Aspirationsprophylaxe

Aspirationsprophylaxe

Atmen und Schlucken sind selbstverständliche Vorgänge, die unser Körper automatisch durchführt. Es gibt allerdings Zustände oder Erkrankungen, die dazu führen können, dass das nicht mehr reibungslos funktioniert. Die Folge: Beim Essen oder Trinken können Fremdstoffe während des Einatmens in die Atemwege geraten. Diese sogenannte Aspiration gilt es zu vermeiden.

pflege.de erklärt Ihnen, wie eine Aspirationsprophylaxe aussieht und worauf Sie in der häuslichen Pflege achten müssen.

Inhaltsverzeichnis

Aspirationsprophylaxe: Definition

Wenn eine Person versehentlich flüssige oder feste Essensreste, Erbrochenes, Blut oder Fremdkörper einatmet, sprechen Fachleute von Aspiration. Sie kann eine Lungenentzündung oder eine gefährliche Verengung der Atemwege zur Folge haben. Die Aspirationsprophylaxe umfasst verschiedene Maßnahmen für die Pflegeplanung, die eine Aspiration verhindern sollen.(1)

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Hintergrundwissen: Der Schluckmechanismus

Unsere Luft- und Speiseröhre liegen sehr eng beieinander. Damit trotzdem nichts außer Atemluft in die Luftröhre gelangt, dafür sorgt der Schluckreflex.

Egal ob Essen, Trinken oder einfach nur unsere Spucke, sobald unsere Zunge es in Richtung Rachen befördert, hebt sich das Gaumensegel, der Kehldeckel klappt auf die Luftröhre, der Kehlkopf hebt sich etwas an und schon ist der Weg in die Speiseröhre frei.

Normalerweise sorgt der Schluckreflex dafür, dass die Luftröhre bei der Nahrungsaufnahme verschlossen ist. Gelangt doch etwas in die Atemwege, setzt der Hustenreflex ein, um ihn wieder hinaus zu transportieren.(2)

Doch es gibt physiologische Störungen, die dazu führen, dass diese Mechanismen nicht mehr korrekt funktionieren.

Aspirationsprophylaxe: Für wen ist sie wichtig?

Eine Aspirationsprophylaxe ist besonders wichtig für bestimmte Personen:

  • Personen mit einer Schluckstörung (Dysphagie)
  • Ältere und pflegebedürftige Menschen
  • Bettlägerige Menschen
  • Personen, die längere Zeit nichts gegessen haben
  • Menschen, die sich häufig übergeben
  • Personen, die intubiert waren
  • Menschen mit einer neurologischen oder muskulären Einschränkung (zum Beispiel Multiple Sklerose, Parkinson, Demenz oder nach einem Schlaganfall)
  • Personen, die etwa durch Medikamente, Alkohol, Drogen oder Krankheiten nicht bei vollem Bewusstsein sind
Tipp
Prüfen Sie Ihren Anspruch auf Pflegeleistungen

Wenn Sie oder Ihr Angehöriger ein erhöhtes Risiko für Aspiration haben, kann es sein, dass Sie Anspruch auf Pflegeleistungen haben. Mit dem kostenlosen Pflegegradrechner von pflege.de können Sie den voraussichtlichen Pflegegrad in Ihrem Fall ermitteln.

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Pflegestandard zur Aspirationsprophylaxe

Pflegeeinrichtungen führen in der Regel immer eine Aspirationsprophylaxe als Pflegestandard.

Pflegestandards sind Empfehlungen, die von Fachgesellschaften auf Grundlage wissenschaftlicher wie pflegepraktischer Erkenntnisse gegeben werden. Sie sind wichtig, um die Qualität der Pflege zu sichern.(3)

Die Aspirationsprophylaxe sieht pflegerische Maßnahmen vor, die pflegebedürftige Menschen davor bewahren sollen, sich zu verschlucken. Sie sind auch in der häuslichen Pflege umsetzbar.

