DiPA & DiGA: Digitale Apps für Pflege & Gesundheit

Digitale Pflege-Gesundheits-Apps

Digitale Anwendungen spielen im deutschen Gesundheits- und Pflegesystem eine immer größere Rolle. Mit einer Zulassung als „DiPA“ oder „DiGA“ können die Kosten dafür von der Pflege- oder Krankenversicherung übernommen werden.

Was „DiPA“ und „DiGA“ sind, was für Apps und Anwendungen es gibt und wie die Kostenübernahme abläuft, erfahren Sie hier bei pflege.de.

Inhaltsverzeichnis

DiPA: Digitale Pflegeanwendung

DiPA steht für „Digitale Pflege-Anwendung“. Das ist eine Anwendung für Handys, Tablets oder Desktop-Geräte, die einen besonderen Nutzen für die pflegerische Versorgung hat. Um als DiPA zu gelten, müssen die Anwendungen eine spezielle Zulassung durchlaufen. (1)

Die Kosten für die Anschaffung und Nutzung solcher zugelassenen Apps und Programme kann die Pflegeversicherung übernehmen. Aktuell gibt es jedoch noch keine DiPA, obwohl eine Zulassung seit Anfang 2022 möglich ist. Das kann sich aber jederzeit ändern. (Stand: Mai 2024)

Info
Ein Pflegegrad ist die Grundvoraussetzung

Die Kostenübernahme für DiPA und Leistungen der Pflegeversicherung können Sie nur in Anspruch nehmen, wenn Sie einen Pflegegrad haben. Welcher Pflegegrad vielleicht bei Ihnen vorliegen könnte, erfahren Sie einfach und schnell mit dem kostenlosen Pflegegradrechner von pflege.de.

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Was muss eine DiPA leisten?

Grundsätzlich müssen DiPA in den Bereichen Qualität, Benutzerfreundlichkeit und Datenschutz hohe Anforderungen erfüllen. Im Kern steht aber der pflegerische Nutzen der digitalen Anwendung. Doch was heißt das genau?

Zwei Arten von pflegerischem Nutzen sind vorgesehen:

  • Pflegebedürftige Personen werden in ihrer Selbstständigkeit und ihren Fähigkeiten gestärkt oder eine Verschlechterung wird verhindert.
  • Pflegende Angehörige und ehrenamtlich Pflegende werden bei ihren Aufgaben unterstützt und die Versorgungssituation wird so verbessert.

Der Anwendungs-Hersteller muss den pflegerischen Nutzen nachweisen, zum Beispiel über Vergleichsstudien. Nur dann ist eine Zulassung als DiPA möglich. (1)

Das DiPA-Verzeichnis

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) regelt die Zulassung und listet alle verfügbaren DiPA in einem DiPA-Verzeichnis. Das Verzeichnis ist im Moment noch nicht erreichbar, weil noch keine Anwendung die Zulassung absolviert hat. (2)

Info
Apps für Pflegefachkräfte sind keine DiPA

In der professionellen Pflege spielen Apps bereits eine größere Rolle. Bei diesen Anwendungen handelt es sich aber nicht um DiPA, deshalb sind sie auch nicht im DiPA-Verzeichnis gelistet.

DiPA: Kostenübernahme durch die Pflegeversicherung

Die Pflegeversicherung beteiligt sich mit bis zu 53 Euro pro Monat an den Kosten für die Digitale Pflegeanwendung. Sie beantragen die Kostenerstattung ohne Rezept bei Ihrer Pflegeversicherung. Voraussetzung ist, dass Sie einen Pflegegrad haben und die Anwendung in Ihrem Fall nützlich ist.

Weitere Details zum Antrag, zur Begründung und zur Kostenabrechnung sind noch nicht bekannt. Sie werden nachgereicht, sobald die ersten DiPA verfügbar sind. (3)

Das Budget teilen sich die DiPA allerdings mit den „ergänzenden Unterstützungsleistungen (eUL)“. Das sind Leistungen, die Sie bei der Nutzung der Anwendung unterstützen sollen. Zum Beispiel, wenn ein Mitarbeiter eines Pflegedienstes Ihnen die Nutzung der DiPA erklärt.

Info
Keine Kostenübernahme für andere Pflege-Apps

Pflege-Apps und Anwendungen ohne Zulassung als DiPA können im Einzelfall auch nützlich sein. Die Kosten tragen Sie dann aber selbst, denn eine Kostenübernahme durch die Pflegeversicherung ist nur für anerkannte DiPA möglich.

