Uhrentest: Definition
Der Uhrentest gehört zur Gruppe der psychometrischen Tests und kann die Früherkennung einer Demenz unterstützen. Der Uhrentest untersucht zwei zentrale Kompetenzen der Testperson, die Gedächtnisleistung und Raumwahrnehmung, und erlaubt dadurch Rückschlüsse auf demenzielle Veränderungen.
Liegt der Verdacht auf Demenz nahe, so ist der Uhrentest ein erstes wichtiges und bekanntes Instrument in der Diagnostik. Er ist einfach, geht schnell und Sie benötigen nur ein Blatt Papier und einen Stift. Er ist damit der einfachste der psychometrischen Demenztests.
Varianten des Uhrentests: Shulman, Sunderland, Watson
Es gibt zahlreiche Varianten des Uhrentests, die in der Regel nach den Wissenschaftlern benannt sind, welch diese entwickelt, getestet und vorgeschlagen haben. Sie unterscheiden sich leicht bei der Aufgabenstellung und der Auswertung.
Doch die Gemeinsamkeiten überwiegen: Bei allen Tests sollen die Testpersonen ein Zifferblatt zeichnen und müssen sich dafür die Logik und das Aussehen einer Uhr vergegenwärtigen.
Vorteile des Uhrentests
Der große Vorteil des Uhrentests ist die einfache Durchführung. Denn beim Uhrentest muss die Testperson nur eine Uhr zeichnen und im Anschluss eine Uhrzeit mit dem Stunden- und Minutenzeiger in die skizzierte Uhr eintragen. Diese einfache Aufgabe sagt aber bereits viel über die geistigen Fähigkeiten der Testperson aus.
Zu einem aussagekräftigen Uhrentest gehört eine ausführliche ärztliche Untersuchung, vor allem der Seh- und Hörfähigkeit der Testperson. Deshalb sollte ein Uhrentest am besten von einem Arzt oder einer geschulten Person durchgeführt werden.
Uhrentest nach Shulman: Anleitung zur Durchführung
So läuft ein typischer Uhrentest ab:
- Die Testperson erhält ein Blatt Papier mit einem großen Kreis darauf. Der Arzt erklärt kurz, wo oben und unten sein soll.
Hinweis: Beim Uhrentest nach Sunderland muss die Testperson auch den Kreis selbst aufzeichnen. - Der Arzt gibt die Anweisung: „Dieser Kreis soll eine Uhr sein. Ich möchte gerne, dass Sie die fehlenden Ziffern darauf eintragen.“
- Wenn die Testperson mit dem Zeichnen der Uhr fertig ist gibt der Arzt die nächste Anweisung: „Tragen Sie bitte mit dem Minuten- und Stundenzeiger die Uhrzeit „10 nach 11“ ein.“
Hinweis: Beim Uhrentest nach Watson entfällt diese Aufgabe, hier wird nur das Zifferblatt bewertet. - Während die Testperson zeichnet, macht sich der Arzt Notizen: In welcher Reihenfolge geht die Testperson vor? Bereitet ihr das Zeichen Schwierigkeiten? Wo zögert sie? Muss sie häufig Korrekturen vornehmen? Wie viel Zeit benötigt sie?
- Der Arzt bewertet die Zeichnung der Testperson nach festen Kriterien.
Was zeigt der Demenz-Uhrentest?
Der Demenz-Uhrentest verrät eine ganze Menge über die Testperson: Er zeigt …
- … ob sie Anleitungen versteht.
- … ob sie planvoll vorgehen kann.
- … wie gut ihr visuelles Gedächtnis funktioniert.
- … ob sie ein komplexes Muster – Kreis, Zifferblatt, Uhrzeit – erfassen und darstellen kann.
Uhrentest: Auswertung des Demenz-Uhrentests
Bei der Auswertung des Uhrentests gibt es viele unterschiedliche Skalen. Drei besonders bekannte Auswertungsskalen sind diese:
- Auswertungsskala nach Shulman: 1 bis 6
(1 = korrekt, 6= keine Uhr erkennbar) - Auswertungsskala nach Sunderland: 1 bis 10
(10 = korrekt, 1 = keine Uhr erkennbar) - Auswertungsskala nach Watson: 1 bis 7
(0 = korrekt, 7 = Falsche Position der Ziffern)
Der Uhrentest wird oft in die Hände von Pflege- und/oder Betreuungskräften gelegt. Auch Angehörige wenden ihn an, um ein Familienmitglied zu „testen“. Das ist alles nicht ganz falsch, darf aber immer nur als ein erster Hinweis auf eine mögliche kognitive Einschränkung gelten und nicht als verlässliche Diagnose einer Demenz. Eine Diagnose kann nur ein Arzt stellen, der dafür ausgebildet ist und Erfahrung hat.
