Was bedeutet häusliche Pflege?
Häusliche Pflege oder „Pflege zuhause“ heißt erst einmal nichts anderes, als dass die Pflege überwiegend daheim stattfindet. Und eben nicht in einer stationären Einrichtung, also einem Pflegeheim.
Zur häuslichen Pflege gehören sowohl die Pflege durch Angehörige oder Freunde als auch die Leistungen der ambulanten Pflegedienste. Häufig ergänzen sich Pflegedienste und Angehörige, um eine Person umfassend zu versorgen. Es geht aber oft auch ganz ohne Angehörige. (1)
Mehr als 4,8 Millionen pflegebedürftige Menschen in Deutschland werden aktuell zuhause gepflegt. Das sind über 85 Prozent aller Pflegebedürftigen. Die häusliche Pflege ist damit das Fundament des deutschen Pflegesystems. (1)
Leistungen der Pflegeversicherung für die häusliche Pflege
Die soziale Pflegeversicherung stellt verschiedene Pflegeleistungen bereit, um die häusliche Pflege mit finanziellen Mitteln, geförderten Angeboten und individueller Beratung zu unterstützen. Grundvoraussetzung für alle Pflegeleistungen ist ein anerkannter Pflegegrad (in der Tabelle „PG“).
Pflegeleistungen für die häusliche Pflege:
All diese Leistungen müssen beantragt werden. Dabei gelten für jeder der Leistungen individuelle Voraussetzungen. Einfache Erklärungen und Tipps zu den Anträgen finden Sie auf den pflege.de Ratgeber-Seiten zu den einzelnen Pflegeleistungen.
Pflegegrade
Der erste Schritt bei einer beginnenden Pflegebedürftigkeit ist der Antrag auf einen Pflegegrad. Pflegegrade werden von der Pflegekasse oder privaten Pflege-Pflichtversicherung auf Grundlage eines Gutachtens vergeben und sollen den Grad der Pflegebedürftigkeit widerspiegeln.
Dabei gibt es 5 Pflegegrade:
- Pflegegrad 1: Geringe Beeinträchtigung der Selbständigkeit
- Pflegegrad 2: Erhebliche Beeinträchtigung der Selbständigkeit
- Pflegegrad 3: Schwere Beeinträchtigung der Selbständigkeit
- Pflegegrad 4: Schwerste Beeinträchtigung der Selbständigkeit
- Pflegegrad 5: Schwerste Beeinträchtigung der Selbständigkeit mit besonderen Anforderungen an die pflegerische Versorgung
Viele Pflegeleistungen steigen mit dem Pflegegrad deutlich an. Deshalb ist es wichtig, dass der Pflegegrad immer zum aktuellen Grad der Selbständigkeit einer Person passt. Wenn Sie daran Zweifel haben, können Sie eine Höherstufung beantragen.
Hilfsmittel für die Pflege zuhause
Die Hygiene spielt bei der häuslichen Pflege eine wichtige Rolle. Der richtige Umgang mit Desinfektionsmitteln, Handschuhen, Masken und ähnlichen Hilfen schützt die pflegebedürftige Person und die pflegende Person gleichermaßen vor Keimen und Krankheitserregern.
Jede pflegebedürftige Person in häuslicher Pflege hat deshalb Anspruch auf sogenannte Pflegehilfsmittel zum Verbrauch in Höhe von monatlich bis zu 42 Euro. Diese Kosten übernimmt die Pflegeversicherung für Sie.
Dazu gehören:
- Desinfektionsmittel für die Hände und für Flächen
- Bettschutzeinlagen
- Einmalhandschuhe
- Mundschutz oder medizinische Gesichtsmasken
- FFP2-Masken
- Schutzbekleidung oder Schutzschürzen
Jede Pflegesituation ist natürlich anders. Deshalb entscheiden Sie selbst, welche Pflegehilfsmittel zum Verbrauch Sie wirklich benötigen und in welchen Mengen.
Tipps für Pflegende Angehörige
Die häusliche Pflege durch Angehörige ist eine große Herausforderung, die oft unterschätzt wird. Als pflegende Angehörige sollten Sie aber nie vergessen, auf sich selbst zu achten, sich Auszeiten zu nehmen und vor allem auch nach Unterstützung zu suchen, wenn die Belastung zu groß wird.
Eine wichtige Rolle dabei spielt die Pflegeberatung. Die Beratung ist für Sie als Pflegeperson oder Angehöriger kostenlos. Dabei haben Sie die Gelegenheit, Ihre Fragen erfahrenen Fachkräften und Pflegeberatern zu stellen. Die Beratung zeigt Ihnen Wege auf, Ihren Pflegealltag zu erleichtern.
Häusliche Pflege von Menschen mit Demenz
Eine ganz besondere Herausforderung ist die häusliche Pflege und Betreuung von Menschen, die an einer Form von Demenz erkrankt sind. Fortschreitende Gedächtnislücken, Wesensveränderungen oder auch Aggressionen sorgen für zusätzlichen emotionalen Druck auf die Angehörigen.
Bleiben Sie damit auf keinen Fall allein. Informieren Sie sich über die Krankheit, die Symptome und Ihren Verlauf. Und bringen Sie in Erfahrung, wo es in Ihrer Nähe Anlaufstellen und Selbsthilfegruppen gibt, wohin sich Betroffene und Angehörige wenden können.
Erläuterungen, Tipps und weiterführende Links finden Sie in der pflege.de Themenwelt Demenz.
Beziehen Sie Nachbarn, Freunde und die ganze Familie mit ein. Niemand muss diese Aufgabe allein schaffen. Gerade am Anfang ist oft noch nicht abzusehen, wie viel Zeit und Kraft die Pflege tatsächlich fordert – umso wichtiger ist es, nicht erst dann nach Hilfe zu fragen, wenn man schon am Limit ist.

