Long oder Post COVID ?
Ob „Long COVID“ oder „Post COVID“ – die Symptome sind die erstmal gleichen.
Die beiden Bezeichnungen unterscheiden sich jedoch um den zeitlichen Aspekt:
- Wenn Personen mit COVID-19 auch noch vier Wochen nach der Infektion Symptome zeigen, spricht man von Long COVID.
- Dauern die Symptome zwölf Wochen oder länger an oder treten dann Symptome auf, die nicht anders erklärt werden können, ist die Rede von Post COVID.
Im nachfolgenden Text sind beide Syndrome unter dem Begriff Long COVID zusammengefasst.
Long/Post COVID: Ursachen und Risikofaktoren
Trotz weltweiter Forschung hat man die genauen Ursachen für die Entwicklung eines Long-COVID-Syndroms noch nicht eindeutig herausgefunden. Aber es gibt inzwischen verschiedene Erklärungsansätze. pflege.de fasst für Sie den aktuellen Wissensstand zusammen (Stand: Juli 2024).
Ansteckungsgefahr bei Long COVID
Ansteckungsgefahr bei einer akuten COVID-19-Infektion besteht etwa bis zu zehn Tage nach der Infektion.
Long COVID ist allerdings nicht ansteckend.(1)
Risikogruppen für Long COVID
Mehrere Studien legen nahe, dass bestimmte Personengruppen eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, an Long COVID zu erkranken. Sogenannte Risikogruppen für Long COVID sind diese hier:(2)
- Frauen
- Ältere Menschen
- Personen mit Adipositas
- Raucher
- Menschen mit Vorerkrankungen wie Asthma, COPD, Herzerkrankungen, Diabetes mellitus, Bluthochdruck oder Depressionen
- Personen, die während der akuten Infektionsphase besonders viele Symptome und/oder eine hohe Viruslast haben
- Menschen, die nicht vollständig gegen COVID-19 geimpft sind
Verschiedene Vorgänge im Körper
Durch eine COVID-19-Infektion können bestimmte Vorgänge im Körper angestoßen werden, die im Verdacht stehen, die Entwicklung von Long COVID zu begünstigen. Bei den eben genannten Risikogruppen scheinen sich diese schneller und ausgeprägter zu entwickeln.
Gestörtes Immunsystem
Bei einer COVID-19-Infektion kann das Immunsystem manchmal zu stark oder zu lange reagieren. Dieser Zustand wird „Zytokinsturm“ genannt und kann zu langfristigen Entzündungen führen. Sie sind auch dann noch da, wenn die eigentliche Infektion schon vorbei ist.(3)
Manchmal bleibt das Immunsystem dauerhaft in diesem ständigen Alarmzustand. Das kann dazu führen, dass man sich immer müde fühlt, Muskel- und Gelenkschmerzen hat und Probleme mit dem Denken und Erinnern bekommt.
Verbleibendes Corona-Virus
Untersuchungen haben gezeigt, dass bei manchen Patienten noch lange nach der akuten COVID-Infektion Spuren des Virus gefunden werden können.
Diese anhaltende Anwesenheit des Virus könnte das Gewebe direkt schädigen oder eine dauerhafte Immunreaktion auslösen, die dann zu den Long-COVID-Symptomen führt.(3)
Andere Viren
Viele Menschen tragen Viren wie das Epstein-Barr-Virus, kurz EBV, oder das Herpesvirus in sich. Diese werden normalerweise vom Immunsystem kontrolliert und bleiben so in einem ruhenden Zustand, der keine akuten Beschwerden auslöst.
Durch eine Infektion mit COVID-19 könnte das Immunsystem jedoch so stark belastet werden, dass es diese inaktiven Viren nicht mehr in Schach halten kann.
Die Reaktivierung solcher Viren könnte Symptome hervorrufen, die zu den Beschwerden von Long COVID beitragen. Zum Beispiel ist bekannt, dass das Epstein-Barr-Virus bei Reaktivierung Müdigkeit, Fieber und andere Symptome verursachen kann.(3)
Angegriffene Blutgefäße
Das Corona-Virus kann Zellen schädigen, welche die Blutgefäße auskleiden. So kann es zu Entzündungen und Blutgerinnseln kommen.
Diese Schäden an den Blutgefäßen könnten langfristige Probleme mit der Durchblutung verursachen und dadurch viele der Symptome von Long COVID erklären, zum Beispiel Müdigkeit und Atemnot.(3)
Niedriger Serotoninspiegel
Serotonin ist ein Neurotransmitter, der im Gehirn und im Darm vorkommt und bei der Regulierung von Stimmung, Schlaf, Appetit und Verdauung eine wichtige Rolle spielt.