DiGA: Digitale Gesundheitsanwendung

DiGA steht für „Digitale Gesundheits-Anwendung“. Das ist eine Anwendung für Handys, Tablets oder Desktop-Geräte mit positiven Effekten auf die gesundheitliche Versorgung. Um als DiGA zu gelten, müssen die Anwendungen eine spezielle Zulassung durchlaufen. (4)

Die Krankenkasse kann die Kosten für die Nutzung einer DiGA übernehmen, wenn entweder ein ärztliches Rezept vorliegt oder die Krankenkasse den Direktantrag genehmigt hat. Aktuell sind bereits über 60 DiGA für verschiedene Erkrankungen zugelassen. (Stand: Mai 2024)

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Was muss eine DiGA leisten?

Die Anforderungen an die Qualität, die Datensicherheit und die Benutzerfreundlichkeit von DiGA sind hoch. Am wichtigsten ist aber: Eine DiGA muss entweder die Gesundheit des Nutzers verbessern oder die Prozesse der gesundheitlichen Versorgung stärken.

Positive Effekte auf die Gesundheit sind:

  • Verbesserung des Gesundheitszustandes
  • Verkürzung der Krankheitsdauer
  • Verlängerung des Überlebens
  • Verbesserung der Lebensqualität eines Patienten

Die Prozesse der gesundheitlichen Versorgung stärkt eine DiGA, wenn sie Strukturen und Verfahren verbessert, die im Zusammenhang stehen mit: Erkennung, Überwachung, Behandlung oder Linderung von Krankheiten, Verletzungen oder Behinderungen. (4)

Das DiGA-Verzeichnis

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) stellt ein übersichtliches DiGA-Verzeichnis zur Verfügung. Dort finden Sie alle zugelassenen digitalen Gesundheitsanwendungen. Sie können das Verzeichnis gezielt durchsuchen oder nach Themen filtern.

Es gibt DiGA zum Beispiel in Bereichen wie:

  • Atemwege
  • Geschlechtsorgane, Nieren und Harnwege
  • Herz und Kreislauf
  • Hormone und Stoffwechsel
  • Krebs
  • Muskeln, Knochen und Gewebe
  • Nervensystem
  • Psyche
  • Verdauung

Die einzelnen DiGA können als Apps für den Apple App Store, für den Google Play Store oder als Webanwendung verfügbar sein. Informationen dazu finden Sie ebenfalls im DiGA-Verzeichnis. (5)

DiGA: Kostenübernahme durch die Krankenversicherung

Die Kosten für die Anschaffung und die Nutzung einer DiGA kann Ihre Krankenversicherung übernehmen, wenn die Anwendung bei Ihrer Diagnose Vorteile verspricht. (6)

Die Kostenübernahme ist auf zwei Arten möglich:

  • Digitale Gesundheitsanwendung auf Rezept: Eine DiGA gilt als Medizinprodukt und kann deshalb von Ärzten verordnet werden. Die ärztliche Verordnung muss dann noch von der Krankenversicherung genehmigt werden, bevor sie eingelöst werden kann.
  • Digitale Gesundheitsanwendung per Direktantrag: Den Antrag auf Kostenübernahme für eine DiGA stellen Sie direkt bei Ihrer Krankenversicherung. In diesem Fall sollten Sie gut wie möglich begründen, welchen gesundheitlichen Vorteile die DiGA für Sie hätte.
    Tipp
    Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über DiGA

    Die DiGA gibt es als Medizinprodukte noch nicht lange. Sie werden manchmal vergessen, weil Ärzte wenig Erfahrung damit haben. Sprechen Sie deshalb Ihren Arzt proaktiv darauf an, wenn Sie überzeugt sind, dass eine digitale Anwendung für Sie besonders wertvoll wäre.

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Datenschutz: Wie sicher sind DiPA und DiGA?

Gesundheitsdaten müssen nicht nur der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) entsprechen, sondern unterliegen einem besonderen Schutz. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) prüft deshalb laufend alle DiPA und DiGA streng auf Datensicherheit. (1) (4)

Bei anderen Gesundheits- oder Pflege-Apps ohne Zulassung als DiGA oder DiPA ist das nicht der Fall. Diese Apps müssen nur der DSGVO entsprechen – so wie andere Apps auch.

 

Häufig gestellte Fragen

Was sind DiPA?

DiPA steht für Digitale Pflegeanwendungen. Das sind geprüfte und zugelassene Apps und Anwendungen, die sich speziell auf den Bereich der Pflege konzentrieren und Pflegebedürftigen sowie Pflegenden digitale Unterstützung bieten.

Was sind DiGA?

DiGA steht für Digitale Gesundheitsanwendungen. Das sind vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) geprüfte Apps und Anwendungen, die von der Krankenversicherung erstattet werden können. Sie sollen Patienten im Umgang mit Krankheiten unterstützen.

