und Kurzzeitpflegeangeboten.

Diese sollen nicht nur in größerer Zahl, sondern auch wohnortnah verfügbar sein. Ziel ist es, pflegende Angehörige zu entlasten und flexible Betreuungsmöglichkeiten für Pflegebedürftige zu schaffen. (Die Linke Wahlprogramm 2025)

Info
Was sind Tages- und Kurzzeitpflege?

Tagespflege und Kurzzeitpflege sind Betreuungsangebote. Bei der Tagespflege werden Pflegebedürftige tagsüber in einer speziellen Einrichtung betreut und gepflegt, abends kehren sie nach Hause zurück. Im Rahmen der Kurzzeitpflege werden Pflegebedürftige für einen begrenzten Zeitraum von mehreren Tagen bis Wochen stationär in einer Pflegeeinrichtung versorgt. Beide Angebote sollen pflegende Angehörige entlasten und die Pflege gewährleisten, auch wenn Angehörige verhindert sind.

Die Partei fordert, dass diese Angebote vollständig durch die solidarische Pflegevollversicherung abgedeckt werden.

Zusätzlich setzt sich Die Linke dafür ein, Entlastungsangebote für pflegende Angehörige unbürokratisch zugänglich zu machen. (Die Linke Wahlprogramm 2025)

Aktuell sind viele Entlastungsleistungen, wie haushaltsnahe Dienstleistungen oder Alltagsbegleitung, mit einem hohen organisatorischen Aufwand verbunden. Besonders die Beantragung und Abrechnung gestalten sich je nach Bundesland oft kompliziert.

Die Linke möchte diese Prozesse vereinfachen, um den Zugang zu Entlastungsangeboten zu erleichtern und die Hürden für Betroffene zu senken.

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Arbeitsverhinderung, Geldleistungen und Rentenpunkte für pflegende Angehörige

Die Linke setzt sich für eine bessere Unterstützung pflegender Angehöriger ein. Ein zentraler Vorschlag ist die Einführung einer sechswöchigen bezahlten Freistellung bei vollem Lohnausgleich für pflegende Angehörige, sobald ein Pflegefall in der Familie eintritt.

Darüber hinaus fordert die Partei eine stärkere finanzielle Anerkennung der Pflegearbeit von Angehörigen. Dazu sollen Geldleistungen eingeführt und Rentenpunkte für pflegende Angehörige ausgeweitet werden. (Die Linke Wahlprogramm 2025)

Info
Aktuelle Regelungen für pflegende Angehörige

Das Pflegezeitgesetz und das Familienpflegezeitgesetz regeln verschiedene Formen der Freistellung für pflegende Angehörige. Beispielsweise können pflegende Angehörige bei einem akuten Pflegefall bis zu zehn Tage bezahlte Freistellung in Anspruch nehmen. Während dieser Zeit wird das Pflegeunterstützungsgeld gezahlt, das 90 Prozent des Nettogehalts abdeckt. Geldleistungen für pflegende Angehörige gibt es bislang nicht. Allerdings erhalten Personen, die mindestens zehn Stunden pro Woche einen pflegebedürftigen Angehörigen mit mindestens Pflegegrad 2 pflegen, Rentenbeiträge.

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Aufstockung des Pflegepersonals

Die Linke setzt sich für eine deutliche Verbesserung der Personalsituation in der professionellen Pflege ein. Ein zentraler Vorschlag ist die Einführung einer gesetzlich vorgeschriebenen Personalbemessung, die den tatsächlichen Bedarf in Pflegeheimen und Krankenhäusern widerspiegelt. (Die Linke Wahlprogramm 2025)

Es braucht 100.000 zusätzliche Pflegekräfte in den Pflegeheimen! […] Hunderttausende Pflegekräfte können sich vorstellen, in den Beruf zurückzukehren – bei besseren Arbeitsbedingungen. (1)

Laut der Partei fehlen in Pflegeheimen mindestens 100.000 Pflegekräfte. Als einen der Hauptgründe nennt Die Linke die hohe Arbeitsbelastung, die viele Pflegekräfte dazu bringt, den Beruf zu verlassen.

