Linksherzinsuffizienz: Definition
Bei einer Linksherzinsuffizienz ist nicht das gesamte Herz von der Herzschwäche betroffen, wie bei der sogenannten globalen Herzinsuffizienz, sondern nur die linke Herzhälfte. Die Aufgabe der linken Herzhälfte ist es, das sauerstoffreiche Blut in die Arterien zu pumpen, um alle Körperbereiche – vom Hirn bis zum kleinen Zeh – mit sauerstoffreichem Blut zu versorgen.
Ausschließliche Linksherzinsuffizienz ist selten
Im Klinikalltag ist selten nur eine Herzhälfte – in diesem Fall nur die linke – betroffen. Kommt es zu einer Krankenhauseinweisung, zeigen häufig bereits beide Herzkammern funktionale Störungen auf. Auch hat die Unterscheidung zwischen Links- und Rechtsherzinsuffizienz kaum einen Einfluss auf die weitere Behandlung.

Diastolische Dysfunktion/ Systolische Herzinsuffizienz?
Die Bezeichnungen diastolische Herzinsuffizienz und systolische Herzinsuffizienz (auch Dysfunktion oder Funktionsstörung) gelten als veraltet. Abgelöst wurden sie durch die sogenannte Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion und Herzinsuffizienz mit reduzierter Ejektionsfraktion. Grundlegend meinen sie aber dasselbe. Die Ejektionsfraktion ist ein wichtiges Maß für die Herzleistung und damit für die nähere Bestimmung der vorliegenden Herzinsuffizienz.
Zwei Arten der Linksherzinsuffizienz
Eine Linksherzinsuffizienz wird demzufolge nach zwei Arten unterschieden:(1)
- Herzinsuffizienz mit erhaltener linksventrikulärer Ejektionsfraktion
- Herzinsuffizienz mit reduzierter linksventrikulärer Ejektionsfraktion
Was bedeutet Ejektionsfraktion?
Die Ejektionsfraktion (EF) ist ein wichtiges Maß in der Kardiologie, denn mit ihr wird die Leistungsfähigkeit des Herzens bestimmt. Genau genommen beschreibt die EF die Auswurfleistung einer Herzkammer. Menschen haben insgesamt zwei Herzhauptkammern: eine rechte und eine linke Herzkammer. Für die weitere Therapieplanung ist es im Klinikalltag maßgebend, die Ejektionsfraktion zu bestimmen. Hierzu wird geprüft, welcher der zwei nachfolgenden Fälle zutrifft:(2)
- Füllungsschwäche: Bei einer (Links-)Herzinsuffizienz mit erhaltener Auswurfleistung pumpt das Herz so wie es soll, kann sich aber nicht richtig mit Blut füllen, weil es zu steif ist. Hierbei hat die linke Herzkammer ihre Elastizität verloren. Sie kann nicht genügend Blut aufnehmen. Es wird somit weniger Blut ins Herz und von dort in den Körper gepumpt.
- Pumpschwäche: Bei einer (Links-)Herzinsuffizienz mit reduzierter Auswurfleistung kann das Herz nicht richtig weiter pumpen, da der Herzmuskel zu schwach ist. In diesem Fall ist der Herzmuskel so geschwächt, dass er sich nicht ausreichend zusammenziehen kann, um genügend sauerstoffreiches Blut in den Körper zu treiben. Es kommt zwar noch genügend Blut in die Herzkammer, doch von dort kann sie es nicht mehr vollständig in den Körper abgeben.
Die Ausprägung der Ejektionsfraktion entscheidet über weitere Therapie-Möglichkeiten
Für die Therapie einer Herzinsuffizienz mit reduzierter EF (ehemals systolische Herzinsuffizienz) stehen eine Vielzahl an Medikamenten sowie Medizinprodukten zur Verfügung. Bei einer Herzinsuffizienz mit erhaltener EF (ehemals diastolische Herzinsuffizienz) hingegen, sind nur äußerst wenige Therapien möglich.

Akute Linksherzinsuffizienz / Chronische Linksherzinsuffizienz
Wie jede Herzinsuffizienz kann eine Linksherzinsuffizienz chronisch oder akut verlaufen:(3)
- Eine chronische Linksherzinsuffizienz entwickelt sich über einen längeren Zeitraum.
