Was ist Parodontose/ Parodontitis?
Parodontose ist ein veralteter Begriff, der oft synonym für Parodontitis verwendet wird. Allerdings ist dies nicht korrekt, denn es gibt einen wichtigen Unterschied:(1)
- Parodontitis ist eine bakterielle Entzündung des Zahnhalteapparats, verursacht meist durch Bakterien im Zahnbelag beziehungsweise Plaque. Sie führt zu Zahnfleischentzündungen, Knochenabbau und möglicherweise zu Zahnverlust.
- Parodontose hingegen beschreibt einen nicht-entzündlichen Rückgang des Zahnhalteapparats. Dabei kommt es zu einem langsamen Abbau des Kieferknochens, ohne dass eine Entzündung vorliegt.
Der Begriff Parodontose ist medizinisch heute kaum noch gebräuchlich, da die meisten Erkrankungen des Zahnhalteapparats entzündlicher Natur sind und somit als Parodontitis bezeichnet werden.
Zahnhalteapparat: Aufbau und Funktion
Unter dem Zahnhalteapparat werden alle Strukturen zusammengefasst, die die Zähne im Kieferknochen verankern.
Dazu gehören:(2)
- Zahnfleisch: Umgibt den Zahn am Zahnfleischrand und schützt das Zahnbein vor Bakterien und Schäden.
- Knochen: Bietet dem Zahn festen Halt im Kiefer und bildet ein sogenanntes Zahnfach beziehungsweise die Zahn-Alveole, in der die Zahnwurzel steckt.
- Wurzelzement: Eine dünne, harte Schicht, die die Zahnwurzel bedeckt und die sogenannten Haltefasern im Zahn verankert.
- Haltefasern: Bestehen aus widerstandsfähigem Bindegewebe und liegen zwischen dem Wurzelzement und dem Zahnfach im Kieferknochen.
Der Zahnhalteapparat sorgt dafür, dass der Zahn
- fest, aber leicht beweglich im Kiefer verankert ist,
- Stöße beim Kauen abfedert
- und das Zahnfleisch vor Infektionen schützt.
Parodontitis: Symptome
pflege.de gibt Ihnen einen schnellen Überblick über die Symptome bei Parodontitis:(4)
- Gerötetes und/oder geschwollenes Zahnfleisch
- Blutendes Zahnfleisch
- Schmerzen an den betroffenen Stellen
- Freiliegende und empfindliche Zahnhälse beziehungsweise Rückgang des Zahnfleisches
- Mundgeruch beziehungsweise unangenehmer Geschmack im Mund
- Lockere Zähne
- Zahnverlust
Parodontitis: Ursachen
Die Ursachen von Parodontitis sind vielfältig.
Eine Parodontitis beginnt in jedem Fall mit einer Zahnfleischentzündung, die durch Bakterien aus dem Zahnbelag verursacht und unter anderem durch die individuelle Lebensführung der Betroffenen begünstigt wird.
Nicht zuletzt spielen auch die Gene eine Rolle: Die genetische Veranlagung ist ein bedeutender Faktor, ob es zum Ausbruch der Krankheit kommt. Bleibt die Entzündung des Zahnfleisches unbehandelt, greift sie über auf den Zahnhalteapparat.
Durch die permanente Entzündung baut sich der Kieferknochen ab, sodass sich Zähne lockern.(5)
Langfristig kann es so zu Zahnausfall kommen. Neben dem Abbau von Knochen kommt es zum Zahnfleischrückgang, der die empfindlichen Zahnhälse freilegt.
Risikofaktoren für Parodontitis
Risikofaktoren, die eine Parodontitis begünstigen, sind:(5)
- Bakterien in Zahnbelägen
- Zahnfleischentzündungen
- Mangelnde Mund- und Zahnhygiene
- Zähneknirschen
- Bestimmte Krankheiten (zum Beispiel Diabetes mellitus)
- Stress
- Depressionen
- Rauchen
- Adipositas (Fettleibigkeit)
- Genetische Veranlagung
- Schwaches Immunsystem
Auch viele Krankheiten im Alter bergen das Risiko einer Parodontitis: So kann das Verständnis für das tägliche Zähneputzen von jemandem mit einer Demenz möglicherweise eingeschränkt sein.
Ist Parodontitis ansteckend?
