Tages- und Nachtpflege: Unterschied, Anspruch & Kosten
In diesem ersten Teil des Ratgebers erfahren Sie, was der generelle Unterschied zwischen Tages- und Nachtpflege ist und welche gesetzlichen Rahmenbedingungen für den Anspruch der Pflegeleistung geltend sind. Außerdem klärt Sie pflege.de über die Kosten der teilstationären Pflege auf und informiert Sie über die Finanzierungsmöglichkeiten bei anerkanntem Pflegegrad.
Tages- und Nachtpflege: Definition
Ähnlich der Tagespflege für Kinder ist die Tagespflege für Senioren ein Angebot, bei dem pflegebedürftige Menschen tagsüber betreut werden und die Nacht zu Hause verbringen. In Einrichtungen der Nachtpflege wiederum werden die Senioren die Nacht über betreut – wenn sie etwa Medikamentengaben brauchen oder einen gestörten Schlaf-Wach-Rhythmus haben – damit die pflegenden Angehörigen schlafen können. Tages- und Nachtpflege sind beides Formen der teilstationären Pflege.
Kosten und Finanzierung der teilstationären Pflege
Ebenso wie der Leistungsumfang einer Pflegeeinrichtung, so fallen auch die Kosten für Tages- oder Nachtpflege unterschiedlich aus – je nach Einrichtung, Region und Leistungspaket. Pro Tag beziehungsweise pro Nacht können Sie mit 50 bis 95 Euro rechnen. Die darin enthaltenen Kosten für die pflegerische Grundversorgung und den Fahrdienst übernimmt bis zu einer bestimmten Summe die Pflegeversicherung. Was darüber hinaus anfällt, zum Beispiel fürs Essen und die Betreuung, muss der Pflegebedürftige selbst zahlen.
Kostenträger für Tages- und Nachtpflege: Wer zahlt was?
Die nachfolgende Tabelle gibt Ihnen einen schnellen Überblick über die zusammengesetzten Kosten für die Tages- und Nachtpflege und welcher Kostenträger hierfür jeweils aufkommen muss.
Kostenübernahme: Das zahlt die Pflegekasse zur Tages- und Nachtpflege
Die Höhe der Kosten, die die Pflegeversicherung für Tages- und Nachtpflege übernimmt, ist abhängig vom Pflegegrad (bis 31.12.2016: Pflegestufe):
- Tages- oder Nachtgäste mit Pflegegrad 1 können ihren Entlastungsbetrag für die Tages- oder Nachtpflege einsetzen.
- Wer Pflegeleistungen der Pflegegrade 2 bis 5 erhält, der rechnet die pflegerische Versorgung direkt über die Pflegekasse ab.(1)
Die nachfolgende Tabelle gibt Ihnen einen Überblick über die finanzielle Unterstützung der Pflegekasse, die Ihnen bei den einzelnen Pflegegraden für die teilstationäre Pflege zusteht (Stand: 13.04.2021).(2)
Rechenbeispiel
Sabines Vater hat Pflegegrad 3. Sie sucht ihm für montags bis freitags einen Platz in der Tagespflege. Für die pflegerische Versorgung bei Pflegegrad 3 nimmt die Einrichtung pro Tag 70,75 Euro, also 1.415 Euro im Monat. Davon übernimmt die Pflegekasse 1.298 Euro. Zusammen mit Unterkunft, Verpflegung und Investitionskosten, die die Tagespflegeeinrichtung mit 350 Euro im Monat berechnet, muss Sabines Vater die monatlich verbleibenden Restkosten von 467 Euro aus eigener Tasche zahlen.
TAGESPFLEGE FÜR SENIOREN: GUT BETREUT UND IN GESELLSCHAFT
In diesem zweiten Teil des Ratgebers erhalten Sie umfassende Informationen zum Konzept der Tagespflege. Sie erfahren unter anderem,

- welche Voraussetzungen für die Tagespflege gelten und in welchen Fällen dieses Betreuungsangebot sinnvoll ist.
- welche Leistungen der Tagespflege angeboten werden (unter anderem auch bei Menschen mit Demenz).
- wie Sie für Ihren pflegebedürftigen Angehörigen eine geeignete Tagespflegeeinrichtung finden.
- welche Vor- und Nachteile die Tagespflege mit sich bringt.