Ein Forschungsteam aus den USA fand heraus, dass viele Long-COVID-Betroffene einen zu niedrigen Serotoninspiegel aufweisen.
Die Wissenschaftler entdeckten einen Abfall der Serotoninwerte im Blut während der akuten Krankheitsphase von COVID-19.
Bei Long-COVID-Patienten hält dieser Mangel langfristig an. Ein zu niedriger Serotoninspiegel kann zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen führen, darunter Depressionen, Angstzustände, Schlafstörungen und Reizdarmsyndrom – Symptome, die auch bei Long COVID auftreten können.(4)
Genetische Beeinflussung
Wie bei vielen anderen Erkrankungen könnten auch die Gene beeinflussen, wie anfällig man für die Entwicklung von Long COVID ist. Sie bestimmen auch, wie stark das Immunsystem ist und wie gut unser Körper mit Entzündungen umgeht.
Long/Post COVID und Mitochondrien
Mitochondrien sind kleine, abgrenzbare Strukturen (Organellen) in unseren Zellen. Man kann sie als die Kraftwerke unseres Körpers bezeichnen.
Ihre Hauptaufgabe ist es, Nahrung, die wir zu uns nehmen, in Energie umzuwandeln. Diese wird in Form eines Moleküls namens Adenosintriphosphat, kurz ATP, gespeichert.
Man kann sich Mitochondrien wie kleine Batterien vorstellen, die ständig aufgeladen werden müssen, damit wir denken, uns bewegen und atmen können. Sie sind für fast alle Aktivitäten, die unser Körper ausführt, unerlässlich.
Wenn Mitochondrien nicht richtig funktionieren, kann das dazu führen, dass wir uns müde und schwach fühlen, da unsere Zellen nicht genug Energie aufbringen können.
Genau das kann bei Long COVID passieren , wie unter anderem eine niederländische Studie herausgefunden hat. Dabei ließ man Long-COVID-Betroffene Fahrrad fahren. Einen Tag später konnte das Forschungsteam im Muskelgewebe der Teilnehmenden verschiedene Auffälligkeiten entdecken, die bei gesunden Menschen nicht vorhanden sind.
Diese Auffälligkeiten sorgten dafür, dass die Mitochondrien bei Patienten mit Long COVID weniger Energie produzierten, was die verminderte Leistungsfähigkeit erklärt.(5)(6)
Long COVID nach Impfung?
Treten nach einer COVID-19-Impfung Symptome auf, die auch bei Long COVID beobachtet werden, spricht man vom Post-Vac-Syndrom.
Es sollte jedoch nicht mit normalen Nebenwirkungen von Impfungen, wie leichtem Fieber oder Schmerzen an der Einstichstelle verwechselt werden. Diese machen sich spätestens am nächsten Tag bemerkbar und klingen üblicherweise nach kurzer Zeit wieder ab.
Für das Post-Vac-Syndrom gibt es bis heute keine einheitliche Definition, was Zeitraum, Symptome oder Ursachen angeht. Das macht es auch schwer, Fallzahlen, Behandlungsmöglichkeiten und Heilungschancen zu nennen.
Das Paul-Ehrlich-Institut schätzt anhand gemeldeter Impfdosen und Post-Vac-Fällen, dass auf 100.000 Impfungen ein Post-Vac-Betroffener kommt. Die Ursachen sind noch nicht ausreichend erforscht.(7)
Anders als bei Long COVID gibt es für Post-VAC-Patienten derzeit nur wenige Anlaufstellen. Darunter die Spezialambulanz des Universitäts-Klinikums Marburg.(8)
Long/Post COVID vorbeugen
Da man noch nicht die genauen Gründe herausgefunden hat, wie und warum Long COVID entsteht, ist auch noch nicht eindeutig geklärt, ob und wie Sie es vermeiden können. Es gibt aber spezielle Maßnahmen, mit denen Sie Ihr Ansteckungsrisiko bei einer akuten COVID-19-Infektion senken können und Maßnahmen, die die Chance auf einen milden Krankheitsverlauf erhöhen können.
