COPD: Diagnose
Jede Behandlung einer COPD startet mit der richtigen Diagnose.
Rund sieben Millionen Menschen in Deutschland sind betroffen. Experten vermuten, dass viele Menschen unter einer COPD leiden, ohne dass sie es wissen. Dabei ist eine frühe und sichere Diagnosestellung für den Verlauf der Erkrankung sehr wichtig.
Ein Mensch mit COPD braucht wesentlich mehr Energie als ein Nichtbetroffener. Und er braucht eine sichere Diagnose. Wenn Sie mit Husten, Müdigkeit oder Fieber bei Ihrem Arzt erscheinen, dann sollte er hellhörig werden, wenn Sie während der Anamnese auf die folgenden Fragen mit „Ja“ antworten:
- Sind Sie über 40 Jahre alt?
- Rauchen Sie?
- Leiden Sie bei körperlicher Anstrengung unter Kurzatmigkeit?
- Sind Sie in Ihrem (beruflichen) Umfeld einer erhöhten Staub-/Schadstoffbelastung ausgesetzt?
- Haben Sie eine chronische Bronchitis?
Spirometrie liefert wichtige Informationen bei COPD
Jeder gute Mediziner wird für eine sichere COPD-Diagnose als erstes eine Lungenfunktionsdiagnostik anordnen. Schon eine Spirometrie kann die Diagnose COPD sicherstellen. Eine Spirometrie misst das Lungen- bzw. Atemvolumen.
Der Patient atmet dabei durch ein Mundstück und einen Schlauch in das Spirometer. Die einströmende Luftmenge wird gemessen und notiert. Zunächst atmet der Patient ganz normal ein und aus, dann wird er die Tiefe und Stärke seiner Atemzüge auf Anweisung verändern.
Nehmen Sie eine Spirometrie sehr ernst. Auch wenn diese Untersuchung harmlos erscheint und einfach ist – sie kann wichtige Auskünfte darüber geben, wie es um Ihre Lungen bestellt ist.
Die beiden wichtigsten Messgrößen der Spirometrie sind die Vital- und die Einsekundenkapazität:
- Forcierte Vitalkapazität (FVC): Dies ist die Luftmenge, die ein Mensch wieder ausatmet, wenn er zuvor maximal Luft geholt hat. Im Durchschnitt sind das bei Erwachsenen drei bis fünf Liter.
- Einsekundenkapazität (FEV 1 – aus dem englischen „Forced Expiratory Volume in 1 s“): Dies ist die Luftmenge, die ein Mensch innerhalb einer Sekunde ausatmet, wenn er zuvor maximal Luft geholt hat.
Die Diagnose COPD liegt dann nahe, wenn der FEV 1-Wert weniger als 70 Prozent des FVC-Wertes beträgt.
COPD: Einordnung in GOLD-Stadien
Eine COPD wird in unterschiedliche Schweregrade eingeteilt, die in den sog. GOLD-Richtlinien festgelegt wurden (Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease — GOLD).
Das Kriterium für die Einteilung ist dabei der FEV 1-Wert, aber auch die individuelle Symptomatik sowie die Menge an Exazerbationen, also Verschlechterungsschüben. Erst im Jahr 2018 haben führende Experten die Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Patienten mit COPD überarbeitet.
Die Einteilung in einen GOLD-Schweregrad erfolgt in zwei Schritten:
- Einteilung in GOLD-Schweregrad anhand des FEV 1-Wertes
- Einteilung in GOLD-Schweregrad anhand der Symptomatik und der Anzahl der Exazerbationen.
Schritt 1: Einordnung des FEV 1-Werts in Schweregrade der COPD (GOLD 1 bis GOLD 4)
Schritt 2: Häufigkeit der Exazerbation & Schwere der Symptome
In einem zweiten Schritt wird nun die Anzahl der Exazerbationen in den letzten 12 Monaten erhoben und die Symptomatik, also die Schwere der Symptome. Letzteres geschieht mit einem Test: dem CAT-Score oder dem mMRC-Test.
CAT-Score: Stärke der Symptome
Beim CAT-Score (englisch: COPD Assessment Test) handelt es sich um einen Fragebogen, den der Patient ausfüllen muss. Gefragt wird dabei Folgendes:
- Häufigkeit von Husten
- Verschleimung
- Engegefühl in der Brust
- Atemnot beim Treppensteigen
- Einschränkung bei häuslichen Aktivitäten
- Bedenken, das Haus wegen der Erkrankung zu verlassen
- Schlaftiefe
- Energiestatus
Die Antworten ergeben 0 bis maximal 5 Punkte (je stärker die Symptome, desto mehr Punkte).
Ab 10 Punkten liegt der Verdacht auf eine COPD nahe.
mMRC-Test: Schweregrad nach Atemnot
Beim mMRC-Test (englisch: Modified British Research Council Questionnaire) wird konkret nach Atemnot gefragt. Danach wird der Schweregrad dieser Atemnot (in Punkten) festgelegt:
- Grad 0: Atemnot nur bei schweren Anstrengungen
- Grad I: Atemnot bei schnellem Gehen oder bei leichten Anstiegen
- Grad II: Langsameres Gehen (als gleichaltrige Nicht-Betroffene) wegen Atemnot
- Grad III: Atemnot bei einer Gehstrecke von rund 100 Metern
- Grad IV: Atemnot beim An-/Auskleiden
Ab 2 Punkten liegt die Diagnose COPD nahe.