Unterstützung für die Pflege zuhause
Häusliche Pflege heißt nicht, dass Angehörige alles alleine erledigen müssen. Ein ambulanter Pflegedienst ist meist die erste Anlaufstelle für Unterstützung. Aber es gibt noch viele weitere Möglichkeiten, um die häusliche Pflege zu entlasten und zu erleichtern.
Wichtige Unterstützungsmöglichkeiten:
- Nachbarschaftshilfe in der Pflege
- Dienstleistungen für Senioren
- Verhinderungspflege (Ersatzpflege zuhause)
- Kurzzeitpflege (Ersatzpflege in einer Einrichtung)
- Tagespflege oder Nachtpflege (teilstationäre Pflege)
- „24h“ Pflege (Private Pflegehilfe für zuhause)
Egal, ob für kurze Auszeiten oder, um dauerhaft die Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen: Unterstützung ist wichtig. Denn nur wenn sich Pflegende nicht dauernd überfordert fühlen, bleibt auch mal Zeit für die schönen Momente mit der pflegebedürftigen Person.
Trauen Sie sich, professionelle Hilfe anzunehmen – sei es durch einen ambulanten Pflegedienst, Tages- oder Nachtpflege oder andere Angebote in Ihrer Nähe. Unterstützung zu suchen ist kein Zeichen von Schwäche. Im Gegenteil: Nur durch Entlastung bleibt die Kraft, langfristig füreinander da zu sein.

Wann ist die Pflege zuhause nicht mehr möglich?
Ab einem bestimmten Punkt ist die Pflege zuhause einfach nicht mehr möglich. Wann dieser Punkt erreicht ist, hängt aber von vielen individuellen Faktoren ab und lässt sich nicht verallgemeinern.
Es gibt aber Warnzeichen:
- Pflegende sind überlastet (Mögliche Warnzeichen: Stress, Erschöpfung, chronische Müdigkeit, sozialer Rückzug oder Depressionen)
- Die Versorgung der pflegebedürftigen Person wird schlechter (Ernährung, Körperpflege, Mobilisation, Einnahme von Medikamenten)
- Die pflegebedürftige Person und die Pflegenden geraten häufig in Streit
Wenn Sie eines oder mehrere dieser Warnzeichen in Ihrem eigenen Alltag oder als Außenstehender beobachten können, sollten Sie zumindest hinterfragen, ob die häusliche Pflege noch auf einem guten Weg ist. Handeln Sie lieber frühzeitig und warten Sie nicht, bis ernsthafte Probleme auftreten.
Ein Umzug ins Heim ist dabei nicht die einzige Alternative. Oftmals reicht es aus, zusätzliche Unterstützung in Anspruch zu nehmen und die Beteiligten zu entlasten. Wichtig ist dabei immer, offen über Probleme und Bedürfnisse zu sprechen. Auch wenn das manchmal schwerfällt.
Häufig gestellte Fragen
Was ist häusliche Pflege?
Häusliche Pflege oder Pflege zuhause bedeutet, dass eine pflegebedürftige Person überwiegend zuhause von Angehörigen oder Pflegefachkräften versorgt wird. Das Gegenteil der häuslichen Pflege ist die Pflege im Heim.
Was braucht man für die Pflege zuhause?
Entscheidend ist nur, dass die pflegebedürftige Person rundum versorgt ist – wer welche Aufgaben übernimmt, können Sie flexibel festlegen.
Was kostet die häusliche Pflege?
Welche Kosten für die häusliche Pflege anfallen, hängt ganz davon ab, welche Unterstützungsleistungen Sie in welchem Umfang in Anspruch nehmen. Bei einem ambulanten Pflegedienst bestimmt zum Beispiel hauptsächlich die Häufigkeit und Dauer der Einsätze den Preis.
Wer übernimmt die Kosten für häusliche Pflege?
Wenn ein Pflegegrad vorliegt, übernimmt in der Regel die Pflegeversicherung einen Teil der Kosten für die häusliche Pflege. Ohne Pflegegrad übernimmt in manchen Fällen die Krankenversicherung einen Teil der Kosten. Siehe Häusliche Krankenpflege.
Was zahlt die Pflegekasse für häusliche Pflege?
Für die häusliche Pflege von anerkannt pflegebedürftigen Personen stellt die Pflegeversicherung verschiedene Pflegeleistungen zur Verfügung. Zum Beispiel das Pflegegeld für die Selbst-Organisation der Pflege oder die Pflegesachleistungen für einen ambulanten Pflegedienst.
Wer zahlt häusliche Pflege nach Krankenhausaufenthalt?
Bei der häuslichen Pflege direkt nach einem Krankenhausaufenthalt handelt es sich oftmals um häusliche Krankenpflege. In diesem Fall ist die Krankenversicherung für die Kostenübernahme zuständig.
Wer kontrolliert die häusliche Pflege?
Wenn ein ambulanter Pflegedienst beteiligt ist, achten die Mitarbeiter auf die Versorgung. Wenn Sie keinen Pflegedienst nutzen sondern nur Pflegegeld, ist ein regelmäßiger Beratungseinsatz 37.3 vorgeschrieben. Da können Sie Fragen stellen, aber es wird auch geschaut, ob die Pflege gesichert ist.
Ab wann ist Pflege zuhause nicht mehr möglich?
Die Entscheidung ist sehr individuell und hängt von vielen Faktoren ab. Wichtig ist, dass alle Beteiligten erkennen, wenn die Belastung zu groß wird, und sich rechtzeitig Unterstützung suchen. Reicht auch diese nicht mehr aus, kann ein Pflegeheim die sinnvollere Lösung sein.