- Eine akute Linksherzinsuffizienz tritt nach einem speziellen Ereignis (zum Beispiel nach einem schweren Herzinfarkt) auf.
Akute Linksherzinsuffizienz
Im Falle der akuten Herzinsuffizienz treten Symptome, die Folge eines Lungenödems sind, innerhalb weniger Minuten auf. Eine akute Linksherzinsuffizienz kann zum Beispiel auch nach einem Herzinfarkt auftreten, ohne dass zuvor eine chronische Linksherzinsuffizienz vorlag.
Dies sind ernste Symptome. In diesem Fall sollten Sie sofort den Notruf wählen und den Betroffenen ins Krankenhaus bringen lassen. Das Absetzen des Notrufs kann auch über ein Notrufsystem mit Sturzerkennung erfolgen. Es zählt jede Sekunde, denn das überforderte Herz kann jederzeit komplett versagen. Wird das Gehirn nicht mehr ausreichend durchblutet, kann der Betroffene bewusstlos werden.
Chronische Linksherzinsuffizienz
Bei einer chronischen Linksherzinsuffizienz bleiben die Symptome zunächst eher unbemerkt, weil der Verlauf meist schleichend ist. Klagt der Betroffene über Atemprobleme beim Liegen, kann es sich möglicherweise um eine Linksherzinsuffizienz im fortgeschrittenen Stadium handeln.
Rechtsherzinsuffizienz und Linksherzinsuffizienz
Das Fatale an einer chronischen Linksherzinsuffizienz ist, dass auch die andere Herzhälfte in Mitleidenschaft gezogen werden kann (sogenannte Rechtsherzinsuffizienz). Diesen Fall beschreibt eine sogenannte Globalherzinsuffizienz, bei der also das ganze Herz geschwächt ist.
Symptome und Anzeichen einer Linksherzinsuffizienz
Je nach Form der Linksherzinsuffizienz (chronisch oder akut) treten typische Symptome auf:
Linksherzinsuffizienz und Komplikationen: Lungenödem / Wasserlunge
Ist die linke Herzkammer geschwächt, staut sich das Blut in der linken Herzkammer bis zurück zur Lunge. Dabei ist die Rede von einer sogenannten Stauungslunge. Die Lunge kann diese Blutflüssigkeit nur begrenzt aufnehmen. Folglich überschwemmt sie das umliegende Bindegewebe und Zellzwischenräume mit dieser Flüssigkeit. Es kommt dabei zu einer Wasserlunge, dem sogenannten Lungenödem. Herzerkrankungen gehören zu den häufigsten Ursachen für ein Lungenödem.
Ein kardiales Lungenödem ist eine lebensbedrohliche Erkrankung, die bei allen Formen der Linksherzinsuffizienz vorkommen kann und sofortiger ärztlicher Hilfe bedarf. Bei Symptomen wie Atemnot, Rasselgeräuschen beim Atmen und schneller, flacher Atmung sollte sofort gehandelt werden.
Ursachen einer Linksherzinsuffizienz
Die Herzinsuffizienz wird auch häufig als Herzmuskelschwäche bezeichnet, denn tatsächlich beginnt jede Herzschwäche in der linken Herzhälfte, oftmals durch:(4)
- Koronare Herzerkrankungen (KHK) und deren Folgen (vor allem ein oder mehrere Herzinfarkte)
- Bluthochdruck (Hypertonie)
- Herzmuskelentzündungen
- Herzklappenerkrankungen
- Herzrhythmusstörungen
Folgen einer Linksherzinsuffizienz
Bleibt eine Linksherzinsuffizienz unbehandelt, verschlechtert sich mit der Zeit auch die Lebensqualität des Betroffenen mehr und mehr. Die Herzleistung nimmt weiter ab und aus der linksseitigen Herzschwäche kann eine globale Herzinsuffizienz entstehen. In diesem Fall führt die Linksherzinsuffizienz also auch zu einer Rechtsherzinsuffizienz und damit zu einem schwachen Herz im Ganzen (globale Herzinsuffizienz).
