Hilfen bei Long/Post COVID in der Übersicht
Long/Post COVID ist kein einheitliches Krankheitsbild, sondern ein Zusammenspiel aus verschiedenen Symptomen. In diesem Kontext spricht die Medizin von einem Syndrom.
Je nach Beschwerdebild haben Patienten mit Long/Post COVID möglichen Anspruch auf verschiedene Arten von Unterstützung:
- Medizinische Versorgung
- Finanzielle Unterstützung
- Psychosoziale Hilfen
Bitte beachten Sie, dass die Informationen in diesem Ratgeber nur einen groben Überblick über mögliche Hilfen geben.
Ob und welche Leistungen Ihnen zustehen, richtet sich immer nach Ihrem individuellen Fall.
Medizinische Versorgung bei Long/Post COVID
Die Symptome bei Long/Post COVID sind in der Regel vielfältig und oft schwer einzuordnen. Ein frühzeitiger Arztbesuch ist deshalb entscheidend, um gezielte Therapien einzuleiten und die Lebensqualität der betroffenen Person zu verbessern.
Medizinische Versorgung bildet damit die Grundlage für die Behandlung von Long/Post COVID. In diesem Zusammenhang stehen verschiedene Anlaufstellen und Angebote zur Verfügung:(1)
- Hausarzt-Praxis: Ihr Hausarzt kann eine gute erste Anlaufstelle bei Symptomen und sonstigen Auffälligkeiten sein. Er kann Sie an verschiedene Fachärzte überweisen und Ihre Behandlung koordinieren.
- Long-COVID-Ambulanzen: Diese spezialisierten Zentren bieten eine umfassende Diagnostik und Behandlung bei Long/Post COVID.
- Therapieangebote: Physio-, Ergo-, Atem- und Psychotherapie können zur Linderung der Symptome bei Long/Post COVID beitragen.
- Reha-Einrichtungen: Spezialisierte Reha-Einrichtungen können körperliche, kognitive und psychische Beschwerden bei Long/Post COVID behandeln.
Verschiedene Herausforderungen in der medizinischen Versorgung
Bislang gibt es leider noch keine einheitlichen diagnostischen Kriterien oder Tests, mit denen Ärzte Long/Post COVID eindeutig identifizieren können.
Außerdem sind typische Long-COVID-Beschwerden wie Erschöpfung, Konzentrationsstörungen, Atemprobleme oder Schlafstörungen sehr unspezifisch. Das bedeutet, dass diese auch bei anderen Erkrankungen auftreten können.(2)
Dies erschwert oft die Diagnostik und kann zu Missverständnissen, Fehldiagnosen und Verzögerungen in der Behandlung führen.
Zudem ist die Nachfrage nach spezialisierten Behandlungen in der Regel hoch. Patienten müssen daher lange auf Termine bei Fachärzten oder in spezialisierten Kliniken warten.(3)
Finanzielle Unterstützung bei Long/Post COVID
Wenn die Beschwerden durch Long/Post COVID zu Arbeitsausfällen, Einkommensverlusten und zusätzlichen Kosten führen, sind viele Patienten auf finanzielle Unterstützung angewiesen.
Leistungen verschiedener Kostenträger können unter Umständen helfen, die finanzielle Belastung abzufedern und notwendige Maßnahmen zu ermöglichen.
pflege.de stellt Ihnen mögliche Leistungen kurz vor:
- Krankengeld
- Erwerbsminderungsrente
- Grundsicherung und Sozialhilfe
- Kostenübernahme von Reha-Maßnahmen
- Kostenübernahme von Umschulungen
- Nachteilsausgleich mit einem Schwerbehindertenausweis
- Pflegeleistungen bei Pflegebedürftigkeit
Die Umstände einer Person sind entscheidend dafür, welche Leistungen in Frage kommen und wie diese zu beantragen oder zu nutzen sind. Relevante Faktoren sind beispielsweise die Art und Schwere der Beeinträchtigung, die berufliche Situation oder die Einkommenshöhe.
Ob eine Person Anspruch auf einzelne Leistungen hat, wird somit immer im Einzelfall geprüft.
Krankengeld bei Arbeitsunfähigkeit durch Long/Post COVID
Arbeitnehmer, die aufgrund von Long/Post COVID arbeitsunfähig sind, haben nach sechs Wochen Lohnfortzahlung durch den Arbeitgeber möglichen Anspruch auf Krankengeld.
Dieses wird von der gesetzlichen Krankenkasse gezahlt und beträgt in der Regel 70 Prozent des Bruttogehalts und höchstens 90 Prozent des Nettogehalts.(5)
Erwerbsminderungsrente bei Long/Post COVID
Wenn Long/Post COVID zur dauerhaften Arbeitsunfähigkeit führt, können Betroffene eine Erwerbsminderungsrente beantragen.
