Aufstehhilfen: Definition
Aufstehhilfen erleichtern mobil eingeschränkten oder geschwächten Personen das Aufrichten, Aufstehen und Hinsetzen. Es gibt diese Hilfsmittel mit unterschiedlichen Funktionalitäten – je nachdem, ob sie jemandem aus dem Bett, Sofa, Stuhl, der Toilette oder Badewanne helfen sollen. Ziel einer jeden Aufstehhilfe ist, dass sie die Betroffenen sicher in den stabilen Stand und zurück in die Sitz- oder Liegeposition helfen. Anders als bei Personenliftern setzen Aufstehhilfen noch ein wenig Kraft in Oberkörper und Armen voraus.
Für wen eignen sich Aufstehhilfen
Aufstehhilfen helfen bewegungseingeschränkten Personen dabei, sich selbstständig zu erheben oder sicher wieder hinzusetzen. Unter anderem eignen sie sich für Menschen
- mit Schmerzen in den Beinen, Knien, der Wirbelsäule oder der Hüfte,
- mit Arthrose/Arthritis, Muskelerkrankungen, (degenerativen) Gelenkserkrankungen und Gehbehinderungen,
- mit einer Parkinsonerkrankung und
- nach einem Schlaganfall (je nach körperlicher Konstitution).
Besonders Senioren verlieren mit zunehmendem Alter immer mehr an Kraft und Beweglichkeit. Hinzu kommen manchmal eine oder mehrere Erkrankungen. Da bleibt manch einer lieber sitzen, als sich der Kraftanstrengung zu stellen. Die Folge ist, dass sie immer mehr von ihrer Selbstständigkeit einbüßen. Aufstehhilfen können diese Entwicklung aufhalten.
Welche Aufstehhilfen gibt es?
Im Hilfsmittelverzeichnis sind Aufstehhilfen unter anderem der Produktgruppe 22 der Mobilitätshilfen zugeordnet. Aber auch in anderen Kategorien, wie etwa „Bad- und Duschhilfen“ oder „Pflegehilfsmittel zur Erleichterung der Pflege“, finden sich die praktischen Helfer. (1)
Vom einfachen Haltegriff bis zum elektrischen Pflegesessel gibt es für fast jede Situation im Alltag eine geeignete Aufstehhilfe:
- Aufstehhilfen für das Bett
- Aufstehhilfen für Stühle und Sessel
- Aufstehhilfen für das Sofa
- Aufstehhilfen für die Toilette
- Aufstehhilfen für die Badewanne
- Aufstehhilfen vom Boden
In diesem Ratgeber bekommen Sie einen Überblick über die verschiedenen Modelle. Er soll Ihnen helfen, eine für Sie passende Aufstehhilfe zu finden. Beraten Sie sich gern auch mit Ihrem Arzt, welche Hilfe für Sie am besten geeignet ist.
Aufstehhilfen für das Bett
Ein Pflegebett bringt bereits verschiedene hilfreiche Funktionen mit, damit Sie leichter aufstehen und sich wieder hinlegen können. Im pflege.de-Ratgeber „Pflegebett“ erfahren Sie, welche Modelle es gibt und wie Sie die Kostenübernahme beantragen.
Doch auch für normale Betten gibt es sehr einfache Aufstehhilfen. Sie helfen Ihnen, sich von der liegenden in die aufrechte Position zu bringen und umgekehrt. Man unterscheidet zwischen folgenden Varianten:

Haltegriff
Haltegriffe helfen sowohl beim Aufstehen und Umdrehen als auch beim Hinsetzen im Bett. Sie lassen sich sogar mit auf Reisen nehmen. Die Konstruktion ist sehr einfach: Sie platzieren den unteren Teil unter der Matratze, wo Sie ihn am Lattenrost verankern. Das gibt dem Griff selbst die nötige Stabilität.

Seitengitter
Größer als ein einfacher Haltegriff ist das Seitengitter, das sich an viele Betten montieren lässt. Es hat eine doppelte Funktion: Es verhindert einen Sturz aus dem Bett und bietet gleichzeitig festen Halt für die Hände, wenn Sie sich auf die Bettkante setzen oder aufstehen möchten. Im Idealfall können Sie das Gitter über die gesamte Bettlänge ausziehen, wenn Sie oder Ihre Angehörigen schlafen gehen und wieder zurückschieben, wenn es ans Aufstehen geht.