Ziehen Sie also so früh wie möglich einen Arzt hinzu, wenn Sie mögliche Anzeichen einer Herzschwäche beobachten. Genauere ärztliche Untersuchungen sind die einzige Möglichkeit, die konkrete Ursache der Beschwerden herauszufinden und entsprechend zu behandeln.
Diagnose einer Linksherzinsuffizienz
Die Linksherzinsuffizienz-Diagnose erfolgt wie bei jeder Herzinsuffizienz mit:(3)
- einer ausführlichen Anamnese,
- einer umfassenden körperlichen Untersuchung,
- Laborwerten
- und bildgebenden Verfahren (zum Beispiel: Elektrokardiografie, kurz: EKG)
Liegt eine linksseitige Herzinsuffizienz vor, kann die Linksherzinsuffizienz nach festgelegten Stadien der Herzinsuffizienz genauer eingeteilt werden. Hierzu gibt es bestimmte Klassifikationssysteme wie etwa die New York Heart Association (sogenannte NYHA-Stadien).(5) Die genaue Diagnostik zur Art und Ursache der Linksherzinsuffizienz ist wichtig, denn daran orientiert sich die weitere Therapie.
Linksherzinsuffizienz-Therapie
Das erste Ziel der Therapie einer Linksherzinsuffizienz liegt in der Beseitigung der Ursachen:
- Blutdruck richtig einstellen
- Herzklappenfehler operativ beheben beziehungsweise Herzklappen ersetzen, gegebenenfalls Schrittmacher-Implantation
- Bypässe oder Stents bei koronaren Erkrankungen einsetzen
In einigen Fällen bedarf es keiner Operation, sondern spezieller Medikamente oder Veränderungen der Lebensweise. Je nach Stadium und Art der Linksherzinsuffizienz kann der behandelnde Arzt verschiedene Therapien empfehlen beziehungsweise anordnen.
Behandlung der Linksherzinsuffizienz durch Medikamente
Bei der medikamentösen Behandlung einer Herzinsuffizienz mit reduzierter linksventrikulärer Ejektionsfraktion (ehemals systolische Herzinsuffizienz) stehen verschiedene Medikamente im Vordergrund. So kommen hierbei unter anderem Betablocker und Diuretika zum Einsatz. Einige Wirkstoffe können die Prognose bei einer Herzinsuffizienz verbessern. Andere Wirkstoffe helfen hingegen, die Symptome zu lindern.(3)
Empfohlen wird eine Kombination aus mehreren Wirkstoffgruppen
Die aktuellen Leitlinien (Stand: 2021) empfehlen eine Kombination aus vier bis fünf verschiedenen Medikamenten(gruppen). Viele Behandlungskonzepte, die bei der Linksherzinsuffizienz mit reduzierter Auswurffunktion (HFrEF) funktionieren, scheinen bei der Linksherzinsuffizienz mit erhaltener Auswurffunktion (HFpEF) hingegen nicht zu funktionieren. Die Ergebnisse einer aktuellen Studie aus 2021 zeigen jedoch, dass sich ein bestimmtes Diabetes-Medikament positiv auf den Krankheitsverlauf bei HFpEF auswirken kann.

Quellen zur Experten-Info:(3)(6)
Welche Wirkstoffe, wann zur Anwendung kommen sollen, entscheidet Ihr Arzt im Einzelfall. Wichtig ist, dass Sie auf eine verordnungsgemäße Einnahme der Medikamente achten. Hierbei kann Sie unter anderem ein Medikamentenplan unterstützen. pflege.de stellt Ihnen hierzu eine kostenlose Vorlage zur Verfügung, die Sie gerne nutzen können.
Lebensstil anpassen bei Linksherzinsuffizienz
Die nicht-medikamentöse Therapie bei Linksherzinsuffizienz setzt vor allem auf eines: den eigenen Lebensstil anpassen. Grundlegende Voraussetzung hierfür ist das Wissen über das eigene Krankheitsbild. Ziel hierbei soll es sein, den betroffenen Menschen über das Krankheitsbild so aufzuklären, dass er eigenverantwortlich mit seiner Herzinsuffizienz leben kann.