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Erstelldatum: 0202.11.42|Zuletzt geändert: 5202.90.01
(1)
Bundesministerium der Justiz (o. J.): Digitale Pflegeanwendungen-Verordnung (DiPAV)
https://www.gesetze-im-internet.de/dipav/BJNR156800022.html#BJNR156800022BJNG000300000 (letzter Abruf am 22.05.2024)
(2)
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) (o. J.): DiPA – Digitale Pflegeanwendungen
https://www.bfarm.de/DE/Medizinprodukte/Aufgaben/DiGA-und-DiPA/DiPA/_node.html (letzter Abruf am 22.05.2024)
(3)
Bundesministerium der Justiz (o. J.): Elftes Buch Sozialgesetzbuch (SGB XI) - § 40a Digitale Pflegeanwendungen
https://www.gesetze-im-internet.de/sgb_11/__40a.html (letzter Abruf am 22.05.2024)
(4)
Bundesministerium der Justiz (o. J.): Digitale Gesundheitsanwendungen-Verordnung (DiGAV)
https://www.gesetze-im-internet.de/digav/BJNR076800020.html (letzter Abruf am 22.05.2024)
(5)
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) (o. J.): DiGA-Verzeichnis
https://diga.bfarm.de/de/verzeichnis (letzter Abruf am 22.05.2024)
(6)
Bundesministerium der Justiz (o. J.): Fünftes Buch Sozialgesetzbuch (SGB V) - § 33a Digitale Gesundheitsanwendungen
https://www.gesetze-im-internet.de/sgb_5/__33a.html (letzter Abruf am 22.05.2024)
(7)
Bildquelle
© Seventyfour - stock.adobe.com
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Digitale Helfer: Apps für eine moderne Pflege

Die Digitalisierung ist auch in der Pflege angekommen. Apps unterschiedlicher Anbieter sollen die häusliche und die stationäre Pflege in verschiedenen Bereichen entlasten, stärken oder verbessern. pflege.de hat mit verschiedenen Anbietern unterschiedlicher „digitaler Helfer“ Kontakt aufgenommen und gibt einen Einblick in die aktuellen Möglichkeiten.

Welche digitalen Helfer gibt es?

Am bekanntesten sind wohl die digitalen Pflegeanwendungen (DiPA) und die digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA). Daneben hält der Markt aber noch viele weitere Angebote bereit. Hier die Spreu vom Weizen zu trennen, also nützliche oder zumindest gut geprüfte Apps von anderen zu unterscheiden, ist nicht immer einfach. Trotzdem haben auch unabhängige Anwendungen, genau wie DiGAs und DiPAs, ihre Vor- und Nachteile.

Digitale Pflegeanwendungen

Digitale Pflegeanwendungen, kurz DiPAs, wenden sich je nach Anwendungen an die Pflegebedürftigen selbst oder an deren pflegende Angehörige. Die gesetzliche Grundlage, welche diese Anwendungen möglich macht, wurde am 01.01.2022 geschaffen. Bevor die Pflegekasse eine browserbasierte Anwendung oder eine App zulässt, wird diese strengen Tests unterzogen. Sind diese Tests erfolgreich verlaufen, kann sie in Umlauf gebracht werden und Sie können einen Antrag auf die App oder Anwendung stellen – ganz ohne Rezept. Bewilligt die Pflegekasse den Antrag, werden monatlich Kosten von bis zu 53 Euro übernommen.

Vor- und Nachteile digitaler Pflegeanwendungen
  • Mögliche Entlastungen bei der Pflege
  • Geprüfte Anwendungen
  • Kosten können von der Pflegeversicherung übernommen werden
  • Mit Antragsstellung etwas umständlicher bürokratischer Aufwand

Digitale Gesundheitsanwendungen

Eine DiGA ist eine digitale Gesundheitsanwendung. Sie hilft zum Beispiel dabei, den Gesundheitszustand zu überwachen, Symptome von Krankheiten besser kennenzulernen oder zur Erhaltung der Gesundheit beizutragen. Das ist zum Beispiel bei Apps der Fall, die an die Medikamentengabe erinnern. Eine DiGA kann der Arzt verschreiben, also ein Rezept ausstellen. Sie sind deswegen auch als „App auf Rezept“ bekannt. Die Kosten übernehmen die Krankenkassen – in der Regel vollständig.