Formen der Tagespflege
Tagespflege wird in verschiedenen Organisationsformen angeboten: in eigens dafür geschaffenen Einrichtungen (solitäre Tagespflege) oder in Pflegeheimen. Auch ambulante Pflegedienste betreiben Tagespflege in dafür geeigneten Räumlichkeiten. Pflegeheime haben zwei Möglichkeiten: Entweder lassen sie die Tagespflegegäste stunden- oder tageweise am stationären Betrieb im Pflegeheim teilnehmen (eingestreute Tagespflege) oder sie haben eigene, räumlich und organisatorisch vom stationären Betrieb getrennte Tagespflegebereiche.(3)
Voraussetzungen für die Tagespflege: Wann ist sie sinnvoll?
Beruf, Familie und Pflege miteinander zu vereinbaren ist nicht immer einfach. Wenn Sie sich um einen betreuungs- oder pflegebedürftigen Angehörigen kümmern, Sie aber selbst durch Familie oder Beruf stark eingespannt sind, kann die Tagespflege ein geeignetes Angebot für Ihren Angehörigen sein. Auch für alleinstehende Senioren, denen der Besuch vom ambulanten Pflegedienst nicht mehr ausreicht, die aber auch noch nicht ins Pflegeheim wollen, kann die Tagespflege ein passendes Angebot sein.
Pflegebedürftige Menschen, die das Angebot einer Tagespflegeeinrichtung nutzen, haben ihren Lebensmittelpunkt weiterhin in ihrer eigenen Häuslichkeit. Darauf weist auch der Qualitätsausschuss Pflege des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) ausdrücklich hin.(4)
Tagespflege für Senioren eignet sich für ältere Menschen, die
- allein leben. Ohne soziale Kontakte können ältere Menschen vereinsamen. Betroffene entwickeln dabei oft eine Altersdepression, vernachlässigen sich und ihren Haushalt und verlieren ohne regelmäßigen Austausch mit anderen Menschen viele wichtige Fähigkeiten, die für ein selbstständiges Leben notwendig sind. Hierunter fällt etwa die zeitliche Orientierung, die Fähigkeit, den Tag zu strukturieren oder den eigenen Haushalt zu führen.
- das Essen und Trinken vergessen. Ältere Menschen verspüren oftmals weniger Hunger und Durst. Schwächeanfälle durch etwa Mangelernährung können das Risiko für Stürze erhöhen. Ein Flüssigkeitsmangel kann zu Verwirrung und Orientierungslosigkeit führen.
- kognitiv beeinträchtigt sind. Menschen mit Demenz zum Beispiel vergessen oft, den Wasserhahn zuzudrehen oder die Herdplatte auszuschalten. Dies kann fatale Folgen haben, wie etwa Schäden oder Unfälle im eigenen Zuhause.
- körperlich beeinträchtigt sind. Dies gilt für Menschen mit körperlichen Einschränkungen, die ihren Alltag nicht mehr ohne weitere Unterstützung bewältigen können.
Konzept Tagespflege für Senioren: Diese Leistungen bieten Einrichtungen an
Gäste der Tagespflege bekommen Mahlzeiten und die Grundpflege, die sie während des Aufenthaltes brauchen. Außerdem sollen sie von Tagesstrukturierung und bedarfsgerechter Betreuung profitieren.(4) Die Betreuung soll nicht nur die pflegenden Angehörigen entlasten, sondern auch die körperlichen und kognitiven Fähigkeiten der Pflegebedürftigen erhalten und fördern. Die verschiedenen Einrichtungen legen in ihren Konzepten für die Tagespflege dar, wie sie die Betreuung, Förderung und Pflege gemäß den Qualitätsvorgaben gestalten.
Die meisten Tagespflegeeinrichtungen bieten
- stunden- oder tageweise Betreuung: in Gruppen von jeweils 10 bis 12 Tagesgästen.
- mehrere Mahlzeiten: Frühstück, Mittagessen, Nachmittagskaffee, manchmal auch ein Abendessen.
- Pflege und Betreuung: Leistungen der Grundpflege wie Hilfe beim Essen oder Toilettengang und oft auch spezielle Betreuung bei bestimmten Krankheiten wie zum Beispiel Demenz.
