Osteoporose-Behandlung: Tipps nach Leitlinie
Bei einem gesunden Lebensstil profitieren die Knochen von einer ausgewogenen, nährstoffreichen Ernährung und einer möglichst aktiven Alltagsführung. Für eine langfristig erfolgreiche Osteoporose-Therapie müssen Betroffene in aller Regel ihren persönlichen Lebensstil verändern.
Dies umfasst mögliche Maßnahmen zur Osteoporose-Therapie in der Regel ohne Nebenwirkungen.
Die Maßnahmen zur Behandlung und Prävention von Osteoporose entsprechen den Leitlinien-Empfehlungen des Dachverbands Osteologie (DVO). Sie gelten somit sowohl für die Osteoporose-Vorstufe Osteopenie zur Vorbeugung als auch für die Therapie von Osteoporose, um den Knochenschwund zu verlangsamen.(1)
pflege.de hat für Sie im Folgenden die wichtigsten Punkte zusammengefasst.
Regelmäßige Übungen, Sport & Bewegung
Versuchen Sie, körperlich möglichst aktiv zu sein. So können Sie Bewegungseinschränkungen und Stürzen vorbeugen.
Eine Bewegungstherapie bei Osteoporose setzt auf die gezielte Belastung der Muskeln – und damit der Knochen. Für ein nachhaltiges Trainingsergebnis empfiehlt es sich, verschiedene Übungen mit vielen Wiederholungen mehrmals im Wechsel durchzuführen.
Dafür eignen sich vor allem professionell angeleitete Trainingsprogramme, wie zum Beispiel ein Funktionstraining mit Geräten, Vibrationstraining auf der Rüttelplatte oder spezielle Osteoporose-Gymnastik. Die regelmäßige Belastung stärkt die Knochen.(2)
Radfahren und Schwimmen tun Ihrem Herzkreislaufsystem zwar gut, sind aber keine osteoporose-geeigneten Bewegungstherapien. Das Körpergewicht ruht dabei nicht auf dem gesamten Skelett.
Bewegung als Teil der Schmerztherapie bei Osteoporose
Vor allem, wenn die Osteoporose mit Schmerzen verbunden ist, kann Bewegung diese lindern. Was zunächst widersprüchlich klingt, ist in der Praxis aber sehr wirksam: Bei einer Osteoporose besteht die Schmerztherapie nicht nur aus medikamentösen Schmerzmittelgaben, sondern vor allem auch aus aktiven Bewegungseinheiten.
Dabei ist es wichtig, dass Sie die Bewegung gezielt und osteoporose-gerecht ausüben. Neben dem Funktionstraining oder einem längeren Spaziergang kann ein Physiotherapeut Sie bei Ihrer Osteoporose-Therapie unterstützen.
Mehr Bewegung im Alltag: Unterstützung in der Selbsthilfegruppe
Vielen Menschen fällt es schwer, sich selbst zu mehr Bewegung im Alltag zu motivieren. Eine Selbsthilfegruppe kann ein guter Anreiz sein:
- Auf der Seite des Osteoporose Selbsthilfegruppen Dachverbandes e. V. (OSD) finden Sie in einer umfangreichen Datenbank mit mehr als 500 Selbsthilfegruppen die passende Selbsthilfegruppe vor Ort.
- Auch über den Bundesselbsthilfeverband Osteoporose e. V. (BfO) können Sie Ansprechpartner in Ihrer Region finden.
- Oder Sie erkundigen sich bei Ihrer Krankenkasse nach einer Osteoporose-Trainingsgruppe in Ihrem Umkreis.
Ernährung bei Osteoporose
Eine gesunde und ausgewogene Ernährung spielt bei der Osteoporose-Therapie eine wichtige Rolle – besonders: ausreichend Calcium und Vitamin D:
- Calcium unterstützt den Knochenaufbau und stärkt damit die Knochen.
- Vitamin D transportiert das Calcium zu den Knochen.