Gründlicher Infektionsschutz
Der beste Schutz ist nach wie vor, wenn Sie sich erst gar nicht mit COVID-19 anstecken. Dagegen helfen die altbekannten Hygienevorkehrungen – die wichtigsten:
- Nach Aufenthalten in öffentlichen Räumen sollten Sie sich gründlich die Hände mit Seife waschen.
- Vermeiden Sie den Kontakt zu erkrankten Personen, soweit das möglich ist.
Vollständiges Impfschema
Einige Studien kommen zu dem Schluss, dass ein vollständiges Impfschema einen Schutz vor Long COVID bietet. Gesunde Erwachsene sollten dafür eine Grund- und zwei Auffrischungsimpfungen erhalten.
Die Impfung verhindert oftmals schwere Verläufe. Da diese häufiger zu Long COVID führen, senkt sie somit indirekt das Risiko, an den langfristigen Folgen der Krankheit zu leiden.
Einige Studien haben auch gezeigt, dass geimpfte Personen, die an COVID-19 erkranken, seltener anhaltende Symptome entwickeln als ungeimpfte Personen.(9)
Immunsystem stärken
Ein starkes Immunsystem kann den Körper dabei unterstützen, mit einer Corona-Infektion und deren Folgen fertig zu werden. Mit einer gesunden, ausgewogenen Ernährung und viel Bewegung an frischer Luft sorgen Sie für gute Abwehrkräfte.
Long/Post COVID: Symptome
Die Liste von möglichen Long-COVID-Symptomen ist lang. Typischerweise treten sie erst einige Zeit nach Abklingen der akuten Infektion auf, können dann jedoch mehrere Wochen, Monate oder sogar dauerhaft bestehen bleiben.
In unserem Ratgeber zum Thema Long COVID Symptome haben wir die häufigsten Beschwerden in einer Liste für Sie zusammengestellt. Außerdem erklären wir, wie die einzelnen Symptome im Körper entstehen und wie man sie behandeln kann.
Long/Post COVID: Zu welchem Arzt?
Wenn Sie den Verdacht haben, von Long COVID betroffen zu sein, ist Ihre hausärztliche Praxis in der Regel eine gute Anlaufstelle. Diese kann Sie, wenn nötig, an bestimmte Fachärzte überweisen.
Welche das sind, hängt vor allem von Ihren Symptomen ab. Infrage kommen unter anderem neurologische Praxen, HNO-Praxen, Lungenfachärzte oder Herzspezialisten.
Mittlerweile gibt es aber auch spezialisierte Arztpraxen, die Long-COVID-Sprechstunden anbieten. Einige größere Kliniken haben eigene Long-COVID-Ambulanzen eingerichtet. Unterstützung bei der Suche in Ihrer Nähe bekommen Sie hier.
Long/Post COVID: Test und Diagnose
Aufgrund der Vielzahl an möglichen Symptomen ist die Diagnosestellung bei Long COVID nicht so einfach. Bisher gibt es noch keinen Test, der dafür ein eindeutiges Ergebnis liefert.(10)
Je nachdem, welche Beschwerden Sie haben, werden jedoch üblicherweise verschiedene Untersuchungen gemacht. Einerseits, um andere Erkrankungen auszuschließen, andererseits, um behandelbare Auslöser für Ihre Symptome festzustellen.
Arzt-Patienten-Gespräch
Am Anfang steht in der Regel ein ausführliches Arztgespräch mit Ihrem Arzt, die sogenannte Anamnese. Sie sollten Ihrem Arzt dabei auf jeden Fall Ihren Verdacht, an Long COVID erkrankt zu sein, mitteilen. Ideal ist es, wenn Sie ihm sowohl den Zeitpunkt der akuten COVID-19-Infektion als auch das erstmalige Auftreten Ihrer Symptome nennen können.
Untersuchungen im Überblick
pflege.de gibt Ihnen einen Überblick über die gängigen Untersuchungen bei Verdacht auf Long COVID, je nach Beschwerdebild:
- Ermittlung der Blutwerte, mit denen man bestimmte Nährstoffmängel oder abweichende Werte nachweisen kann.
- Lungenfunktionstests können bei Atemproblemen unter anderem Aufschluss über den Zustand Ihrer Lunge geben.
- Eine Echokardiografie (EKG), kommt in Frage, wenn Sie Herzprobleme haben.
- Auch bildgebende Verfahren wie Röntgen, Ultraschall oder Magnetresonanztherapie (MRT), können weitere bestimmte Auffälligkeiten im Körper abbilden.