Vorteile und Nachteile digitaler Gesundheitsanwendungen
  • Eigenverantwortung und sicherer Umgang mit der Erkrankung
  • Geprüfte Anwendungen
  • Kosten werden von den Krankenkassen übernommen
  • Dank Ausstellung auf Rezept unbürokratisch
  • Nicht alle Ärzte sind über das Angebot gut informiert
Tipp
Mehr Informationen zu DiPA und DiGA

Im Ratgeber Pflege- und Gesundheits-Apps hat pflege.de sich noch ausführlicher mit dem Thema DiGAs und DiPAs beschäftigt. Hier finden Sie auch weiterführende Informationen.

Unabhängige und ungeprüfte Apps

Zusätzlich zu den geprüften und von Pflegekasse und Krankenkasse im entsprechenden Verzeichnis geführten Anwendungen gibt es eine Reihe unabhängiger Apps. Bei diesen hat entweder keine Bewerbung als DiGA oder DiPA stattgefunden, sie ist noch in der Schwebe oder sie wurden aus verschiedenen Gründen abgelehnt – nicht alle Gründe sind dabei schwerwiegend. Manche Apps sind in anderen Ländern als DiGAs und DiPAs zugelassen, weil dort andere Regularien herrschen. Auch die nicht bei der Kranken- und Pflegekasse gelisteten Anwendungen haben ihre Vor- und Nachteile.

Vorteile und Nachteile unabhängiger und ungeprüfter Apps
  • Schnelle Verfügbarkeit
  • Oft kostenlos
  • Große Auswahl
  • In App-Stores oft auch Erfahrungsberichte von anderen Nutzern
  • Nicht immer geprüfte Wirksamkeit
  • Nicht immer transparenter Datenschutz
  • Finanzierung teilweise durch Werbung
  • Support kann jederzeit eingestellt werden

Nutzen digitaler Anwendungen in der Pflege

Die Pflege stellt sehr unterschiedliche Herausforderungen an Pflegebedürftige und pflegende Angehörige. Für unterschiedliche Bereiche haben Entwickler verschiedene Lösungen im Angebot.

Mehr Lebensqualität für pflegebedürftige Menschen

Für manche Menschen kann die Lebensqualität aufgrund einer starken Pflegebedürftigkeit oder einer deutlich reduzierten Mobilität stark eingeschränkt sein. Wieder andere möchten sich selbst stärken, um möglichst lange nicht pflegebedürftig zu werden und so etwa das Fortschreiten einer Demenz mit verschiedenen Gedächtnisübungen hinauszuzögern.

Besondere Vorstöße gibt es für Senioren und Menschen mit Pflegebedarf im Bereich der virtuellen Realität (kurz VR), zum Beispiel mit dem VR-Erlebnis Granny Vision. Die Idee zu Granny Vision hatte der Gründer Daniel Bendlin, als er in München eine Ausbildung zum ehrenamtlichen Hospizhelfer angefangen hat. Hier erfuhr er vom Ausbilder, dass die Hospizbewohner gerne noch von einem Zimmer auf der Straßenseite auf die Gartenseite umziehen wollten, um in den letzten Tagen ins Grüne zu sehen. Das Ziel auch den Menschen auf der Straßenseite einen „Blick ins Grüne“ zu ermöglichen, wurde mit Hilfe von Virtual Reality Brillen erfüllt.

Mitgründerin Carolin Bendlin machte noch andere Erfahrungen. Sie erzählte ihrer Großmutter immer von Ausflügen in die Berge, dem Urlaub mit der Familie oder der ihrer neuen Wohnung. Die Großmutter wollte gerne an diesen Erlebnissen teilhaben, konnte dies jedoch aufgrund ihres körperlichen Zustandes nicht. Die Lösung: Fotografien mit einer 360-Grad-Kamera und eine VR-Brille. So bekam die alte Dame das Gefühl, doch irgendwie dabei zu sein.

Den Gründern war daraufhin klar, dass sie dieses Erlebnis mehr Pflegebedürftigen ermöglichen möchten. Ob nun die ersten Schritte des Enkels oder ein Waldspaziergang – auch virtuell erlebt lösen diese Erlebnisse Freude bei Pflegebedürftigen aus und verändern die Stimmung positiv. So entstehen auch mehr gemeinsame Gespräche zwischen Pflegenden und Pflegebedürftigen, denn das Erlebte ruft nicht selten auch Erinnerungen wach.

Tipp
Regen Sie Gespräche mit pflegebedürftigen Personen an

Nicht jeder pflegebedürftige Mensch erzählt gleich von selbst, was er erlebt oder dabei empfunden hat. Sie können das Gespräch eröffnen, wenn Sie gezielt Fragen stellen. Zum Beispiel: „An was erinnerst du dich, wenn du durch die Berge gehst?“, „Wie war das damals auf deiner eigenen Hochzeit?“ etc.