Diese wird von der Deutschen Rentenversicherung gezahlt und soll dabei helfen, den Einkommensverlust auszugleichen.(6)
Grundsicherung und Sozialhilfe bei Long/Post COVID
Für Personen, die aufgrund von Long/Post COVID in finanzielle Not geraten, bieten die Jobcenter oder Sozialämter Unterstützung in Form von Grundsicherung oder ergänzender Sozialhilfe. Diese Leistungen sind einkommens- und vermögensabhängig.(7)
In bestimmten Fällen bieten auch gemeinnützige Organisationen oder Stiftungen finanzielle Unterstützung für Betroffene an. Diese Mittel sind oft zweckgebunden.
Kostenübernahme von Reha-Maßnahmen bei Long/Post COVID
Im Rahmen einer Therapie bei Long/Post COVID können verschiedene Maßnahmen anfallen, wie beispielsweise medizinische Rehas, psychosoziale Therapien und berufliche Wiedereingliederungsmaßnahmen.
Zuständige Ansprechpartner rund um Fragen zur Kostenübernahme von Reha-Maßnahmen sind in der Regel die Deutsche Rentenversicherung oder Krankenversicherung.(8)
Kostenübernahme von Umschulungen bei Long/Post COVID
Wenn eine Rückkehr in den alten Beruf nicht möglich ist, aber unter Umständen eine alternative Erwerbstätigkeit in Frage kommt, bieten sogenannte Berufsförderungswerke Unterstützung bei Umschulungen oder Qualifizierungsmaßnahmen an.(9)
Diese können von der Deutschen Rentenversicherung oder der Agentur für Arbeit gefördert werden.(10)(11)
GdB und Schwerbehindertenausweis bei Long/Post COVID
Wenn Corona-Langzeitfolgen zu einer dauerhaften Beeinträchtigung der Lebensqualität und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben führen, sollte der Antrag auf einen Grad der Behinderung, kurz GdB, beim zuständigen Versorgungsamt gestellt werden.
Unter bestimmten Voraussetzungen wird ein Schwerbehindertenausweis ausgestellt, der verschiedene Nachteile im Alltag ausgleichen sorgen soll. Darunter beispielsweise ein besonderer Kündigungsschutz oder Steuererleichterungen.(12)
Die Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung (EUTB) kann Sie in verschiedenen Angelegenheiten rund ums Thema Teilhabe beraten und unterstützen.(13)
Pflegeleistungen bei Pflegebedürftigkeit durch Long/Post COVID
Menschen, die in ihrem Alltag auf Unterstützung von anderen Personen angewiesen sind, haben möglicherweise einen Anspruch auf einen Pflegegrad.
Mit diesem können verschiedene Leistungen der Pflegeversicherung beantragt werden, die den Pflegealltag zuhause erleichtern sollen.
Beispiele hierfür sind:(14)
- 131 Euro im Monat für bestimmte Leistungen zur Unterstützung und Entlastung im Pflegealltag wie zum Beispiel eine Haushaltshilfe (sogenannter Entlastungsbetrag)
- Bis zu 42 Euro im Monat für sogenannte Pflegehilfsmittel zum Verbrauch für den Infektionsschutz
- 4.180 Euro Zuschuss für wohnumfeldverbessernde Maßnahmen, zum Beispiel den Umbau einer Wanne zur Dusche
- Pflegegeld (ab Pflegegrad 2)
Einen Überblick über alle Leistungen je nach Pflegegrad bekommen Sie in unserem Ratgeber Pflegeleistungen.
Psychosoziale Hilfen bei Long/Post COVID
Long/Post COVID kann sowohl mit körperlichen als auch psychischen Symptomen einhergehen. Daher ist es wichtig, dass Patienten ganzheitlich betreut werden – auch durch eine psychosoziale Unterstützung.
Diese gibt es an verschiedenen Stellen:(15)(16)
- Psychotherapeutische Angebote: Psychotherapeuten unterstützen dabei, psychische Beschwerden wie beispielsweise Ängste oder Depressionen zu bewältigen.
- Psychosomatische Kliniken: In spezialisierten Kliniken wird gezielt auf das Zusammenspiel von körperlichen und seelischen Beschwerden eingegangen.
- Reha-Kliniken: Hier erhalten Patienten nicht nur körperliche Therapien, sondern auch psychosoziale Betreuung, beispielsweise in Form von Gruppengesprächen oder psychologischer Beratung.
- Selbsthilfegruppen: Hier treffen sich Menschen mit ähnlichen Beschwerden oder Herausforderungen, um sich gegenseitig zu unterstützen und Erfahrungen auszutauschen.
- Familien- und Paarberatungen: Psychosoziale Unterstützungsangebote für Angehörige können helfen, familiäre Spannungen zu mindern und einen Umgang mit Long/Post COVID zu erlernen.
- Berufsberatung: Berufsberater helfen bei der eventuellen Planung von Umschulungen, beruflichen Weiterbildungen oder Anpassungen des Arbeitsplatzes an die individuellen Bedürfnisse.
Diese Angebote sind darauf ausgerichtet, die Lebensqualität von Patienten zu verbessern und ihnen zu helfen, die Herausforderungen von Long/Post COVID besser zu bewältigen.