- Freizeit- und Beschäftigungsprogramm: Gymnastik, Gedächtnistraining, gemeinsames Zeitunglesen, Kochen, Spiele & Beschäftigung, Singen, Spaziergänge, Ausflüge.
Tagespflege bei Demenz: Vorzüge für Angehörige
Menschen mit Demenz brauchen zunehmend Betreuung, die über die pflegerische Versorgung durch einen ambulanten Pflegedienst hinausgeht. Mit fortschreitender Erkrankung müssen sie lückenlos beaufsichtigt werden, weil sie sonst zum Beispiel den Herd an- und nicht wieder ausmachen oder weglaufen, ohne den Weg nach Hause zu finden. Sie gefährden dadurch sich und unter Umständen auch andere. Die Tagespflege als Demenzbetreuung kann pflegende Angehörige entlasten.
Besondere Leistungen der Tagespflege für Demenzerkrankte
Viele Tagespflegeeinrichtungen sind auf die besonderen Bedürfnisse von demenzerkrankten Menschen ausgerichtet: Die demenzerkrankten Tagesgäste sollen nicht nur in Sicherheit sein, sondern Geselligkeit und ein anregendes Umfeld genießen. Ihre kognitiven Fähigkeiten werden durch geschulte Betreuungskräfte trainiert. Zudem gibt es Angebote für die Motorik oder einen geschützten Außenbereich, in dem sie ihrem Bewegungsdrang nachgehen können. Manche Einrichtungen setzen ein spezielles Lichtkonzept ein, um ihren demenzerkrankten Tagesgästen die räumliche und die zeitliche Orientierung zu erleichtern, andere nutzen sogenannte Farbleitsysteme. Der Aufenthalt in einer Tagespflege kann den Zustand des Demenzerkrankten stabilisieren und den Umzug in ein Pflegeheim hinauszögern.
Tagespflege finden: Drei Tipps für pflegende Angehörige
- Informationen sammeln: Im Internet gibt es Portale, die neben Pflegeheimen auch Tagespflege-Angebote vorstellen – zum Beispiel pflege.de. Auch die Kommunen informieren online über Tagespflegen. Die Einrichtungen selbst haben meist eine Internetseite, auf der sie Konzept und Angebote ihrer Tagespflege vorstellen.
- Beratungsgespräch vereinbaren: Noch bevor Sie mit Ihrem Pflegebedürftigen darüber sprechen, sollten Sie sich selbst ein Bild von der Pflegeeinrichtung machen. Vereinbaren Sie einen Gesprächstermin, zu dem Sie ohne Ihren pflegebedürftigen Angehörigen gehen. Lassen Sie sich ausführlich über Angebote und Kosten informieren. Schauen Sie sich die Einrichtung an: Gefallen Ihnen die Räume und die Atmosphäre? Gehen die Mitarbeiter angemessen mit den Tagesgästen um?
- Schnuppertag ausmachen: Beim Testbesuch in der Einrichtung kann der Pflegebedürftige selbst erleben, was ihn in der Tagespflege erwartet. Das Personal ist erfahren genug, um neue Gäste so freundlich und charmant in die Tagespflege-Gruppe zu integrieren, dass sie sich schnell wohlfühlen.
Tagespflege: Vor- und Nachteile
Teilstationäre Tagespflege bietet viele Vorteile, sie ist jedoch nicht für jeden Pflegebedürftigen die passende Pflegeform. Wer zum Beispiel besonders den eigenen Garten liebt, wird vielleicht nicht glücklich sein, wenn er im Winter erst in der Dunkelheit nach Hause kommt. Hier bekommen Sie einige Vor- und Nachteile der Tagespflege im Überblick.
NACHTPFLEGE FÜR SENIOREN: SCHLAF FÜR PFLEGENDE ANGEHÖRIGE
In diesem dritten und letzten Teil des Ratgebers geht es um die Nachtpflege. pflege.de informiert Sie, in welchen Fällen die Nachtpflege eine sinnvolle Betreuungsform sein kann und inwiefern auch eine Nachtpflege im eigenen Zuhause möglich ist.
Pflegeheime bieten für Pflegebedürftige, die zu Hause leben und versorgt werden, teilstationäre Nachtpflege an, um pflegerische Leistungen wie Grundpflege und Krankenpflege auch in der Nacht fortzusetzen. Bedarf an Nachtpflege haben zum Beispiel nachtaktive Demenzerkrankte, Intensivpflege-Patienten oder Patienten im Rahmen einer Palliativpflege. Für die Nachtpflege gibt es Leistungen der Pflegeversicherung.