Eine ausgewogene Ernährung bei Osteoporose umfasst:(4)(5)
- Täglich viel Obst und Gemüse, am besten „5 am Tag“ (3 Portionen Gemüse und 2 Portionen Obst)
- Mehrmals wöchentlich Kartoffeln und Vollkornprodukte
- Eiweiß- und Omega-3-haltigen Fisch (zum Beispiel Hering, Lachs)
- Wenig Fleisch (idealerweise weißes Fleisch wie Geflügel)
- Pflanzliche Öle (zum Beispiel Raps-, Oliven- oder Sonnenblumenöl)
- Milch- beziehungsweise Milchprodukte
- Calciumreiches Mineralwasser
Verzichten Sie möglichst auf:(5)
- Zu viel Fleisch
- Stark gesalzene oder gezuckerte Speisen
- Zu viel Fett, vor allem gesättigte Fettsäuren (beispielsweise vermehrt in Wurst oder Butter)
Empfehlungen für Calcium und Vitamin D
Über eine ausgewogene Ernährung sollten Sie täglich etwa 1.000 Milligramm Calcium zu sich nehmen. Besonders calciumreiche Lebensmittel sind beispielsweise grünes Gemüse wie Blattspinat, Brokkoli und Kohlrabi, Milch und Milchprodukte sowie Haselnüsse und Chiasamen.
Der menschliche Körper stellt Vitamin D selbst her, wenn die UV-B-Strahlung aus dem Sonnenlicht auf die Haut trifft. Besonders in den dunklen Wintermonaten oder wenn der Betroffene nur wenig nach draußen geht, kann es zu einem Vitamin-D-Mangel kommen. Dieser kann das Immunsystem schwächen und vermehrte Müdigkeit bei den Betroffenen auslösen.
Nach ärztlicher Absprache kann die Vitamin-D-Versorgung in den Wintermonaten über Nahrungsergänzungsmittel in Tablettenform sichergestellt werden.
Bei Nierensteinen, einer Überfunktion der Nebenschilddrüse, einer vermehrten Calciumausscheidung oder chronisch-entzündlichen Erkrankungen gelten diese Empfehlungen nur eingeschränkt und sollten vorher mit dem Arzt besprochen werden.
Tabakentwöhnung bei Osteoporose
Nicht nur Ihre Lunge, sondern auch Ihre Knochen danken es Ihnen, wenn Sie an einer Raucherentwöhnung teilnehmen und langfristig mit dem Rauchen aufhören. Zigarettenkonsum verengt nämlich die Blutgefäße, was dazu führen kann, dass sich unter anderem die Nährstoffversorgung der Knochen verschlechtert.
Wohnraumanpassung als Sturzprophylaxe bei Osteoporose
Weil die Knochen von Osteoporose-Patienten besonders bruchanfällig sind, ist es wichtig, die Sturzgefahr zu reduzieren. Mit sogenannten wohnumfeldverbessernden Maßnahmen bauen Sie Barrieren ab und senken so das Sturzrisiko, beispielsweise im Badezimmer:
Dort lassen sich Barrieren langfristig abbauen, indem Sie zum Beispiel eine Badewannentür einbauen oder Ihre Wanne zur Dusche umbauen lassen. So können pflegebedürftige Menschen länger in ihrem Zuhause leben und dort gepflegt werden. Die Pflegekassen unterstützen diese Wohnraumanpassung unter gewissen Voraussetzungen mit bis zu 4.000 Euro.
Medikamente gegen Osteoporose
Was hilft noch bei der Diagnose Osteoporose? Es gibt eine Reihe von Medikamenten, die unter bestimmten Umständen zum Einsatz kommen können.
Hinter einer Osteoporose steht ein Ungleichgewicht zwischen Knochenabbau und -aufbau. Die Knochenabbauzellen (auch Osteoklasten) sind höchst aktiv, während ihre Gegenspieler, die Aufbauzellen der Knochen (auch Osteoblasten) gehemmt werden. In der Folge wird bei einer Osteoporose also zu viel Knochen abgebaut, wodurch er porös wird.
In diesen Prozess kann man mit Medikamenten eingreifen. Zwei Gruppen erweisen sich bei Osteoporose als wirksam:
- Die einen hemmen den Knochenabbau.