Mit einer besseren Personalausstattung möchte die Partei die Arbeitsbedingungen verbessern und so auch Pflegekräfte zurückgewinnen, die dem Beruf den Rücken gekehrt haben. (Die Linke Wahlprogramm 2025)

Pflegeberuf attraktiver machen

Um den Pflegeberuf attraktiver zu machen, setzt sich Die Linke für flächendeckende Entlastungstarifverträge und bessere Arbeitsbedingungen ein. (Die Linke Wahlprogramm 2025)

Ein weiterer Punkt ist die Angleichung der Löhne in der Kranken- und Altenpflege. Die Linke fordert, die bestehende Lohnlücke zwischen den beiden Bereichen zu schließen, um die Arbeit gleichermaßen wertzuschätzen und fair zu entlohnen. (Die Linke Wahlprogramm 2025)

Darüber hinaus möchte Die Linke die Befugnisse von Gesundheits- und Pflegeberufen erweitern. Pflegekräfte sollen in Zukunft stärker eigenverantwortlich behandeln und versorgen können. (Die Linke Wahlprogramm 2025)

Systemwechsel in der Pflege

Unter dem Motto „Systemwechsel in der Pflege“ setzt sich Die Linke dafür ein, Pflegekonzerne aus der stationären Pflege zu verdrängen und Pflegeeinrichtungen schrittweise in öffentliche Hand zu überführen. (Die Linke Wahlprogramm 2025)

Damit soll die Pflege stärker gemeinwohlorientiert werden und der Einfluss privater Unternehmen begrenzt werden. (Die Linke Wahlprogramm 2025)

Ein zentraler Punkt ist das Verbot von Investitionen privater Kapitalgesellschaften – insbesondere von Private-Equity-Firmen – in Pflegeeinrichtungen und medizinische Versorgungszentren (MVZ). (Die Linke Wahlprogramm 2025)

Info
Was ist Private Equity?

Private Equity bedeutet, dass Investoren in Firmen investieren und dadurch Mitspracherecht erhalten. Weil solche Investoren häufig auf Gewinnmaximierung setzen und dabei Kosten, etwa für Personal, senken, wird Private Equity von Einigen auch kritisch betrachtet. In der Pflegebranche könnte es beispielsweise dazu führen, dass die Qualität der Pflege beeinträchtigt wird. (2)

Zusätzlich möchte Die Linke Krankenhaus-, Pflege- und Immobilienkonzernen die Börsenzulassung entziehen, um den Einfluss des Kapitalmarkts auf die Gesundheits- und Pflegeversorgung zu begrenzen. (Die Linke Wahlprogramm 2025)

Ein weiter Punkt ist die Abschaffung von Outsourcing. (Die Linke Wahlprogramm 2025)

Info
Was bedeutet Outsourcing?

Outsourcing bedeutet, dass ein Unternehmen bestimmte Aufgaben oder Bereiche an externe Dienstleister abgibt. Im Gesundheits- und Pflegebereich kann das zum Beispiel bedeuten, dass Reinigung, Küche oder Pflegehilfsdienste nicht mehr von festangestellten Mitarbeitenden, sondern von externen Firmen übernommen werden. Ziel des Outsourcings ist oft, Kosten zu senken – zum Beispiel durch niedrigere Löhne oder den Verzicht auf Tarifverträge. Kritiker warnen jedoch, dass dies häufig auf Kosten der Arbeitsbedingungen und der Qualität der Dienstleistungen geht.

Mit diesen Maßnahmen möchte Die Linke sicherstellen, dass Pflegeeinrichtungen im Sinne des Gemeinwohls betrieben werden. Gleichzeitig sollen faire Arbeitsbedingungen geschaffen und die Qualität der Versorgung in den Mittelpunkt gestellt werden.

Beschäftigungsverhältnis der „24-Stunden-Betreuung“ regulieren

Die Linke setzt sich für eine umfassende Regulierung der sogenannten „24-Stunden-Betreuung“ ein.

