Die beiden Begriffe Seniorenresidenz und Seniorenstift bezeichnen in der heutigen Umgangssprache ein und dasselbe: Senioreneinrichtungen mit gehobenem Leistungsangebot und Ambiente. Rechtlich ist allerdings weder die Bezeichnung „Seniorenstift“ noch „Seniorenresidenz“ geschützt. Eben dies sollten Sie bei der Suche und Auswahl einer Seniorenresidenz im Hinterkopf behalten: Die Bezeichnung kann willkürlich und zu Reklamezwecken vergeben werden. Hinter manch hochtrabendem Namen verbirgt sich bei genauerem Hinsehen eine einfache Einrichtung des betreuten Wohnens oder ein ganz normales Pflegeheim.
Definition: Seniorenresidenz
Eine verbindliche Definition für die Bezeichnung „Seniorenresidenz“ oder „Seniorenstift“ gibt es nicht, doch inzwischen kursieren relativ einhellige Kriterien- und Qualitätsbeschreibungen für Seniorenresidenzen und Seniorenstifte. Das vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (kurz: BMFSFJ) geförderte „Kompetenznetzwerk Wohnen“ und die gemeinnützige AG Kuratorium Wohnen im Alter definieren diesen Einrichtungstypus zum Beispiel folgendermaßen:(1)
Seniorenresidenzen und Seniorenstifte sind
- überdurchschnittlich ausgestattete Wohneinrichtungen für Senioren, meist unter privater Trägerschaft
- besitzen häufig hotelähnlichen Charakter
- bieten gehobene Privaträume
- verfügen über luxuriöse Zusatzausstattungen wie Schwimmbad, Sauna, elegante Aufenthaltsräume und Bibliotheken
- bieten ein anspruchsvolles Freizeit-, Kultur- und Veranstaltungsangebot
- bieten Pflegeleistungen, die je nach Einrichtung von ambulanter Pflege bis zur vollständigen vollstationären Versorgung in angeschlossenen Pflegeabteilungen reichen können
- erheben sehr häufig pauschale Pensionspreise, in denen die Miete und eine Grundversorgung enthalten sind.
Seniorenresidenz und Seniorenstift: Alt werden im komfortablen Ambiente
Das Leben in einer Seniorenresidenz oder in einem Seniorenstift hat zwar seinen Preis, bietet gut situierten Bewohnern im Idealfall aber auch einen beträchtlichen Mehrwert. Das betrifft zum einen die Ausstattung und das Angebot, zum anderen auch die Pflege- und Versorgungsleistungen. In einer guten Seniorenresidenz erwartet Senioren in der Regel ein an luxuriöse Hotels angelehntes Ambiente. Sie betreten solch ein Haus über eine elegante Eingangshalle mit Rezeption, häufig sind eine Hausdame und Zimmerservice verfügbar. Den Bewohnern stehen neben ihrem eigenen, seniorengerechten Privatbereich gemütliche Aufenthaltsbereiche, Kaminzimmer, Veranstaltungssäle und Fitnessräume zur Verfügung. Wer Wert auf ein Wellnessangebot legt, der findet Seniorenstifte mit Sauna, Schwimmbad und Ruheräumen. Nicht selten sind Physiotherapie- und Arztpraxen im Haus. Abgerundet wird das Angebot einer Seniorenresidenz oft durch hauseigene Restaurants, einer Cafeteria, Boutiquen mit Bankschalter und eine Kapelle oder andere spirituelle Ruheräume.
Pflege und Versorgung in einer Seniorenresidenz
Was ist eine Seniorenresidenz beziehungsweise was ist ein Seniorenstift im Hinblick auf die Betreuungs- und Pflegeleistungen? Auch hier lässt sich mangels einer Definition für Seniorenresidenzen keine allgemeingültige Aussage treffen. Das Angebot verschiedener Seniorenresidenzen reicht von den Servicestandards des betreuten Wohnens bis zur 24-Stunden-Versorgung. Einen pflegerischen Mehrwert erhalten Sie also nur dann, wenn Sie bei der Wahl einer Seniorenresidenz bewusst auf ein erweitertes Pflegeangebot achten. Sie haben die Wahl zwischen folgendem Angebot in Seniorenresidenzen / Seniorenstiften:
- Seniorenresidenzen mit einem externen ambulanten Pflegedienst: Die angebotenen Pflegeleistungen sind dementsprechend reduziert und nicht rund um die Uhr verfügbar. Eine Versorgung bei Schwerstpflegebedürftigkeit ist hier zumeist nicht möglich.
- Seniorenresidenzen mit einem hauseigenen Pflegedienst: Interne Pflegekräfte sind dann zumindest tagsüber stets vor Ort.
- Seniorenresidenzen mit einer eigenen Pflegestation: Solche Einrichtungen ermöglichen auch bei Schwerstpflegebedürftigkeit eine Rundum-Versorgung.
- Seniorenresidenzen, die einer Klinik und/oder einem Pflegeheim angegliedert sind: Medizinische Hilfe und erweiterte Pflegeleistungen sind dabei jederzeit verfügbar.