Boden-Decken-Stange
Wenn ein Griff am Bett zu unbequem scheint oder sich nicht montieren lässt, kann eine Boden-Decken-Stange zum Einsatz kommen. Diese Teleskopstange lässt sich zwischen Boden und Decke des Zimmers einspannen. Eine Gasdruckfeder sorgt für die komfortable Bedienung. Solche Boden-Decken-Stangen lassen sich mit Haltegriffen ausstatten, sodass Sie sich daran hochziehen können. Sie sind schnell befestigt, denn die Montage erfordert weder Bohrer, Dübel noch Schrauben.

Bettleiter oder Trapezgriff
Die Bettleiter oder der Trapezgriff sind fest am Fußende des Bettes verankert. Sie leisten hilfreiche Unterstützung beim Aufrichten und Aufstehen, indem sich der Betroffene über die Leiter beziehungsweise den Griff aus der Liege- in die Sitzposition zieht.

Bettgalgen
Bettgalgen gibt es in verschiedenen Ausführungen. Namensgebend ist die Metallstange mit Griff. Sie wird hinter oder neben dem Bett platziert. Andere Modelle lassen sich an der Wand oder Decke montieren. Bei allen hilft der herabhängende Griff, sich im Bett hochziehen und wieder herunterlassen.
Aufstehhilfen für Stuhl, Sessel und Sofa
Für Menschen, die nicht mehr aus eigener Kraft aufstehen oder sich hinsetzen können, eignen sich verschiedene mehr oder weniger aufwändige Aufstehhilfen.

Katapultsitze
Die Bezeichnung Katapultsitz ist ein wenig irreführend: Personen werden natürlich nicht mit Schwung herausgeschleudert, sondern im Gegenteil sanft angehoben, sodass sie mit wenig Kraft in einen stabilen Stand kommen. Das geschieht entweder mechanisch mithilfe eines eingebauten Mechanismus, der auf das Gewicht des Nutzers eigestellt wird, oder über einen elektrischen Motor.
Die Sitzauflagen lassen sich gut transportieren und eignen sich als Aufstehhilfe für verschiedene Sessel oder Stühle. Die Sitzgelegenheit sollte allerdings Armlehnen haben, sodass Sie oder Ihr Angehöriger sich festhalten können und nicht das Gleichgewicht verlieren. Das wieder Hinsetzen unterstützen Katapultsitze ebenfalls.

Kissen als Aufstehhilfe
Bei einigen reicht bereits das richtige Kissen als Aufstehhilfe. Es gibt extra hohe Sitzkissen mit einer festen Füllung. So sitzen Sie stabil und einfach etwas höher. Dann fällt auch das Aufstehen leichter.
Wichtig ist, dass Sie das passende Sitzkissen finden. Achten Sie darauf, dass es
- komfortabel für Sie ist,
- gut in den Sessel oder auf den Stuhl passt,
- waschbar und
- mit einem Tragegriff ausgestattet ist.

Pflegesessel mit Aufstehhilfe
Es gibt heute sehr komfortable Pflegesessel, die mit vielen Funktionen ausgestattet sind. Neben der integrierten Aufstehhilfe sind sie mit einer ergonomischen Liegefunktion und abnehmbaren Armlehnen ausgestattet.
Einige haben Rollen, so dass die Pflegepersonen den Sessel samt Insassen leicht von Zimmer zu Zimmer rollen können. Außerdem bieten die unterschiedlichen Hersteller diverse weitere Features wie etwa eine integrierte Sitzheizung, USB-Anschluss oder einen kleinen Tisch.
Pflegesessel werden in der Regel nicht von der Krankenkasse bezuschusst, da sie Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens und keine Hilfsmittel im Sinne der Gesetzlichen Krankenversicherung sind. Einzige Ausnahme ist, wenn Sie ein ärztliches Attest haben, mit dem Sie den therapeutischen oder medizinischen Nutzen speziell für sich beziehungsweise Ihren Angehörigen nachweisen können.

Elektrischer Unterbau für Sessel
Sie können aber auch normale Sessel mit einer Unterkonstruktion versehen. Mittels einer Fernbedienung betätigen Sie den Kippmechanismus, wenn Sie aufstehen wollen. Ein kleiner Motor bewegt dann Ihren Sessel sanft und langsam nach vorn, sodass Sie wie von selbst zum Stehen kommen. Das Ganze funktioniert natürlich auch anders herum, wenn Sie sich wieder hinsetzten.