Aspirationsprophylaxe: Ziele

Die Aspirationsprophylaxe zielt darauf ab, mehr als nur das Eindringen von Fremdstoffen in die Atemwege zu verhindern. Sie soll

  • verhindern, dass Essen, Trinken oder andere Stoffe in die Atemwege oder Lunge gelangen.
  • Lungenerkrankungen wie eine Lungenentzündung vorbeugen.
  • Atemprobleme wie beispielsweise Hustenanfälle verringern.
  • eine ausreichende Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme sicherstellen, insbesondere bei Schluckstörungen.

Werden die Maßnahmen der Aspirationsprophylaxe konsequent in der Pflegeplanung berücksichtigt, lässt sich das Risiko für ein Verschlucken verringern.(4)

Info
Haben Sie schon eine Patientenverfügung?

Eine Aspiration kann lebensbedrohliche Folgen haben, die bestimmte medizinische Maßnahmen erfordern. Doch was, wenn eine pflegebedürftige Person nicht mehr selbst in der Lage ist, ihren Willen zu äußern? In einer Patientenverfügung können Sie festlegen, wie Sie behandelt werden möchten oder wer im Ernstfall für Sie entscheiden soll.

Bonus
Formular Patientenverfügung
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Aspirationsprophylaxe: Pflegerische Maßnahmen

Der beste Schutz vor Aspiration ist eine fachgerechte und kontinuierliche Aspirationsprophylaxe.

Dazu gehören allgemeine Maßnahmen, wie das Absaugen von verschleimten Atemwegen oder die stabile Seitenlage für bewusstlose Personen, und konkrete Maßnahmen für die Nahrungsaufnahme selbst.

Aber auch der Verzicht auf eine Nahrungszufuhr über den Mund, wenn die Schluckstörung zu stark oder der Patient bewusstlos ist, ist eine Form der Aspirationsprophylaxe.(1)(4)

Die Maßnahmen zur Nahrungsaufnahme selbst lassen sich in drei Phasen aufteilen: vor, während und nach der Mahlzeit.

Phase 1: Vorbereitung

Diese Maßnahmen der Aspirationsprophylaxe sollten in der Pflegeplanung berücksichtigt werden, bevor eine pflegebedürftige Person etwas isst oder trinkt:

  • Aufrechte und stabile Sitzposition
  • Gegebenenfalls korrekten Sitz von Zahnprothesen prüfen
  • Schluckreflex prüfen

Phase 2: Während der Mahlzeit

Während der Mahlzeit sollten Pflegende auf Folgendes achten:

  • Ausreichend Zeit für die Mahlzeiten einplanen
  • Der Pflegebedürftige sollte die Speisen sehen und riechen können, um den Speichelfluss anzuregen
  • Nahrung in kleinen Portionen verabreichen
  • Konsistenz der Nahrung ohne grobe oder harte Inhaltsstoffe zubereiten
  • Beim Essenanreichen so sitzen, dass der Pflegebedürftige seinen Kopf nicht in den Nacken legen muss

Phase 3: Nachbereitung

Nach jeder Mahlzeit gehören diese Maßnahmen in die Pflegeplanung:

  • Gegebenenfalls Essensreste im Gesicht und an der Kleidung entfernen
  • Gründliche Mundpflege durchführen
  • Nach dem Essen 30 Minuten in der aufrechten Position verbleiben (wenn notwendig unter Aufsicht)
Wichtiger Hinweis
Nicht ohne Aufsicht essen oder trinken

Besteht bei einer pflegebedürftigen Person eine Aspirations-Gefahr, sollten Sie sie beim Essen oder Trinken niemals unbeaufsichtigt lassen. Machen Sie sich vorsichtshalber auch mit den Notfallmaßnahmen vertraut, falls doch einmal Fremdstoffe in die Atemwege geraten. In einem kostenlosen Pflegekurs lernen Sie wichtige Grundlagen für die häusliche Pflege.