Kosten für Seniorenresidenzen und Seniorenstifte
Luxus hat seinen Preis. Somit kostet das Wohnen in höherwertigen Einrichtungen wie einer Seniorenresidenz oder einem Seniorenstift deutlich mehr als in anderen Senioren-Wohneinrichtungen. In der Regel zahlen Bewohner in Seniorenresidenzen keine Miete, sondern eine monatliche Pensionspauschale. Diese deckt Wohn- und Betreuungskosten ab, so dass Bewohner in diesem Fall „all inclusive“ wohnen. Die Nachteile solcher Pauschalangebote: Unter Umständen bezahlen Bewohner jede Menge Leistungen mit, die sie (noch) nicht in Anspruch nehmen. Oder sie erhalten eine Rundum-Versorgung, die sie überhaupt noch nicht brauchen und die sich unter Umständen negativ auf ihre Eigenständigkeit auswirken und zum vorzeiten Verlust der eigenen Kompetenzen führen kann.
Es gibt auch Seniorenresidenzen, die ähnlich dem betreuten Wohnen einen pauschal abgerechneten Grundleistungskatalog anbieten. Dazu können zusätzliche Dienstleistungen abgerufen werden, die individuell abgerechnet werden.
Eine Preisspanne für das Wohnen in einer Seniorenresidenz lässt sich nur schwer beziffern; zu sehr gehen Angebot und Kostengestaltung in den verschiedenen Seniorenstiften und Regionen auseinander. Die derzeitigen Marktpreise beginnen bei rund 1.500 Euro pro Monat, dabei ist ein kleines Appartement und ein geringes Leistungsspektrum enthalten. Für Seniorenresidenzen mit viel Luxus zahlt man monatlich mehrere tausend Euro, die Preise sind nach oben hin offen.
Vor- und Nachteile von Seniorenresidenzen und Seniorenstiften im Überblick
Checkliste: So finden Sie die passende Seniorenresidenz
Weil eine einheitliche Definition von Seniorenstiften und Seniorenresidenzen fehlt, sollten Sie bei der Auswahl eines Seniorenstifts genau hinsehen. Die folgende Checkliste von pflege.de soll Ihnen dabei helfen, worauf Sie bei der Auswahl der Einrichtung achten sollten:
- Vergleich mehrerer Einrichtungen:
Besorgen Sie sich Informationsmaterial von mehreren Seniorenresidenzen, die Sie ansprechen. Auskunft erhalten Sie bei Seniorenberatungsstellen und im Internet. - Treffen einer Vorauswahl:
Gleichen Sie die verschiedenen Angebote mit Ihren Vorstellungen ab. Bei einer solch hochpreisigen Wohnform sollten Sie keine Kompromisse eingehen. - Vereinbaren eines persönlichen Besichtigungstermins:
Sehen Sie sich Ihre Wunsch-Einrichtungen persönlich an. Vereinbaren Sie dazu ausführliche Besichtigungstermine und nehmen Sie dazu am besten jemanden mit. Achten Sie nicht nur auf Ausstattung und Ambiente, sondern auch auf das soziale Klima und den Umgangston der Mitarbeiter. Vertrauen Sie auf Ihr Bauchgefühl: Könnten Sie sich hier heimisch fühlen? - Nachfragen vor Ort:
Fragen Sie die Einrichtungsleitung ruhig detailliert zu den Aspekten, die Sie interessieren. Wie groß sind die Wohnungen, welche Ausstattungsstandards gibt es? Welche Leistungen sind in der Pensionspauschale enthalten? Was bietet die hauseigene Gastronomie? Gibt es ein Schwimmbad oder einen Gymnastikraum? Wie ist die Verkehrsanbindung? - Prüfen des Pflege- und Qualitätsstandards:
Größtes Augenmerk bei der Auswahl einer passenden Seniorenresidenz sollte auf den Pflege- und Qualitätsstandards liegen. Seniorenresidenzen unterliegen meist dem Heimrecht und werden somit obligatorisch von Heimaufsicht und dem Medizinischen Dienst (kurz MD, früher: MDK) begutachtet. Das Ergebnis der Gutachten, also die Endnote, muss im Haus veröffentlicht sein und hängt meistens im Eingangsbereich. Falls nicht: Verlangen Sie Einsicht in die Prüfungsprotokolle. - Zur Probe wohnen:
Nutzen Sie Angebote zum Probewohnen. Dabei kommen Sie beziehungsweise Ihr Angehöriger auch mit anderen Bewohnern ins Gespräch und erhalten tiefere Einblicke. - Prüfen der Vertragsbedingungen:
Bevor Sie sich für eine bestimmte Seniorenresidenz entscheiden, sollten Sie die Vertragsbedingungen gründlich prüfen. Eine umfassende Beratung zu allen Fragen durch die Einrichtung sollte selbstverständlich sein. Nehmen Sie die Verträge zur Unterzeichnung mit. Bei Unklarheiten sollten Sie einen Rechtsanwalt ins Boot holen oder sich an Interessensvertretungen wie beispielsweise die BIVA wenden.(2)
Seniorenresidenz im Ausland
Eine interessante Alternative zu den mitunter extrem hochpreisigen Seniorenresidenzen hierzulande können im Rahmen der Pflege im Ausland Seniorenresidenzen im Ausland darstellen. Wer ohnehin schon einmal damit geliebäugelt hat, seinen Lebensabend im Ausland zu verbringen, für den wären Seniorenresidenzen im Ausland möglicherweise eine gute Option. Die Pensionspreise sind beispielsweise in Osteuropa deutlich niedriger. In den osteuropäischen Nachbarstaaten finden sich zunehmend qualitativ hochwertige Seniorenstifte mit deutschsprachigem Personal. So gibt es mittlerweile ein wachsendes Angebot an Seniorenresidenzen in Polen, in denen meist hochqualifizierte Pflegefachkräfte arbeiten, die zuvor jahrelang in Deutschland tätig waren.