Einteilung in eine COPD-Gruppe
Zum Schluss erfolgt die Einteilung der COPD in eine von vier Gruppen:
Diese Eingruppierung ist sehr fein austariert. Diese Feinheit ist für die weitere Behandlung aber besonders wichtig. So kann sich die Behandlung zweier Patienten, die beide einen FEV 1 Wert von weniger als 30 Prozent (GOLD-Stadium 4) haben, durchaus unterscheiden. Beispielsweise dann, wenn der eine wegen zweier Exazerbationen im Krankenhaus war (Gruppe D), der andere aber nicht (Gruppe B).
Die Spirometrie und damit der FEV 1-Wert dient nun nur noch dazu, den Schweregrad der COPD einzuschätzen. Die ABCD-Klassifikation ergänzt die Einteilung in die COPD-Stadien nach GOLD. Sie stellt neben der Lungenfunktion auch den individuellen Verlauf der Erkrankung in den Mittelpunkt.
Weitere Klassifikationen von COPD
Eine weitere Schweregradeinteilung der COPD ist der BODE-Index. Kriterien dafür sind das Gewicht (Body mass index), die Verengung der Bronchien (Obstruction) und das Auftreten von Atemnot (Dyspnoea). Zusätzlich wird die Belastbarkeit des Patienten (Exercise capacity) gemessen, indem er sechs Minuten lang gehen muss.
Es gibt eine Reihe von weiteren Tests, die zum Einsatz kommen können:
- Bodyplethysmografie
- CO-Diffusionskapazität
- Blutgasanalyse
- Sauerstoffsättigung Multidetektor-Computertomografie
Diese und weitere Tests dienen vor allem dazu, die weitere Behandlung so individuell wie möglich steuern zu können. Berücksichtigt werden z. B. Alter, Rauchverhalten, Atemnot und die Verengung der Atemwege. Ziel ist es, sich ein möglichst umfassendes Bild der Erkrankung, ihrer Schwere und einer möglichen zukünftigen Entwicklung zu machen.
COPD: Lebenserwartung
Eine COPD ist nicht heilbar. Eine klare Aussage zur Lebenserwartung bei COPD kann trotzdem nicht getroffen werden. Es kommt auch nicht so sehr auf das GOLD-Stadium an, ob also COPD GOLD 1, COPD GOLD 2, COPD GOLD 3 oder COPD GOLD 4 vorliegt.
Jede COPD-Erkrankung – und das zeigt die überaus differenzierte Diagnostik – verläuft individuell. Abhängig ist das von der Schädigung der Lunge bzw. des gesamten Körpers sowie vom Verhalten des Erkrankten und der Lungenfunktion.
Da allerdings die meisten COPD-Erkrankungen erst in einem relativ späten Stadium, also eher GOLD 2, GOLD 3 oder GOLD 4 entdeckt werden, sind die Schäden an den Atemwegen und dem gesamten Organismus leider meist schon schwerwiegend.
Experten gehen daher davon aus, dass eine COPD die Lebenserwartung um fünf bis sieben Jahre verkürzen kann. Aber das ist nur ein Durchschnittswert. Es gibt Risikofaktoren, die die COPD verstärken und damit das Leben verkürzen können, z. B.:
- Hochaltrigkeit
- Rauchen
- Begleiterkrankungen wie Herzinsuffizienz oder ein Lungenemphysem
- Akute Schübe (Exazerbationen)
- Infektionskrankheiten
Leben mit COPD
Jeder Betroffene hat es zu einem Teil selbst in der Hand, wie seine COPD verläuft. Sollten Sie an einer COPD erkrankt sein, beherzigen Sie folgende Ratschläge:
- Akzeptieren Sie Ihre Erkrankung als Lebensbegleiter.
- Informieren Sie sich über Ihre Erkrankung und lesen Sie sich schlau. Sie können auch an sog. Patientenschulungen teilnehmen.
- Nehmen Sie Ihre Symptome ernst: Bei einigen Exazerbationen kommt es zu massiven Symptomen bis hin zu Bewusstseinsstörungen oder einem Koma. Schnelle ärztliche Hilfe ist dann dringend erforderlich.
Vorbeugende Maßnahmen in Ihrem Alltag mit COPD
- Statten Sie sich mit nützlichen Hilfsmitteln für einen sichereren Alltag aus, z. B. ein Hausnotrufsystem oder Pflegehilfsmittel für die tägliche Körperpflege (etwa ein Duschhocker oder Halte- und Stützgriffe).
- Nehmen Sie Ihre Medikamente regelmäßig und vorschriftsmäßig ein. Halten Sie sich dabei an Ihren Medikamentenplan.
- Geben Sie das Rauchen auf.
- Bewegen Sie sich belastungsabhängig und stärken Sie Ihr Herz-Kreislauf-System.
- Lassen Sie sich impfen, um schwerwiegende Infektionskrankheiten vorzubeugen (z. B. jährliche Grippeimpfung).
Nutzen Sie die Unterstützung von außen
- Suchen Sie den Austausch unter Gleichgesinnten und profitieren Sie von den Erfahrungen anderer Betroffener, z. B. in Selbsthilfegruppen.
- Lassen Sie sich in strukturierte Behandlungsprogramme für chronisch kranke Menschen aufnehmen (sog. Disease-Management-Programme).
Generell müssen COPD-Patienten lernen, dass sie mit ihrer Krankheit durchaus einigen Einschränkungen unterliegen. So müssen Sie auch bei einem Urlaub immer das Risiko einer Verschlechterung im Hinterkopf haben. Eine Urlaubsreise (evtl. sogar mit einem mehrstündigen Flug) kann bspw. eine zu hohe Belastung sein, weil durch die Flughöhe z. B. der Sauerstoffgehalt des Blutes beeinflusst wird. Auch bei der Auswahl ihrer Reiseziele sollten COPD-Patienten sorgfältig wählen, denn eine gute ärztliche Versorgung für den Notfall muss immer gewährleistet sein.