Ziel ist es, faire und rechtlich abgesicherte Arbeitsbedingungen für Betreuungskräfte zu schaffen.

Dazu gehört der Sozialversicherungsschutz für die Beschäftigten sowie die Einhaltung gesetzlicher Arbeitszeiten, die Gewährung von Urlaub und die Sicherstellung des Mindestlohns.

Info
Was ist die „24-Stunden-Betreuung“?

Die „24-Stunden-Betreuung“ beschreibt ein Betreuungsmodell, bei dem Pflegebedürftige rund um die Uhr von einer Betreuungskraft unterstützt werden, oft in ihrem eigenen Zuhause. Die Betreuung umfasst in der Regel Hilfe im Alltag, Haushaltsführung und teilweise pflegerische Tätigkeiten. In der Praxis arbeiten viele Betreuungskräfte unter prekären Bedingungen. Oft kommen sie aus dem Ausland, sind nicht ausreichend sozialversichert und leisten weit mehr als die gesetzlich erlaubte Arbeitszeit. Die Bezeichnung „24-Stunden-Betreuung“ ist irreführend, da eine durchgehende Betreuung durch eine einzige Person rechtlich und praktisch nicht möglich ist.

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Erstelldatum: 5202.10.72|Zuletzt geändert: 5202.90.11
(1)
Partei Die Linke (2025): Wahlprogramm zur Bundestagswahl 2025
https://www.die-linke.de/bundestagswahl-2025/wahlprogramm/ (letzter Abruf am 27.01.2025)
(2)
Deutschlandradio (2023): Umstritten nicht nur im Sport – Private-Equity-Firmen
www.deutschlandfunk.de/private-equity-fluch-oder-segen-100.html (letzter Abruf am 27.01.2025)
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Interview

4 Fragen an Ates Gürpinar (Die Linke)

Ates Gürpinar
Im Interview
Ates Gürpinar
Bundesgeschäftsführer, stellvertretender Parteivorsitzender sowie Sprecher für Krankenhaus- und Pflegepolitik der Die Linke-Bundestagsfraktion

Im Interview-Format „Fragen an…“ stellt pflege.de Politikerinnen und Politikern drängende Fragen rund um die Pflege, die für die Bundestagswahl 2025 wichtig sind. In diesem Interview steht der Bundesgeschäftsführer, stellvertretende Parteivorsitzender sowie Sprecher für Krankenhaus- und Pflegepolitik der Die Linke-Bundestagsfraktion Ates Gürpinar Rede und Antwort.

Sie fordern eine Pflegevollversicherung, die alle pflegerischen Leistungen abdeckt, ohne Eigenanteile für Pflegebedürftige und Angehörige. Abgesehen davon, dass nach Ihrem Konzept alle in eine solche Versicherung einzahlen würden: Wie wollen Sie die Finanzierung sicherstellen, insbesondere vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und steigender Pflegekosten?

Ates Gürpinar (Die Linke): Die Linke fordert seit langem, dass nicht nur alle in eine gemeinsame Solidarische Gesundheits- und Pflegeversicherung einzahlen, sondern auch, dass dabei alle Einkommensarten berücksichtigt werden, also auch Einkommen aus Mieten oder Renditen herangezogen wird.

Außerdem wollen wir die Beitragsbemessungsgrenze in einem ersten Schritt anheben, langfristig ganz streichen. Das führt nicht nur dazu, dass Vermögende und Spitzenverdiener*innen sich endlich solidarisch an der Finanzierung von Gesundheit und Pflege beteiligen. Im Bereich der Pflege, so konnten wir 2021 ausrechnen, würden damit die Eigenanteile entfallen. So können Menschen, die Pflege brauchen, entlastet werden.

Bis jetzt tragen relativ gesehen Gering- und Durchschnittsverdiener*innen die Hauptlast. Das kann so nicht bleiben, denn es belastet die Gesellschaft, während gleichzeitig das Geld für gute Pflege fehlt.