In der aktuellen Leitlinie „Chronische Herzinsuffizienz“ (Stand: 2021) werden folgende Stellschrauben hinsichtlich des Lebensstils empfohlen:(3)
- Körpergewicht reduzieren und das Gewicht regelmäßig kontrollieren
- Körperlich aktiv sein je nach Stadium der Herzinsuffizienz und Allgemeinzustand (in Absprache mit dem behandelnden Arzt)
- Auf Tabak verzichten
- Auf Alkohol verzichten
- Salzarm ernähren
All dies sind auch Maßnahmen, mit denen Sie einer (Links-)Herzinsuffizienz allgemein vorbeugen können.
Pflege bei Linksherzinsuffizienz
Für die Pflege bei Linksherzinsuffizienz sind vor allem Maßnahmen empfehlenswert, die den Lebensalltag des Betroffenen erleichtern. Wenn Sie einen herzinsuffizienten Menschen pflegen, können Sie sich im Rahmen von kostenlosen Pflegekursen wertvolles Pflegewissen aneignen. Informieren Sie sich auch über die Erkrankung selbst. Auf diese Weise können Sie sich besser in den pflegebedürftigen Menschen hineinversetzen und einschätzen, was ihm womöglich helfen kann.
Findet die Pflege zuhause statt, gibt es ein paar grundlegende Aspekte, mit denen Sie den Pflegealltag bei Linksherzinsuffizienz für alle Beteiligten erleichtern können. Im großen Übersichts-Ratgeber zur Herzinsuffizienz gibt Ihnen pflege.de Tipps für die Pflegeplanung bei Herzinsuffizienz & Maßnahmen.
Häufig gestellte Fragen
Was ist Linksherzinsuffizienz?
Die Linksherzinsuffizienz ist eine Unterform von Herzinsuffizienz (Herzschwäche). Bei einer Linksherzinsuffizienz ist nicht das ganze Herz von der Herzschwäche betroffen, sondern nur die linke Herzhälfte. Die Aufgabe der linken Herzhälfte ist es, das sauerstoffreiche Blut in die Arterien zu pumpen, um alle Körperbereiche mit sauerstoffreichem Blut zu versorgen.
Wie entsteht eine Linksherzinsuffizienz?
Eine Linksherzinsuffizienz kann unterschiedliche Ursachen haben. Zu den häufigen Ursachen zählen: Koronare Herzerkrankungen (KHK) und deren Folgen (vor allem ein oder mehrere Herzinfarkte), Bluthochdruck (Hypertonie), Herzmuskelentzündungen, Herzklappenerkrankungen und Herzrhythmusstörungen.
Was passiert bei einer Linksherzinsuffizienz?
Ist die linke Herzkammer geschwächt, staut sich das Blut in der linken Herzkammer bis zurück zur Lunge. Die Lunge kann diese Blutflüssigkeit nur begrenzt aufnehmen. Folglich überschwemmt sie das umliegende Bindegewebe und Zellzwischenräume mit dieser Flüssigkeit. Es kommt dabei zu einer Wasserlunge, dem sogenannten Lungenödem. Herzerkrankungen gehören zu den häufigsten Ursachen für ein Lungenödem.
Wo staut sich das Blut bei einer Linksherzinsuffizienz?
Ist die linke Herzkammer geschwächt, staut sich das Blut in der linken Herzkammer bis zurück zur Lunge. Dabei ist die Rede von einer sogenannten Stauungslunge.
Was tun bei diastolischer Herzschwäche?
Das erste Therapie-Ziel bei einer Linksherzinsuffizienz liegt in der Beseitigung der Ursachen, das heißt:
- Blutdruck richtig einstellen
- Herzklappenfehler operativ beheben beziehungsweise Herzklappen ersetzen, gegebenenfalls Schrittmacher-Implantation
- Bypässe oder Stents bei koronaren Erkrankungen einsetzen
In einigen Fällen bedarf es keiner Operation, sondern spezieller Medikamente oder Veränderungen der Lebensweise. Je nach Stadium und Art der Linksherzinsuffizienz kann der behandelnde Arzt verschiedene Therapien empfehlen beziehungsweise anordnen.
Hinweis: Die Bezeichnungen diastolische und systolische Herzschwäche gelten als veraltet. Abgelöst wurden sie durch die sogenannte Herzinsuffizienz mit erhaltener Auswurffunktion und Herzinsuffizienz mit reduzierter Auswurffunktion. Grundlegend meinen sie aber dasselbe.