- Die anderen fördern den Knochenaufbau.
Osteoporose-Medikamente in der Übersicht
Eine Reihe von Medikamenten erfüllen verschiedene Aufgaben für jeweils unterschiedliche Personengruppen und Osteoporose-Stadien:(6)
Medikamente, die den Knochenabbau hemmen:
- Biphosphonate hemmen die Aktivität der Abbauzellen.
- Selektive Östrogen-Rezeptor-Modulatoren (SERMs) ahmen die Wirkung von Östrogen sozusagen nach und verlangsamen den Knochenabbau.
Medikamente, die den Knochenaufbau fördern:
- Denosumab, ein spezifischer Antikörper, stoppt den Knochenabbau.
Medikamente, die den Knochenabbau hemmen und den -aufbau fördern:
- Strontiumranelat, ein calcium-ähnlicher Stoff, hemmt die Abbauzellen und regt die Aufbauzellen an.
- Parathormon reguliert den Calciumstoffwechsel und regt den Knochenaufbau an.
Was ist das beste Medikament bei Osteoporose?
Medikamente bei Osteoporose werden meist dann verschrieben, wenn
- die Diagnose gesichert wurde,
- das Risiko für Knochenbrüche hoch
- oder es bereits zu Brüchen gekommen ist.
Ärzte entscheiden immer nach Einzelfall, ob eine Medikamenteneinnahme überhaupt notwendig ist und welches Medikament für ihre Patienten geeignet ist.
Dazu orientieren sie sich
- am gemessenen T-Wert in der DXA-Knochendichtemessung,
- an Ihrem Alter,
- an Ihrem biologischen Geschlecht,
- an weiteren Medikamenteneinnahmen und Vorerkrankungen wie zum Beispiel Brüchen oder Diabetes mellitus Typ 1 und
- daran, ob Sie kortisonhaltige Medikamente länger als drei Monate einnehmen.
Osteoporose-Medikamente können in Tablettenform, aber auch als Infusionen oder Spritzen verabreicht werden.
Die medikamentöse Osteoporose-Therapie kann mit Nebenwirkungen einhergehen. Diese können je nach Medikament unterschiedlich sein. Wenn Sie mehr dazu wissen möchten oder Bedenken diesbezüglich haben, sprechen Sie bitte mit Ihrem behandelnden Arzt darüber.
So finden Sie einen Osteoporose-Facharzt in Ihrer Nähe
Die Selbsthilfeverbände Osteoporose unterstützen Sie bei der Suche nach einem guten Facharzt:
- Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose e. V.: Hier können Betroffene zu festen Zeiten anrufen und Osteoporose-Experten ihre Fragen in einer telefonischen Sprechstunde stellen.
- Dachverband Osteologie e. V. (DVO): Der DVO liefert einen Überblick über zertifizierte Praxen und Kliniken im ganzen Bundesgebiet.
Häufig gestellte Fragen
Was hilft bei Osteoporose?
Sowohl zur Vorbeugung als auch Behandlung von Osteoporose hilft ein gesunder Lebensstil, hauptbestehend aus einer ausgewogenen Ernährung und regelmäßiger Bewegung. Zwar ist Osteoporose nicht heilbar, aber mit den richtigen Maßnahmen lässt sich der Knochenschwund verlangsamen.
Welcher Sport ist bei Osteoporose empfehlenswert?
Eine Bewegungstherapie bei Osteoporose setzt auf die gezielte Belastung der Muskeln – und damit der Knochen. Dafür eignen sich professionell angeleitete Trainingsprogramme, wie zum Beispiel ein Funktionstraining mit Geräten, Vibrationstraining auf der Rüttelplatte oder spezielle Osteoporose-Gymnastik.
Welches Medikament kommt bei Osteoporose zum Einsatz?
Je nach Bedarf kommen für Osteoporose-Patienten verschiedene Medikamente in Frage, beispielsweise: (1) Medikamente, die den Knochenabbau hemmen, (2) Medikamente, die den Knochenaufbau fördern oder (3) 2-in-1-Medikamente, die den Knochenabbau hemmen und den -aufbau fördern.