Pflege im Ausland: Was bedeutet das?
Pflege im Ausland heißt: Pflegebedürftige Menschen verlegen ihren Lebensmittelpunkt vorübergehend oder dauerhaft in ein anderes Land und nutzen dort professionelle Betreuung oder Pflege.
Pflege im Ausland: Gründe
Pflege im Ausland ist nicht für alle die passende Lösung – doch in bestimmten Situationen kann sie Vorteile bringen.
Typische Motive sind:
- Geringere Kosten: Deutlich geringere Eigenanteile als in Deutschland
- Größeres Angebot: Bessere Verfügbarkeit von Pflegeplätzen und Betreuungskräften
- Klima: Viele sehnen sich nach Sonne, Strand und Meer bis ins hohe Alter
- Familiennähe: Angehörige, die im Zielland leben
Beliebte Ziele sind dabei Länder wie Spanien oder Thailand, wo milderes Klima, niedrigere Lebenshaltungskosten und eine breite Auswahl an Pflegeeinrichtungen locken.
Viele dieser Gründe hängen eng damit zusammen, welche Form der Betreuung im Ausland gewählt wird. Während eine Seniorenresidenz vor allem komfortables Wohnen und Serviceleistungen bietet, legt das Betreute Wohnen den Schwerpunkt auf Sicherheit und Assistenz im Alltag. Ein Pflegeheim hingegen übernimmt die vollständige Versorgung rund um die Uhr.
Leistungsansprüche bei der Pflegeversicherung
Je nach Zielland und Aufenthaltsdauer unterscheiden sich die Ansprüche, die Sie gegenüber der deutschen Pflegeversicherung haben.
Die Leistungshöhe hängt beispielsweise davon ab, ob sich das Land innerhalb oder außerhalb der EU befindet.
Pflegegeld im Ausland
Bei einem dauerhaften Aufenthalt im europäischen Ausland (EU, Europäischer Wirtschaftsraum) haben Sie weiterhin Anspruch auf Pflegegeld. Vorausgesetzt, Sie sind in Deutschland pflegeversichert und haben mindestens Pflegegrad 2.
Wenn Sie Pflegegeld beziehen, sind regelmäßige Beratungseinsätze nach Paragraf 37.3 SGB XI erforderlich. Klären Sie mit Ihrer Pflegekasse, ob diese Einsätze in Ihrem Zielland durchgeführt werden können.(1)
Verhinderungspflege im Ausland
Die deutsche Pflegeversicherung übernimmt die Verhinderungspflege auch im EU-/EWR-Ausland sowie in der Schweiz. Das bedeutet: Wenn die reguläre Pflegeperson vorübergehend ausfällt, können die Kosten für eine Ersatzpflege auch dort erstattet werden.
Wichtig ist, dass die allgemeinen Anspruchsvoraussetzungen erfüllt sind. Das bedeutet, dass die pflegebedürftige Person mindestens Pflegegrad 2 hat.(2)
Pflegesachleistungen im Ausland
Die Pflegesachleistungen werden nicht von der deutschen Pflegeversicherung übernommen. Um vergleichbare Leistungen zu erhalten, müssen Sie diese im neuen Land beantragen.
Innerhalb der EU haben Sie meist Anspruch auf alle Leistungen des Sozialversicherungssystems des Ziellands. Aber Achtung: Wenn Sie Sachleistungen von Ihrem neuen Aufenthaltsstaat erhalten, wird das deutsche Pflegegeld um den Betrag der Sachleistungen gekürzt.
Andere Leistungen der deutschen Pflegeversicherung wie beispielsweise Zuschüsse zur Wohnraumanpassung oder Pflegehilfsmittel zum Verbrauch, werden bei einem dauerhaften Aufenthalt im Ausland grundsätzlich nicht erbracht.
Dauerhafter Auslandsaufenthalt mit Pflege in Nicht-EU-Ländern
Wer dauerhaft in ein Land außerhalb der EU, EWR oder Schweiz zieht, muss mit deutlichen Einschränkungen rechnen. Die deutsche Pflegeversicherung zahlt dort grundsätzlich keine Leistungen, sodass die Pflegefinanzierung auf andere Weise gesichert werden muss.
Pflegegeld und Pflegesachleistungen
Bei einem dauerhaften Aufenthalt in einem Nicht-EU-Land ruhen die Ansprüche auf Leistungen der deutschen Pflegeversicherung. Weder Pflegegeld noch Pflegesachleistungen werden gezahlt.
Die Pflegekosten müssen daher meist privat gedeckt werden – zum Beispiel aus Renteneinkünften oder durch eine private Pflegezusatzversicherung (falls vorhanden).
Die Rentenzahlung selbst ist durch Sozialversicherungsabkommen mit vielen Staaten gesichert, sodass Rentenbezüge auch im Ausland weiter ausgezahlt werden. Eine Absicherung der Pflege ist jedoch nicht dabei.