Weil es sich bei der Parodontitis um eine bakteriell verursachte Erkrankung handelt, ist sie ansteckend. Beispielsweise können die Erreger beim Küssen oder Teilen von Trinkflaschen übertragen werden.
Allerdings führt die Übertragung noch nicht zwangsläufig zum Ausbruch der Erkrankung: Ein gesundes Immunsystem und die richtige Zahnhygiene können den Ausbruch der Krankheit oftmals verhindern. In der Regel sind dafür die oben genannten Risikofaktoren maßgeblich.
Verlauf von Parodontitis
Der Verlauf einer Parodontitis ist meist schleichend und entwickelt sich in mehreren Stadien:
- Vorstufe: Zahnfleischentzündung
- Anfangsstadium: Erste Schäden am Zahnhalteapparat
- Fortgeschrittenes Stadium: Knochenabbau und Zahnlockerung
- Endstadium: Zahnverlust
Vorstufe: Zahnfleischentzündung
Zu Beginn ist das Zahnfleisch entzündet. Grund hierfür sind bakterielle Zahnbeläge, die das Zahnfleisch reizen. Das Zahnfleisch ist bereits teilweise gerötet und geschwollen. Außerdem kann es zu leichtem Zahnfleischbluten beim Zähneputzen kommen. In der Regel haben Betroffene zu diesem Zeitpunkt noch keine Schmerzen.
Frühe Parodontitis
Es gibt Anzeichen, die im Anfangsstadium auf eine Entzündung des Zahnhalteapparats hinweisen.
Wenn Sie geschwollenes, druckempfindliches und blutendes Zahnfleisch sowie Mundgeruch bei sich oder Ihrem Angehörigen feststellen, ist bereits von einer bakteriellen Entzündung auszugehen. Jede Entzündung im Körper sollte beachtet und behandelt werden. Unbehandelt breitet sie sich oft aus und verschlimmert die Symptome.
Wenn kalte oder heiße Speisen und Getränke für Schmerzen im Mund sorgen, liegen oftmals die empfindlichen Zahnhälse frei. Sie können Folge von stressbedingtem Zähneknirschen sein – oder aber auf den Beginn einer Parodontitis hinweisen. Wenn Sie sich unsicher sind, ob Sie möglicherweise freiliegende Zahnhälse haben, wenden Sie sich an Ihren Zahnarzt.
Eine Parodontitis verläuft in der Regel ohne starke Schmerzen. Aus diesem Grund wird sie häufig erst im fortgeschrittenen Stadium entdeckt und von Betroffenen ernst genommen.
Parodontitis im fortgeschrittenen Stadium
Im fortgeschrittenen Stadium kann eine Parodontitis zu gelockerten Zähnen führen.
Die schwerwiegendste Folge ist, dass Zähne ganz ausfallen. Zum Zahnausfall im Endstadium kommt es aus diesen drei Gründen:
- Knochenabbau: Der Knochen bildet sich aufgrund der dauerhaften Entzündung zurück und bietet dem Zahn weniger Halt.
- Zahnfleisch-Rückgang: Weil die Knochensubstanz abnimmt, zieht sich auch das Zahnfleisch zurück.
- Zahnfleischtasche: Es entsteht eine Tasche zwischen Zahnfleisch und Zahn, wodurch der Zahn nicht mehr so fest vom Zahnfleisch gehalten wird.
Wenn einzelne Zähne ausfallen, kommen verschiedene Formen von Zahnersatz in Frage.
Parodontitis: Folgen
Eine unbehandelte Parodontitis fordert das Immunsystem auf Dauer heraus. Der Körper hat permanent mit einer Entzündung zu kämpfen. Die Bakterien und Entzündungsstoffe können in den Blutkreislauf gelangen und so weitere Schäden im Körper verursachen.
Auswirkungen auf die Allgemeingesundheit
Erreger und Stoffe, die mit der Entzündung in Zusammenhang stehen, können sich auch auf die Allgemeingesundheit auswirken. Beispielsweise besteht ein Zusammenhang zwischen Parodontitis und Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Schlaganfälle oder Herzinfarkte, weil die Bakterien und Entzündungsstoffe Arterienverkalkung begünstigen können.(5)
Im fortgeschrittenen Stadium können gelockerte Zähne zur Folge haben, dass die Ernährung umgestellt werden muss und es gegebenenfalls zu einer Mangelernährung kommt.
Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Erkrankungen
Neben der Auswirkung auf die Allgemeingesundheit kann es bei einer Parodontitis zu negativen Wechselwirkungen zwischen unterschiedlichen Erkrankungen kommen. Beispielsweise im Fall einer Parodontitis und Diabetes mellitus:
Auf der einen Seite erkranken Diabetiker leichter an Parodontitis. Auf der anderen Seite reduziert die Parodontitis als Entzündung im Körper die Wirkung von Insulin. Insulin ist ein wichtiger Baustein zum Abbau des Zuckers im Körper. Somit erschwert eine Parodontitis die richtige Einstellung des Blutzuckers.(6)
Parodontitis: Selbsttest
Fünf Kriterien, die auf eine Parodontitis hinweisen, sind:
- Ihr Zahnfleisch blutet regelmäßig, etwa beim Zähneputzen oder beim Anwenden von Zahnseide.
- Ihr Zahnfleisch ist zurückgegangen.
- Sie leiden unter kälte- und wärmeempfindlichen Zähnen.
- Sie haben wackelnde Zähne.
- Ihnen sind bereits Zähne herausgefallen.
Wenn Sie alle Fragen mit Ja beantwortet haben, besteht der Verdacht, dass es sich um eine Parodontitis handelt. Vereinbaren Sie umgehend einen Termin mit Ihrem Zahnarzt und erläutern Sie Ihre Symptome.
Parodontitis: Diagnose
Beim sogenannten Parodontalen Screening Index, kurz PSI, handelt es sich um eine Vorsorgeuntersuchung für das Zahnfleisch, mit der Parodontitis frühzeitig erkannt und behandelt werden kann.
Mithilfe einer Spezialsonde mit stumpfer Spitze kann Ihr Zahnarzt den PSI erheben.
Die Messung des PSI dauert wenige Minuten und ist in der Regel schmerzfrei.(7)
Dabei achten Zahnmediziner auf folgende Hinweise:
- Taschentiefe: Gibt es eine Zahnfleischtasche? Wenn ja, wie tief ist die Zahnfleischtasche?
- Zahnfleischbluten: Blutet das Zahnfleisch, wenn der Zahnarzt mit der Sonde am Zahnfleischsaum entlangfährt?
- Oberfläche: Gibt es Auflagerungen auf den Zähnen, sogenannter Zahnstein?
Röntgenbild bei Parodontitis
Weist der PSI auf eine Parodontitis hin, kann sich der Zahnarzt zusätzlich mit Röntgenbildern absichern und so die sichere Diagnose Parodontitis stellen.(8)
Da Betroffene die Speisereste aus den Zahnfleischtaschen nicht mehr herausputzen können, bildet sich oftmals Zahnstein unterhalb des Zahnfleischrandes. Zahnmediziner sprechen von sogenannten Konkrementen, die auf Röntgenbildern aussehen wie kleine Dornen am Zahn.
Weitere Tests bei Verdacht auf Parodontitis
Durch den Abbau des Knochens und das Loslösen des Zahnfleisches lockern sich die Zähne. Der Zahnarzt kann die sogenannte statische und dynamische Zahnbeweglichkeit überprüfen.
Bei der statischen Zahnbeweglichkeit überprüft der Zahnarzt mit den Fingern oder einer Pinzette, wie weit sich der betroffene Zahn bewegen lässt.
Die dynamische Beweglichkeit gibt Auskunft darüber, wie gut die Zähne einwirkende Kräfte abbremsen, die zum Beispiel beim Kauen einwirken. Für diese Messung benötigt der Zahnarzt ein spezielles Messgerät, das sogenannte Periotest-Gerät.
Insbesondere dann, wenn eine Parodontitis-Behandlung nicht anschlägt, werden Labortests durchgeführt, um die Bakterien zu bestimmen. So lässt sich unter dem Mikroskop abklären, ob die typischen Erreger im Zahnplaque vorhanden sind.(9)
Formen von Parodontitis: Klassifikation nach Graden und Stadien
Die Einteilung einer Parodontitis erfolgt anhand verschiedener Kriterien in drei Grade (Grad A bis C) und Stadien (Stadium 1 bis 4).