Nachtpflege bei Demenz
Besonders wichtig ist das Angebot der Nachtpflege für pflegende Angehörige, die einen Angehörigen mit Demenz versorgen und betreuen. Je weiter die Krankheit fortschreitet, desto lückenloser muss der Betroffene beaufsichtigt und betreut werden. Denn Menschen mit Demenz können sich und andere Menschen in Gefahr bringen, weil sie nicht mehr abschätzen können, welche Folgen ihr Tun hat. Sie können eine Weglauftendenz entwickeln oder einen so gestörten Tag-Nacht-Rhythmus haben, dass sie nachts sehr aktiv sind. Jedoch kann es kein Mensch leisten, sich rund um die Uhr um einen anderen Menschen zu kümmern, ohne dabei die eigenen Kräfte zu verlieren. In diesem Fall ist Nachtpflege eine sinnvolle Lösung.
Im Rahmen der Nachtpflege verbringen Pflegebedürftige die Nacht im Pflegeheim. Das Personal übernimmt die oft besonders schwierige Betreuung beim Zu-Bett-Gehen sowie Aufstehen und die jeweils erforderliche Pflege. Einrichtungen, die sich auf die besonderen Bedürfnisse von Personen mit Demenz spezialisiert haben, bieten zum Beispiel für die Betreuung von nachtaktiven Personen ein Demenz-Nachtcafé.
Nachtpflege zuhause
Nicht nur für Demenzerkrankte ist eine nächtliche Betreuung wichtig. Auch pflegebedürftige Personen, die beispielsweise nicht allein zur Toilette gehen können oder inkontinent sind, können nachts zuhause versorgt werden. Dasselbe gilt gleichermaßen für Schwerstpflegebedürftige und Palliativpatienten. Ambulante Pflegedienste bieten in der Regel keine Nachtpflege zuhause an. Eine Möglichkeit der nächtlichen Betreuung im eigenen Zuhause bietet jedoch die 24-Stunden-Pflege.
Häufig gestellte Fragen
Was ist eine Tagespflege?
Eine Tagespflege ist eine Einrichtung, in der Pflegebedürftige tagsüber betreut werden. Den Abend und die Nacht verbringen sie zu Hause. Das ermöglicht pflegenden Angehörigen, ihrem Beruf nachzugehen, und hilft alleinlebenden Senioren, ihren Tag zu bewältigen.
Wie funktioniert die Tagespflege?
Die Pflegebedürftigen werden morgens in die Einrichtung gebracht, entweder von ihren Angehörigen oder einem Fahrdienst, und nachmittags wieder abgeholt. In der Tagespflege bekommen sie Frühstück, Mittagessen und Nachmittagskaffee und das Maß an Pflege, das sie gemäß ihres Pflegegrades brauchen. Außerdem macht die Einrichtung Beschäftigungsangebote wie Basteln, Spaziergänge oder Gedächtnistraining.
Was kostet die Tagespflege?
Die Kosten der Tagespflege setzen sich aus den Kosten für Pflege, Unterkunft, Verpflegung, Betreuung, Investitionskosten und Fahrtkosten zusammen.
Was kostet ein Tag in der Tagespflege?
Ein Tag in der Tagespflege kostet nach Schätzung von Experten zwischen 50 und 95 Euro.
Wer bezahlt die Tagespflege?
Die Pflege und die Fahrtkosten werden bis zu einer bestimmten Summe von der Pflegeversicherung bezahlt. Wie hoch die Summe ist, richtet sich nach dem Pflegegrad des Pflegebedürftigen. Alles andere zahlen die Pflegebedürftigen selbst.
Wer bezahlt die Investitionskosten bei der Tagespflege?
In der Regel zahlt der Pflegebedürftige die Investitionskosten. Aber in Nordrhein-Westfalen zum Beispiel übernehmen zurzeit die Kommunen die Investitionskosten für Tagespflegen.
Wann öffnen Tagespflegen wieder?
Erkundigen Sie sich hierzu am besten direkt bei der Einrichtung Ihres Vertrauens. Über den aktuellen Stand der Corona-Regeln in der Pflege informiert Sie pflege.de in einem Corona-FAQ.