- Ebenso spezielle Untersuchungen wie Nervenmessung, Echokardiogramm (EEG), Rachen- und Nasenabstriche oder Augenuntersuchungen sind möglich.
Long/Post COVID: Behandlung / Therapie
Da es bei Long COVID kein einheitliches Krankheitsbild gibt, richtet sich die mögliche Behandlung nach Ihren Symptomen. In erster Linie geht es darum, eventuell vorhandene Schmerzen zu lindern und Ihnen zu helfen, Ihren Alltag wieder ohne Einschränkungen meistern zu können.
Bei vielen Long-COVID-Patienten ist dafür ein multidisziplinärer Ansatz sinnvoll. Das bedeutet, dass Ärzte mehrerer Fachrichtungen und gegebenenfalls Therapeuten zusammenarbeiten und ein individuelles Behandlungskonzept für Sie erstellen. Das kann sich dann beispielsweise aus Medikamenten, Physiotherapie und dem Erlernen und Anwenden einer bestimmten Entspannungsmethode wie Meditation zusammensetzen.
Auch Psychotherapie kann ein entscheidender Baustein zu einer höheren Lebensqualität sein, weil bei vielen Patienten auch psychische Belastungen durch Long COVID auftreten.
Patientenleitlinie Long/Post COVID
Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) hat zusammen mit anderen Gesellschaften und Verbänden eine Leitlinie für Patienten mit dem Long/Post-COVID-Syndrom veröffentlicht.
Sie beantwortet Betroffenen die häufigsten Fragen, gibt Tipps zu Arztgesprächen und zur Verbesserung des Alltags. Die Leitlinie soll als Unterstützung für Patienten dienen, jedoch keine ärztliche Diagnose oder Behandlung ersetzen. Sie wird in regelmäßigen Abständen aktualisiert. Die aktuelle Version finden Sie hier.
Blutwäsche bei Long/Post COVID
Bei einer Blutwäsche (Apherese) reinigt man das Blut von verschiedenen schädlichen Stoffen. Dabei wird es aus dem Körper entnommen und durch ein spezielles Gerät gefiltert. Anschließend leitet man das gereinigte Blut wieder in den Körper.
Setzt man die Behandlung gegen Long COVID ein, geht es in erster Linie darum, Mikro-Gerinnsel aus dem Blut zu entfernen, die im Verdacht stehen, am Ausbruch von Long COVID beteiligt zu sein. Sie sollen den Blutfluss in den Gefäßen und somit die Sauerstoffversorgung behindern.(11)
Eine noch spezialisiertere Form der Blutwäsche ist die sogenannte Immunadsorption. Dabei werden unter anderem schädliche Antikörper aus dem Blutplasma entfernt. In einigen Kliniken wird das Verfahren auch bei Long COVID eingesetzt.
Bisher konnte der Erfolg einer Blutwäsche bei Long COVID nicht wissenschaftlich nachgewiesen werden. Daher gehört die Blutwäsche derzeit zu den experimentellen Behandlungen, die nicht offiziell empfohlen werden. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen aus diesem Grund in der Regel nicht die Kosten.(12)
Sauerstofftherapie bei Long/Post COVID
Ob die Zuführung von Sauerstoff im Rahmen einer sogenannten hyperbaren Sauerstofftherapie (HBOT) bei Long COVID wirkungsvoll ist, ist in Fachkreisen sehr umstritten.
Bei der Anwendung sitzen die Patienten in speziellen Druckkammern (hyperbare Kammer), in denen der atmosphärische Druck langsam erhöht wird. Dazu erhalten die Patienten, meist über eine Sauerstoffmaske, reinen Sauerstoff.(13)
Das Einatmen bei erhöhtem Druck soll den Sauerstoffgehalt im Blut erhöhen.
So sollen Entzündungen und Gewebeschäden schneller heilen beziehungsweise gar nicht erst entstehen. Da einige Forscher unter anderem diese Ursachen hinter der Entstehung von Long COVID vermuten, könnte die Therapie folglich auch gegen die Beschwerden helfen.
Long/Post COVID: Ergotherapie und Physiotherapie
Ergo- und Physiotherapie können dazu beitragen, die Symptome von Long COVID zu lindern oder sogar zum Abklingen zu bringen.
Physiotherapie ist besonders wichtig, wenn Sie aufgrund der Beschwerden längere Zeit nur wenig Bewegung in Ihren Alltag integrieren konnten. Hier können spezielle, sanfte Übungen dabei helfen, verlorene Muskelmasse aufzubauen und den Körper wieder flexibler zu machen. Auch bei anderen Symptomen wie Atembeschwerden oder Nervenschmerzen können gezielte Bewegungen für Erleichterung sorgen.