Hierbei gilt: Je höher der Buchstabe beziehungsweise die Zahl, desto weiter fortgeschritten ist die Parodontitis.(10)
Parodontitis: Behandlung
Die zahnärztliche Behandlung einer Parodontitis erfolgt in drei Schritten:(8)
- Vorbehandlung
- Systematische Parodontitis-Therapie
- Nachbehandlung
Parodontitis-Vorbehandlung
Dem Patienten wird vermittelt, wie seine eigene Mundhygiene aussehen sollte. Er wird angeleitet, die Zahn- und Mundpflege effizient durchzuführen. Mit dieser Maßnahme soll gewährleistet werden, dass der Patient bakterielle Zahnbeläge täglich selbst möglichst vollständig entfernt.
Außerdem werden Beläge und sogenannte irritierende Faktoren vom Zahnarzt entfernt. Beispielsweise überstehende Füllungsränder oder Karies.
Im fortgeschrittenen Verlauf werden eventuelle nicht erhaltungswürdige Zähne gezogen oder Wurzelkanäle gefüllt.
Systematische Parodontitis-Therapie
Diese Therapie ähnelt einer professionellen Zahnreinigung. Weil es sich um eine bakterielle Entzündung handelt, müssen die Bakterien entfernt werden.
Die Zahnfleischtaschen, in denen sich ungehindert Bakterien und Speisereste sammeln, werden professionell vom Zahnarzt gereinigt. Es wird vom sogenannten geschlossenen Verfahren gesprochen, weil das Zahnfleisch nicht aufgeschnitten werden muss.
Mitunter wird Parodontitis auch mit einer Laser-Therapie behandelt.
Nachbehandlung: Unterstützende Parodontitis-Therapie
In regelmäßigen Abständen, die sich nach dem Schweregrad der Erkrankung richten, werden Zähne und Zahnfleisch vom Zahnarzt kontrolliert, die Tiefe der Zahnfleischtaschen gemessen und Beläge entfernt. Zur Unterstützung gehören auch Empfehlungen für die tägliche Zahnpflege.
Checkliste: Parodontitis vorbeugen
Um einer Parodontitis vorzubeugen, können Sie selbst aktiv werden. pflege.de gibt Ihnen hierzu fünf Tipps an die Hand:
Häufig gestellte Fragen
Was ist Parodontose/Parodontitis?
Parodontitis, umgangssprachlich auch als Parodontose bekannt, ist eine bakterielle Entzündung des Zahnhalteapparates. Dieser umfasst das Zahnfleisch, Knochen, Wurzelzement und Haltefasern.
Welche Symptome hat man bei einer Parodontose/Parodontitis?
Typische Parodontitis-Symptome sind: Ein gerötetes und/oder geschwollenes Zahnfleisch, blutendes Zahnfleisch, Schmerzen an den betroffenen Stellen, freiliegende und empfindliche Zahnhälse beziehungsweise Rückgang des Zahnfleisches, Mundgeruch und schlechter Geschmack im Mund, lockere Zähne und Zahnverlust.
Wie entsteht Parodontose/Parodontitis?
Die Ursachen von Parodontitis sind vielfältig. In jedem Fall handelt es sich um eine bakteriell verursachte Erkrankung, die unter anderem durch die individuelle Lebensführung der Betroffenen begünstigt wird. Nicht zuletzt spielen die Gene eine Rolle: Die genetische Veranlagung ist ein bedeutender Faktor, ob es zum Ausbruch der Krankheit kommt.
Was sind die Risikofaktoren für eine Parodontose/Parodontitis?
Faktoren, die eine Parodontitis begünstigen, sind: Bakterien in Zahnbelägen, Zahnfleischentzündungen, mangelnde Mund- und Zahnhygiene, Zähneknirschen, bestimmte Krankheiten (beispielsweise Diabetes mellitus), Stress, Depressionen, Rauchen, Fettleibigkeit, die genetische Veranlagung und ein schwaches Immunsystem.
Ist Parodontitis ansteckend?
Weil es sich bei der Parodontitis um eine bakteriell verursachte Erkrankung handelt, ist sie ansteckend. Beispielsweise können die Erreger beim Küssen oder Teilen von Trinkflaschen übertragen werden. Allerdings führt die Übertragung noch nicht zwangsläufig zum Ausbruch der Erkrankung: Ein gesundes Immunsystem und die richtige Zahnhygiene können den Ausbruch der Krankheit oftmals verhindern.
Wie wird eine Parodontose/Parodontitis behandelt?
Die Behandlung einer Parodontitis erfolgt in drei Schritten beim Zahnarzt: Vorbehandlung, systematische Parodontitis-Therapie, Nachbehandlung inklusive Kontrollen in regelmäßigen Abständen.