Die Rückmeldungen ihrer Kunden bestätigen den Erfolg von Granny Vision. „Bei einem Termin, als wir (vor Corona) die Systeme noch selbst ausgeliefert haben, hat ein Nutzer beim Waldspaziergang angefangen zu erzählen, wie gut er sich an die Wanderungen mit der Familie im Odenwald erinnern kann und erzählt und erzählt. Seine Frau ist neben ihm gesessen und hatte Tränen in den Augen. Im Nachhinein hat sie uns erzählt, wie selten das noch vorkommt, dass ihr Mann sich so gut an was erinnern kann. Aber auch wenn eine Nutzerin die Beine hebt, damit die Füße nicht nass werden, wenn sie in der Brille am Meer ist, ist das auch für uns ein schönes Gefühl, sagen sie.“

Aber Granny Vision ist nicht nur mit den Erlebnissen von Angehörigen bespielbar. Auch klassische Konzerte und andere kulturelle Inhalte werden mit VR im eigenen Wohnzimmer erlebbar. Zusätzlich können mit Granny Vision zum Beispiel Atem- und Entspannungsübungen ausgeführt und kognitive Fähigkeiten mit verschiedenen Spielen geschult werden. Damit ist die besondere VR-Brille in vielerlei Hinsicht eine beeindruckende neue Möglichkeit in der Pflege und darüber hinaus.

Erleichterung der Pflege

Eine größtmögliche Selbstständigkeit des Pflegebedürftigen erleichtert die Pflege nicht nur für den pflegenden Angehörigen oder das Pflegepersonal, es trägt auch zu mehr Lebensqualität und Selbstbewusstsein für die Pflegebedürftigen bei.

Mit gleich zwei Anwendungen richten sich die Gründer von DigiRehab an Senioren und Menschen mit Pflegebedarf. DigiPrevention ist darauf ausgerichtet, Senioren im Alltag fit zu machen und Fähigkeiten zu erhalten oder wiederzuerlangen. Mit einfachen Übungen wird unter anderem die körperliche Fitness verbessert. Wenn es immer schwerer wird, Treppen zu steigen, zeigt DigiPrevention, wie sie in Zukunft wieder leichter zu bewältigen sind. Wie der Name es vermuten lässt, geht es hier vor allem darum, einer Pflegebedürftigkeit zu verhindern oder möglichst lange hinauszuzögern.

Tipp
Fragen Sie Ihre Krankenkasse nach Präventionsanwendungen

Immer mehr Krankenkassen haben den Nutzen von Gesundheitsprävention erkannt und fördern diesen – auch digital. Bei einigen Angeboten, darunter auch DigiPrevention, ist eine Kostenübernahme beziehungsweise Kostenrückerstattung durch die gesetzliche Krankenkasse gegeben.

DigiCare richtet sich an Personen mit Pflegebedarf und ist darauf ausgerichtet, Fähigkeiten nach Möglichkeit wiederzuerlangen oder zu erhalten. Hierzu kann zum Beispiel das selbstständige Anziehen zählen. Für das Training werden individuelle Trainingspläne anhand einer AI basierten Software erstellt. Diesen geht ein Screening voraus, das vom Pflegepersonal oder vom pflegenden Angehörigen durchgeführt werden kann. Ein medizinischer oder therapeutischer Hintergrund ist dabei nicht notwendig.

Das anschließende Training sollte zweimal die Woche für jeweils 20 Minuten stattfinden. Die Ergebnisse und Erfolge werden anschließend im Portal gesichert. So haben alle Beteiligten im Blick, was sie bereits erreicht haben. Das motiviert zusätzlich. Durch das Training kann in vielen Fällen die Selbstständigkeit pflegebedürftiger Menschen wieder deutlich verbessert werden.

Tipp
Pflegegrad berechnen

Mit dem Pflegegradrechner von pflege.de können Sie Ihren Pflegebedarf oder den Ihres Angehörigen schon vor der Begutachtung durch den MD oder MEDICPROOF feststellen. Ist bei Ihnen ein Pflegegrad festgestellt, testen Sie doch einmal mit dem Pflegegradrechner, ob sich Ihre Situation durch das Training mit DigiCare verbessert hat.

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Erstelldatum: 3202.10.4|Zuletzt geändert: 5202.90.51
(1)
AOK: Charité-Studie: Lindera-App senkt Sturzrisiko langfristig (2021)
https://www.aok.de/pk/cl/nordost/inhalt/charite-studie-lindera-app-senkt-sturzrisiko-langfristig/ (zuletzt aufgerufen am: 04.01.2023)
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