Mobile Aufstehhilfe für das Sofa
Gerade von Sofas fällt vielen körperlich beeinträchtigten Menschen das Aufstehen schwer. Der Grund: Die Sitzfläche ist sehr tief und es steht nur eine Armlehne zur Verfügung. Deshalb gibt es spezielle Aufstehhilfen für das Sofa.
Dabei wird ein Untergestell unter dem Sitzmöbel eingeklemmt und ein Griff sorgt für den sicheren Halt beim Aufstehen. Einige Modelle bieten sogar ein Tablett als Ablagemöglichkeiten für ein Glas oder Snacks. Eine andere Variante hält zwei Lehnen links und rechts des Sitzenden bereit, auf denen sie sich hochstützen können.
Aufstehhilfen für Badewanne und Toilette
Vielleicht kennen Sie den guten alten Haltegriff aus Edelstahl. Oft ist er bereits an der Wand angebracht, nicht immer an idealer Position. Darüber hinaus gibt es eine ganze Reihe moderner Haltegriffe und Aufstehhilfen, die Ihnen oder Ihrem Angehörigen dabei helfen, selbstständig in die Badewanne ein- und auszusteigen oder sich auf die Toilette zu setzen.
Weitere Hilfen für die Badewanne sind Badewannenlifter. Sie gehören zwar laut Hilfsmittelverzeichnis nicht zu den Aufstehhilfen, erfüllen aber den gleichen Zweck und bieten in der Badewanne viel Komfort für körperlich eingeschränkte Personen.
Manchmal lohnt es sich auch, gleich sein ganzes Badezimmer barrierefrei umbauen zu lassen. So ist etwa eine ebenerdige Dusche mit Sitzhocker oder der Einbau einer Sitzbadewanne, eine sichere Alternative, mit der Sie noch lange selbstständig ihre Körperpflege erledigen können.

Haltegriffe
Viele Haltegriffe lassen sich mittlerweile ganz ohne Bohren und Dübeln anbringen. Dazu gehöre zum Beispiel Saughaltegriffe und Haltegriffe mit Klemm-Mechanismus, die Sie etwa am Badewannenrand befestigen können.
Die Produktpalette ist groß. Sie reicht von einfachen Griffen bis hin zu stabilen Stangen-Systemen, auf die sich körperlich eingeschränkte Personen stützen können.

Boden-Decken-Stange
Damit das Aufstehen vom WC weniger mühsam ist, bietet eine Boden-Decken-Stange gute Unterstützung und einen sicheren Halt. Neben der Badewanne angebracht, kann sie auch hier eine sinnvolle Hilfe sein.

WC-Sitzerhöhung
Eine einfache Lösung für Menschen, die noch einigermaßen mobil sind, ist die Sitzerhöhung für das WC. Sie erleichtern das Hinsetzen und Aufstehen von der Toilette.

Badewannendrehsitz
Wer Schwierigkeiten beim Einsteigen in die Badewanne und beim langen Stehen darin hat, kann auf dieses Hilfsmittel zurückgreifen. Der Betroffene setzt sich auf den Drehsitz und schwenkt ihn dann um 90° in die Badewanne. Dazu muss er allerdings seine Beine eigenständig über den Wannenrand heben können oder dies durch eine Hilfsperson sicherstellen.
Aufstehhilfen vom Boden
Wenn Sie unfreiwillig auf dem Boden gelandet sind, ist vor allem eines wichtig: Bewahren Sie Ruhe! Sie werden eventuell nicht wieder allein hochkommen, haben aber vielleicht einen Hausnotruf. In diesem Fall drücken Sie den Notrufknopf und warten auf Hilfe.
Sie sind sicher, dass nichts gebrochen ist, und haben genügend Kraft? Dann gehen Sie zunächst in den Vierfüßlerstand: Beide Hände und beide Knie berühren den Boden und der Blick zeigt zum Boden. Von hier aus können Sie langsam zu einem Stuhl oder einem stabilen Gegenstand in der Nähe krabbeln, an dem Sie sich hochziehen können.