Der Wegfall der Eigenanteile für Menschen mit Pflegebedarf und deren Familien klingt vielversprechend, aber welche konkreten Maßnahmen planen Sie, um sicherzustellen, dass die Qualität der Pflegeleistungen nicht darunter leidet?

Ates Gürpinar (Die Linke): Im Mittelpunkt der Pflege muss der Mensch stehen. Bei der Entlastung von Menschen mit Pflegebedarf dürfen wir nicht zuerst daran denken, was eingespart werden kann. Diesem Denken ist man oft verhaftet, weil zu wenig Mittel für eine auskömmliche Finanzierung da sind und Unternehmen durch Rendite Mittel von Pflegebedürftigen und aus Versichertenbeiträgen aus dem System zweckentfremden.

Wenn wir durch eine Änderung der Finanzierungsgrundlage dafür sorgen, dass genügend Geld da ist und das Geld im System verbleibt, verbessert sich die Qualität – und der Mensch steht wirklich im Mittelpunkt.

Sie sprechen von unbürokratischer Zugänglichkeit der Entlastungsangebote. Welche digitalen oder analogen Maßnahmen planen Sie, um eine schnellere und einfachere Umsetzung sicherzustellen? Zudem fordern Sie wohnortnahe Entlastungsangebote, beispielsweise zur Tagespflege. Wie wollen Sie sicherstellen, dass diese flächendeckend und nachhaltig aufgebaut werden, insbesondere in ländlichen Gebieten?

Ates Gürpinar (Die Linke): Der Zugang zur Pflege ist von immensen Hürden gepflastert. Es ist für die zu Pflegenden und ihre Angehörigen ungeheuer schwer, sich im Angebotsdschungel zurechtzufinden.

Die Ampel hat hier nur bei der Kurzzeit- und Verhinderungspflege Vereinfachungen geschafft: Wir müssen die unterschiedlichen Angebote vereinfachen und auf kommunaler Ebene Strukturen errichten, die den Menschen in der Pflege dauerhaft zur Seite stehen. Was für ein Pflegeangebot wird benötigt? Wo kann es gefunden werden? Sprich: Pflegelotsen und eine quartiersbezogene Unterstützung in der Pflege sind das Gebot der Stunde.

In vielen Kommunen fehlt es jedoch an Altenhilfe- und Pflegeplanung. Diese sind wichtig, um den Bedarf in einer Region einschätzen zu können. Außerdem ist es wichtig, dass Kommunen eigene Träger gründen, um den wachsenden Bedarf nach qualitativ hochwertiger Betreuung im Alter decken zu können. Diese Träger können auch als Ansprechpartner dienen, damit unbürokratisch und schnell geholfen werden kann.

Sie wollen die Arbeitsbedingungen der 24-Stunden-Pflegekräfte deutlich verbessern: Wie wollen Sie dies gestalten, ohne dass Pflegebedürftige oder Angehörige durch höhere Kosten überfordert werden? Oder soll auch die 24-Stunden-Pflege zukünftig von der Pflegevollversicherung übernommen werden?

Ates Gürpinar (Die Linke): Prinzipiell gilt: Pflege soll voll finanziert werden. Wir müssen ein soziales Netz schaffen, was Pflege bei Bedarf ermöglicht und die Angehörigen entlastet. Falls eine Betreuung rund um die Uhr nötig ist, muss sie gewährleistet werden.

Wenn eine 24-Stunden-Betreuung nicht notwendig ist, dann wird die Finanzierung auch in Zukunft privat sein. Und auch da gilt für Die Linke, dass die Beschäftigten nicht ausgebeutet werden dürfen. Die Arbeitszeitrichtlinien geben strenge Grenzen vor, die wichtig, sinnvoll und in jedem Fall einzuhalten sind. Da würden – im nicht notwendigen Fall – also höhere Kosten entstehen als in den jetzigen Modellen der Fall.

Erstelldatum: 5202.10.72|Zuletzt geändert: 5202.80.31
(1)
© Bildquelle
Urheber: Olaf Krostitz
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