Pflege im Ausland: Kosten und Pflegeformen im Überblick
Im Ausland finden Senioren und pflegebedürftige Menschen typischerweise drei wesentliche Betreuungsmodelle:
- Seniorenresidenz
- Betreutes Wohnen
- Pflegeheim
Jede Form bietet unterschiedliche Unterstützung und Komfort.
Seniorenresidenz im Ausland
Seniorenresidenzen stehen für komfortables Wohnen mit Service, Freizeit- und Kulturangeboten. Pflege ist meist nur ergänzend verfügbar. In Deutschland beginnen die Kosten bei etwa 1000 bis 1.500 Euro im Monat und richten sich nach Region und Ausstattung. Im Ausland – insbesondere in Osteuropa oder auch Südeuropa – sind die monatlichen Ausgaben spürbar niedriger.
Gefragt sind dabei nicht nur osteuropäische Länder, sondern auch Standorte in Spanien oder Thailand, die oft mit Meerblick, komfortabler Ausstattung und teilweise deutschsprachigem Personal werben.
Betreutes Wohnen im Ausland
Betreutes Wohnen ermöglicht selbstbestimmtes Leben in einer eigenen, altersgerechten Wohnung, ergänzt um Assistenzleistungen wie Notruf, Haushaltsorganisation oder gelegentliche Pflege. Es ist keine stationäre Pflegeeinrichtung, sondern optimiert selbstständiges Wohnen mit unterstützenden Dienstleistungen.
Die Kosten für Betreutes Wohnen im Ausland sind oft niedriger. In Deutschland liegen die monatlichen Gesamtkosten für Betreutes Wohnen meist im Bereich von circa 1.500 bis 3.500 Euro, je nach Region und Ausstattungsniveau.
Besonders in osteuropäischen Ländern sind die Preise erfahrungsgemäß deutlich niedriger – eine konkrete Einschätzung hängt jedoch stark vom gewählten Standard, der Region und dem Preisniveau der Einrichtung ab.
Entsprechende Angebote finden sich auch in Spanien und Thailand – dort variieren die Kosten jedoch stark nach Region und Ausstattungsstandard.
Pflegeheim im Ausland
In einem Pflegeheim erhalten pflegebedürftige Menschen umfassende, Betreuung durch Fachpersonal. Die durchschnittlichen monatlichen Eigenanteile für Pflegeheimplätze liegen in Deutschland aktuell bei 3.108 Euro (Bundesdurchschnitt 01.07.2025) im ersten Aufenthaltsjahr.
Altenheime zum Beispiel in Polen sind deutlich günstiger als in Deutschland. Die Preise liegen meist zwischen circa 1.300 und 2.500 Euro pro Monat, abhängig von Pflegegrad, Einrichtung, Ausstattung und Region.
Pflege im Ausland: Vor- und Nachteile auf einen Blick
Wer über Pflege im Ausland nachdenkt, sollte die Chancen und Herausforderungen genau abwägen. pflege.de hat für Sie die wichtigsten Punkte zusammengestellt.
Häufig gestellte Fragen
Kann ich Pflegegeld im Ausland beziehen?
Ja, Pflegegeld wird weiterhin gezahlt, wenn Sie dauerhaft in einem EU-Land, einem EWR-Staat oder der Schweiz wohnen. Voraussetzung ist, dass Sie in Deutschland krankenversichert bleiben und die regelmäßigen Beratungseinsätze nach § 37.3 SGB XI nachweisen. In Nicht-EU-Ländern ruht der Anspruch auf Pflegegeld.
Welche finanziellen Vorteile bietet die Pflege im Ausland?
Die Lebenshaltungskosten und Pflegekosten sind in vielen Ländern, wie Polen, Tschechien, Thailand oder der Türkei, deutlich niedriger als in Deutschland. Dies ermöglicht oft einen höheren Lebensstandard.
Kann ich meinen Pflegegrad im Ausland beantragen?
Es ist sinnvoll, den Pflegegrad in Deutschland zu beantragen, bevor Sie ins Ausland ziehen. Es kann sonst zu Verzögerungen oder hohem Aufwand wegen der Begutachtung kommen.
Welche Herausforderungen gibt es bei der Pflege im Ausland?
Herausforderungen können Sprachbarrieren, kulturelle Unterschiede und eine eingeschränkte Verfügbarkeit von Pflegeleistungen sein. Zudem übernehmen deutsche Pflegekassen im Ausland oft nur eingeschränkte Leistungen, was zusätzliche private Vorsorge erfordert.
Was kostet ein Pflegeheim in Spanien?
Die Preise hängen stark von Region und Ausstattung ab. Grundsätzlich sind Pflegeheime dort günstiger als in Deutschland, aber teurer als in Osteuropa.
Wie hoch sind die Pflegekosten in Thailand?
In Thailand reicht die Spanne von einfachen Einrichtungen mit geringen Kosten bis hin zu Premium-Residenzen, die mehrere tausend Euro pro Monat kosten können. Da die deutsche Pflegeversicherung hier nicht zahlt, ist eine private Finanzierung notwendig.