Ergotherapie zielt darauf ab, Sie bei der Erhaltung oder Wiedererlangung ihrer Selbstständigkeit im Alltag zu unterstützen. Somit umfasst das Training alltägliche Aktivitäten wie Anziehen, Kochen und Arbeiten. Auch Entspannungsformen können Teil der Therapie sein.
Ergo- und Physiotherapie arbeiten oft eng zusammen, um ein Behandlungskonzept zu ermöglichen, dass individuell auf Ihre Bedürfnisse abgestimmt ist.
Long/Post COVID: Pacing
Das sogenannte Pacing ist eine Bewältigungsstrategie, die ursprünglich für das chronische Erschöpfungssyndrom (ME/CFS) entwickelt wurde.(15)
Es eignet sich jedoch auch für die meisten anderen chronischen Erkrankungen, darunter auch Long COVID.
Pacing zielt darauf ab, dass Sie als Patient ihre eigenen Belastungsgrenzen erkennen und im Alltag einhalten. So sollen Überanstrengungen und daraus folgende Erschöpfungszustände vermieden werden. Ob und wie Pacing im Fall von Long COVID gelingt, hängt stark vom Schweregrad, Ihren Lebensumständen und Ihrer psychischen Verfassung ab.
Wenn Sie sich noch näher zum Thema Pacing informieren möchten, empfehlen wir Ihnen das Erklärvideo zu Pacing von der Deutschen Gesellschaft für ME/CFS und Initiative Long COVID Deutschland.
Long/Post COVID: Medikamente
An Medikamenten zur Behandlung von COVID-19 sowie Long COVID forschen Pharma-Unternehmen und Universitäten auf der ganzen Welt. Besonders intensiv wird an sogenannten antiviralen Präparaten gearbeitet.(16)
Diese sollen entweder das Eindringen der Viren oder deren Vermehrung verhindern. Es gibt dazu viele verschiedene Ansätze, sodass Hoffnung besteht, dass in nicht allzu ferner Zukunft wirksame Medikamente auf den Markt kommen.
Die ständige Entwicklung neuer Varianten des Corona-Virus erschwert die Forschung. Zum aktuellen Zeitpunkt gibt es noch keine Arznei, die für alle Patienten einsetzbar ist.
Deswegen konzentrieren sich die derzeitigen medikamentösen Behandlungen vor allem auf die Linderung und Heilung der Symptome. Dazu werden unter anderem eingesetzt:
- Schmerzmittel und Entzündungshemmer
- Antidepressiva
- Schlafmittel
- Atemwegsmedikamente
- Blutdruckmedikamente
- Blutverdünner
Long/Post COVID: Ambulanzen und Kliniken
Mittlerweile gibt es im deutschsprachigen Raum zahlreiche Arztpraxen, Ambulanzen und Kliniken, die sich auf die Diagnostik und Behandlung von Long COVID spezialisiert haben.
Die Vorteile dieser Spezialeinrichtungen für Patienten sind:
Reha und Kuren bei Long/Post COVID
Sind Sie durch die Symptome von Long COVID in Ihrem Alltag stark eingeschränkt, gibt es die Möglichkeit, eine Reha oder eine Kur zu beantragen:
Eine Reha dient in erster Linie dazu, Ihnen wieder eine uneingeschränkte Teilnahme am Arbeitsleben zu ermöglichen. Einige Reha-Kliniken haben sich auf die Behandlung von Long-COVID-Patienten spezialisiert.
Eine Kur dagegen wird in erster Linie zur Prävention und Erholung eingesetzt.
Ob und welche Maßnahme für Sie infrage kommt, erfahren Sie durch Ihren Arzt, Ihre Krankenkasse sowie die Deutsche Rentenversicherung.
Long COVID und Sport
In vielen Fällen von Long/Post COVID kann körperliche Aktivität und ein individuell abgestimmtes Sportprogramm unter ärztlicher Begleitung sinnvoll sein.
Leichte Übungen wie kurze Spaziergänge, gezielte Atemübungen oder sanftes Dehnen können helfen, die körperliche Belastbarkeit wieder aufzubauen.(17)
Vor Beginn eines neuen Sport- oder Bewegungsprogramms sollte eine ärztliche Untersuchung erfolgen, bei der unter anderem das Herz-Kreislauf-System und die Lungenfunktion überprüft werden.