Wer sich allerdings weh getan hat, dem können Hebekissen als Aufstehhilfe vom Boden dienen. Eine Hilfsperson schiebt den Gestürzten auf das leere, gefaltete Kissen. Sobald er sicher liegt, wird per Knopfdruck Luft ins Kissen geblasen und er kommt langsam in einen stabilen Sitz oder – bei einer Hebematratze – in eine sichere Liegeposition.
Ehe Sie ein Hebekissen bei einem Sturz einsetzen, sollten Sie zunächst überprüfen, ob die gestürzte Person bei Bewusstsein ist und ob sie eventuell über Schmerzen beispielsweise im Rücken, in den Armen oder Beinen klagt. Wenn das der Fall ist oder die Person bewusstlos ist, sollten Sie das Kissen nicht mehr anwenden, sondern sofort einen Notarzt rufen. Bedenken Sie, dass sich gerade ältere Menschen leicht etwas brechen können und eine unachtsame Bewegung nach einem Sturz diesen Bruch verschlimmern kann.
Vor- und Nachteile von Aufstehhilfen
Die Produktvielfalt von Aufstehhilfen für Bett, Stuhl, Sessel, Sofa oder Badewanne und Toilette scheint unbegrenzt. Da die für Sie passende Aufstehhilfe zu finden, ist nicht leicht. Deshalb ist es ratsam, dass Sie sich mit Ihrem Arzt, der Krankenkasse und Ihrem Sanitätshaus beraten.
Probieren Sie am besten verschiedene Varianten aus und lassen Sie sich nicht zu einem bestimmten Produkt drängen, wenn Sie sich damit nicht sicher fühlen.
Alles in allem überwiegen die Vorteile von Aufstehhilfen für körperlich eingeschränkte Menschen:
Aufstehhilfe von der Krankenkasse: Kostenübernahme
Aufstehhilfen sind im Hilfsmittelverzeichnis gelistet, sodass in der Regel die Kranken- oder Pflegeversicherung für die Kosten aufkommt. Doch auch wenn ein bestimmtes Modell nicht im Verzeichnis auftaucht, haben Sie Chancen auf Kostenübernahme – soweit sie nicht als allgemeine Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens angesehen werden. (2) Voraussetzung ist, dass eine ärztliche Verordnung vorliegt.
In manchen Fällen bewilligt die Krankenkasse zwar eine Aufstehhilfe, womöglich sogar den begehrten Sessel mit Fernbedienung, doch das kooperierende Sanitätshaus hält nur Standardware bereit. Sprechen Sie mit Ihrer Krankenkasse. Manchmal zahlen Krankenkassen bis zu 50 Prozent dazu, wenn Sie auf eigene Kosten Ihr Wunschprodukt ordern. Das müssen Sie aber immer vorab klären.
Wartung und Reparatur von Aufstehhilfen
Sie erhalten mit dem Kauf einer Aufstehhilfe meist auch einen Wartungsplan vom Hersteller. Ihr Sanitätshaus unterstützt Sie in der Regel bei der Wartung.
Die Kosten für die Reparatur und Wartung trägt die Krankenkasse. Es sei denn, Sie haben Ihre Aufstehhilfe komplett selbst bezahlt. Dann sind Sie allein dafür verantwortlich.
Häufig gestellte Fragen
Welche Aufstehhilfen für das Bett gibt es?
Folgende Aufstehhilfen helfen Ihnen sicher aus dem Bett und wieder hinein:
- Haltegriff
- Seitengitter
- Boden-Decken-Stange
- Bettleiter oder Trapezgriff
- Bettgalgen
Welche Aufstehhilfen gibt es für Stuhl, Sessel und Sofa?
Je nach Schwere der Beeinträchtigung gibt es verschiedene Aufstehhilfen für Sitzmöbel:
- Orthopädisches Kissen
- Katapultsitze
- Mobile Aufstehhilfe für das Sofa
- Elektrischer Unterbau für den Sessel
- Pflegesessel
Gibt es Aufstehhilfen für die Toilette?
Haltegriffe oder -stangen können als Aufstehhilfe für die Toilette dienen. Oft reicht aber bereits eine Erhöhung für den Toilettensitz.
Wie komme ich sicher in die Badewanne?
Auch an der Badewanne können Sie Haltegriffe befestigen. Es gibt Modelle, die Sie an der Wand anbringen und welche, die an den Wannenrand geklemmt werden. Beide setzen voraus, dass Sie oder Ihr Angehöriger noch eigenständig in die Badewanne steigen können. Ist das nicht mehr möglich, kann der Badewannendrehsitz Abhilfe schaffen.
Wird eine Aufstehhilfe von der Krankenkasse bezahlt?
Solange das Hilfsmittel vom Arzt verschrieben wird und es sich nicht um einen allgemeinen Gebrauchsgegenstand des täglichen Lebens handelt, übernimmt die Krankenkasse die Kosten.
Sind Aufstehhilfen nur für Senioren geeignet?
Da Muskelkraft und Gleichgewichtssinn mit zunehmendem Alter abnehmen, sind es meist Senioren, die eine Aufstehhilfe benötigen. Aber auch für jüngere Menschen mit körperlichen Einschränkungen, Parkinson-Patienten, nach einem Schlaganfall oder nach einer Operation eignen sich diese Hilfsmittel.