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Notfallmaßnahmen bei akuter Aspiration

Es gibt bestimmte Anzeichen, die darauf hindeuten, dass etwas anderes als Luft in die Atemwege geraten ist:(1)

  • Schwere Atemnot
  • Deutlich hörbare Atemgeräusche
  • Husten
  • Die Haut wirkt bläulich

Jetzt heißt es zunächst: Ruhe bewahren.

Fordern Sie den Betroffenen auf, tief einzuatmen und dann kräftig zu husten.

Gelingt es ihm nicht, den Fremdkörper selbstständig abzuhusten, können Sie seine Flanken beim Ausatmen unterstützend zusammenzudrücken. Beugen Sie dabei seinen Körper vornüber.

Bessert sich die Situation daraufhin nicht in den nächsten ein oder zwei Minuten, rufen Sie den Notarzt unter der 112. Bei Atemstillstand müssen Sie die Atemwege sofort frei machen und mit der Beatmung beginnen.(1)(4)

Bei Personen, die über ein Tracheostoma künstlich beatmet werden, kommt bei einer Aspiration das Absauggerät oder ein Cough Assist (Hustenassistent) zum Einsatz.(4)

Tipp
Hilfe im Notfall? Erste-Hilfe-Kurse bereiten Sie vor

Regelmäßige Erste-Hilfe-Kurse helfen, Notfälle wie Aspiration schnell zu erkennen. Dort lernen Sie, Atemwege freizumachen, Husten zu unterstützen und richtig zu beatmen. Wer geübt ist, kann ruhig bleiben und schnell helfen.

Häufig gestellte Fragen

Was ist Aspirationsprophylaxe?

Die Aspirationsprophylaxe soll das versehentliche Einatmen von Fremdstoffen verhindern – die sogenannte Aspiration. Es handelt sich dabei um einen Pflegestandard, der die Qualität der Pflege sichern soll.

Was sind die Ziele einer Aspirationsprophylaxe?

Ziel einer Aspirationsprophylaxe ist, zu verhindern, dass Fremdmaterial in die Atemwege eindringt. So können die Folgen einer Aspiration, wie etwa eine Lungenentzündung, vermieden werden.

Welche Maßnahmen gehören zur Aspirationsprophylaxe?

Eine Aspirationsprophylaxe sieht zum einen allgemeine Maßnahmen vor, wie das Absaugen von verschleimten Atemwegen oder die stabile Seitenlage für bewusstlose Personen. Zum anderen kommen konkrete Maßnahmen vor, während und nach der Nahrungsaufnahme zum Einsatz. Dazu gehören etwa die richtige Sitzposition, die passende Konsistenz der Nahrungsmittel sowie eine gründliche Mundhygiene.

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Erstelldatum: 5202.11.11|Zuletzt geändert: 5202.11.11
(1)
pqsg – das Altenpflegemagazin im Internet (ohne Jahr): Standard "Aspirationsprophylaxe / Erste Hilfe bei Aspiration"
https://m.pqsg.de/seiten/artikel/hintergrund-standard-aspiration.htm (letzter Abruf am 11.11.2025)
(2)
Pschyrembel (2025): Aspiration
www.pschyrembel.de/aspiration/K031W/doc/ (letzter Abruf am 11.11.2025)
(3)
Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) (ohne Jahr): Expertenstandards und Auditinstrumente
www.dnqp.de/expertenstandards-und-auditinstrumente/ (letzter Abruf am 11.11.2025)
(4)
C. Schindel (2016): Aspirationsprophylaxe – Schutz für die Lunge
www.springerpflege.de/aspirationsprophylaxe-schutz-fuer-die-lunge/10665532?searchResult=5.Aspirationsprophylaxe (letzter Abruf am 11.11.2025)
(5)
C. P. Mikita (2022): Aspiration Syndromes
https://emedicine.medscape.com/article/1005303-overview#a4 (letzter Abruf am 11.11.2025)
(6)
Bildquelle
©sebra - Adobe Stock
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