Auch chronische Müdigkeitssymptome (Fatigue) und kognitive Einschränkungen sollten hier mit einbezogen werden.
Überanstrengung vermeiden
Überanstrengung kann bei Patienten mit Long/Post COVID eine Symptomverschlechterung auslösen und die Genesung verzögern. Der medizinische Fachbegriff hierzu lautet Post-exertionelle Malaise, kurz PEM.
Daher ist es wichtig, den eigenen Körper nicht zu überfordern. Patienten sollten ihre körperliche Aktivität nur langsam und in Rücksprache mit dem Behandlungsteam steigern.
Ein Symptomtagebuch kann helfen, die individuelle Belastungsgrenze zu bestimmen und Fortschritte zu dokumentieren.
Häufig gestellte Fragen
Kann man Long COVID vorbeugen?
Da man noch nicht die genauen Gründe herausgefunden hat, wie und warum Long COVID entsteht, ist auch noch nicht eindeutig geklärt, ob und wie Sie vorbeugen können. Der beste Schutz ist nach wie vor, wenn Sie sich erst gar nicht mit COVID-19 anstecken.
Schützt eine Impfung vor Long COVID?
Einige Studien kommen zu dem Schluss, dass ein vollständiges COVID-Impfschema einen Schutz vor Long COVID bietet. Gesunde Erwachsene sollten dafür eine Grund- und zwei Auffrischungsimpfungen erhalten.
Ab wann hat man Long COVID?
Wenn Personen mit COVID-19 auch noch vier Wochen nach der Infektion Symptome zeigen, spricht man von Long COVID. Dauern die Symptome zwölf Wochen oder länger an oder treten dann Symptome auf, die nicht anders erklärt werden können, ist die Rede von Post COVID.
Welcher Arzt ist für Long COVID zuständig?
Als erster Ansprechpartner eignet sich immer der Hausarzt. Er überweist dann gegebenenfalls zu Fachärzten, die bestimmte Symptome behandeln können. Möglich sind beispielsweise Lungenfachärzte, HNO-Ärzte, Orthopäden, Endokrinologen und Kardiologen.
Wie wird Long COVID diagnostiziert?
Aufgrund der Vielzahl an möglichen Symptomen ist die Diagnosestellung Long COVID nicht einfach. Bisher gibt es noch keinen Test, der dafür ein eindeutiges Ergebnis liefert. Je nachdem, welche Beschwerden Sie haben, werden üblicherweise verschiedene Untersuchungen gemacht, zum Beispiel Bluttests, Urin- oder Stuhltests sowie Hals- und Nasenabstriche.
Kann man Long COVID nachweisen?
Weltweit forschen Wissenschaftler am Phänomen Long COVID. Dabei haben sie in unterschiedlichen Studien bestimmte Merkmale festgestellt, die bei vielen Long-COVID-Patienten vorliegen. Dazu gehören unter anderem Auffälligkeiten der Blutgefäße oder Veränderungen im Darm-Mikrobiom.
Kann man Long COVID im Blut nachweisen?
Long COVID lässt sich nicht direkt durch einen einfachen Bluttest nachweisen. Allerdings können verschiedene Blutuntersuchungen Hinweise auf Entzündungen, beeinträchtigte Organfunktionen oder andere mögliche Ursachen der anhaltenden Symptome geben.
Was kann man gegen Long COVID tun?
Long COVID kann man leider noch nicht heilen. Aber viele der auftretenden Symptome kann man durch Medikamente oder andere Therapien behandeln.
Ist Long COVID heilbar?
Bisher gibt es noch keine Behandlung, die Long COVID bei der Mehrheit der Patienten heilt. Bei zahlreichen Betroffenen bessern sich die Beschwerden dennoch innerhalb einiger Monate. Ansonsten kann auch die Behandlung der vorhandenen Symptome so gut anschlagen, dass kaum mehr Einschränkungen durch Long COVID bestehen. Leider gibt es trotzdem Fälle, bei denen die gesundheitlichen Probleme dauerhaft vorhanden sind und nur wenig oder gar nicht auf Behandlungen ansprechen.
Kann man an Long COVID sterben?
Long COVID selbst führt nicht zum Tod, kann aber lebensbedrohliche Symptome auslösen. Darunter unter anderem Herz-Kreislauf-Beschwerden, Atemwegsbeschwerden, Blutgerinnsel, starke Schwächung des Immunsystems und Depressionen.