Sie können auch miteinander kombiniert werden, um Patienten und ihren Angehörigen bestmöglich zu helfen.
Long/Post COVID: Forum und Erfahrungsaustausch
Long/Post COVID kann verschiedene Herausforderungen mit sich bringen, die Betroffene oft nicht allein bewältigen können.
Der Austausch mit anderen Menschen in ähnlicher Lebenslage oder mit ähnlichen Erfahrungen, kann mutmachend sein, praktische Tipps geben und ein Gefühl von Gemeinschaft schaffen.
Foren und Netzwerke bieten dafür eine wichtige Plattform.
BMG-Initiative Long COVID
Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) hat 2022 die Internetseite BMG-Initiative Long COVID ins Leben gerufen. Betroffene finden hier sämtliche Informationen zu Long COVID selbst sowie zu verschiedenen Unterstützungsmöglichkeiten.
In einem Zeitstrahl auf der Internetseite finden Sie außerdem Beiträge zu wichtigen Erkenntnissen aus der Long-COVID-Forschung und zu politischen Maßnahmen.(17)
Long COVID-Plattform
Die Long COVID-Plattform ist eine zentrale Anlaufstelle für Betroffene, Angehörige und Fachpersonen, die Informationen und Unterstützung rund um das Thema Long/Post COVID suchen.
Die Plattform ist eine Initiative der Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe (BAG SELBSTHILFE e.V.). und bietet aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse, Erfahrungsberichte von Betroffenen und praktische Hilfestellungen für den Alltag.
Sie umfasst außerdem eine Suchhilfe rund um spezialisierte Ärzte, Therapeuten und Selbsthilfegruppen in der Nähe.(18)
Apps für Long-COVID-Patienten
Digitale Gesundheitsanwendungen, kurz DiGA, können Long-COVID-Patienten im Alltag unterstützen und dabei helfen, ihre Symptome besser zu dokumentieren und zu bewältigen.
Spezielle Apps können dazu beitragen, den Krankheitsverlauf besser zu verstehen und personalisierte Behandlungsansätze zu entwickeln.
pflege.de stellt Ihnen zwei Apps für Menschen mit Long/Post COVID vor.
Long COVID App: Fimo Health
Die App Fimo Health wurde speziell für Menschen mit Long COVID und chronischen Erschöpfungssyndromen entwickelt.
Sie ermöglicht es den Nutzern, ihre Symptome wie Fatigue, Schlafqualität oder Schmerzen im Alltag zu protokollieren.
Basierend auf diesen Daten bietet die App personalisierte Empfehlungen, beispielsweise zur Aktivitätsplanung oder Erholung. Dadurch möchte Fimo Health dabei helfen, die Belastung besser zu verstehen und Überanstrengungen zu vermeiden.(19)
Long COVID App: ReCOVer
Die App ReCOVer ist Teil einer wissenschaftlichen Studie der Technischen Universität Dresden und unterstützt Long-COVID-Betroffene dabei, ihre Symptome zu dokumentieren und mit Forschenden zu teilen.
Studienteilnehmende können die App nutzen, um ihre Erfahrungen aktiv einzubringen und zur Weiterentwicklung medizinischer Ansätze beizutragen. Gleichzeitig erhalten sie regelmäßige Updates zu Erkenntnissen aus der Forschung.
Ziel ist es, den Verlauf und die Auswirkungen von Long COVID besser zu erforschen, um langfristig wirksame Therapien zu entwickeln.(20)
Häufig gestellte Fragen
Welche finanziellen Hilfen gibt es für Long-COVID-Patienten?
Die individuellen Umstände einer Person sind entscheidend dafür, welche finanziellen Leistungen bei Long COVID in Frage kommen und wie diese zu beantragen oder zu nutzen sind. Mögliche Leistungen sind unter anderem Krankengeld, Erwerbsminderungsrente, Grundsicherung und Sozialhilfe, Kostenübernahme von Reha-Maßnahmen, Kostenübernahme von Umschulungen, Nachteilsausgleich mit einem Schwerbehindertenausweis oder verschiedene Pflegeleistungen im Falle einer Pflegebedürftigkeit.
Welche psychosozialen Hilfen gibt es für Long-COVID-Patienten?
Psychosoziale Unterstützungsangebote sind darauf ausgerichtet, die Lebensqualität von Patienten zu verbessern und ihnen zu helfen, die Herausforderungen von Long/Post COVID besser zu bewältigen. Hierfür kommen verschiedene Angebote in Frage. Beispielsweise psychotherapeutische Angebote, Selbsthilfegruppen, Familien- und Paarberatungen oder Berufsberatung.
Was ist die BMG-Initiative Long COVID?
Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) hat 2022 die Internetseite BMG-Initiative Long COVID ins Leben gerufen. Betroffene finden hier sämtliche Informationen zu Long COVID selbst sowie zu verschiedenen Unterstützungsmöglichkeiten. In einem Zeitstrahl auf der Internetseite gibt es zudem Beiträge zu wichtigen Erkenntnissen aus der Long-COVID-Forschung und zu politischen Maßnahmen.