Uhrentest nach Shulman: Auswertung
Nach der Skala von Kenneth Shulman wird der Uhrentest mit 1 bis 6 Punkten bewertet. Ähnlich wie bei Schulnoten ist dabei „1“ der beste Wert und „6“ steht für den schlechtesten Wert.(1) Die Skala ist relativ einfach in der Anwendung und kann deshalb auch – unter Vorbehalt – von Laien angewendet werden.
Uhrentest nach Sunderland: Auswertung
Die Auswertung beim Uhrentest nach Sunderland wird in einer Skala von 1 bis 10 Punkten unterschieden. Dabei entfallen 5 Punkte auf die Zeichnung des Zifferblatts und 5 Punkte auf das Einzeichnen der Uhrzeit, also der beiden Uhrzeiger.
Die Unterscheidungen gehen sehr ins Detail und sind schwer zu bewerten. Sie sollten nur von einer Person mit Erfahrung in der Durchführung solcher Tests gemacht werden. Für Selbsttests ist der Uhrentest nach Shulman empfehlenswerter.
Uhrentest nach Watson: Auswertung
Das Auswertungsverfahren beim Uhrentest nach Watson ist sehr standardisiert. Ausgehend von der Position der gezeichneten 12 teilen Sie die Uhr in vier Viertel. In jedem Viertel sollten jeweils die drei richtigen, lesbaren Zahlen zu finden sein. Liegt eine Zahl auf zwei Vierteln, zählt sie immer zum nächsten Viertel.
Für jedes Viertel, in dem ein Fehler gemacht wurde, werden Fehler-Punkte gezählt. Für die ersten drei Viertel jeweils ein Punkt, für das letzte Viertel vier Punkte. Bei drei oder mehr Punkten ist eine kognitive Einschränkung naheliegend. Ab fünf Punkten ist eine Demenz wahrscheinlich.

Zwei Beispiele für eine Uhrentest Auswertung nach Watson: Im linken Beispiel ist die Punktzahl 0, also perfekt. Im rechten Beispiel beträgt die Punktzahl 1 + 0 + 1 + 0 = 2 Punkte.
Uhrentest: Alzheimer & Demenz richtig erkennen?
Der Demenz-Uhrentest ist einfach und recht schnell erledigt. Seine Aussagekraft hinsichtlich der Früherkennung einer Demenz ist unter Experten unbestritten. Gerade bei Demenz gehören Störungen der räumlichen Wahrnehmung zum Symptomkomplex. Diese visuelle-räumlichen Kompetenzen können mit einer kleinen Uhrenzeichnung gut überprüft werden.
Dennoch reicht ein Uhrentest allein nicht aus, um wirklich eine qualitative Diagnose über Demenz oder Alzheimer zu treffen. So wird er oft ergänzt mit dem Mini-Mental-Status-Test (MMST) und genau diese Kombination erweist sich in Studien auch als sinnvoll.(2) Die Kombination aus MMST und Uhrentest prüft sozusagen unterschiedliche Merkmale ab und ergibt in der Summe eine gute Ersteinschätzung. Allerdings nur, wenn die Tests wirklich von Experten, z. B. in einer Memory-Klinik, durchgeführt werden.
Häufig gestellte Fragen
Was zeigt der Uhrentest?
Der Uhrentest ist ein einfacher und bekannter Demenz-Test. Mit ihm kann man also feststellen, ob eine Testperson Probleme mit dem Gedächtnis und der Raumwahrnehmung hat.
Wie malt ein Demenzerkrankter eine Uhr?
Je nachdem, wie weit die Demenz fortgeschritten ist, kommt der Uhrentest zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Ist die Demenz weit fortgeschritten, kann die Testperson gar keine Uhr zeichnerisch darstellen. Die Einstufung folgt einer festgelegten Skala von 1 bis 6 – ähnlich wie Schulnoten.
Welche Uhrzeit wird beim Uhrentest verwendet?
Es gibt keine festgelegte Uhrzeit, die beim Uhrentest abgefragt wird. Empfehlenswert und fair ist eine Uhrzeit, die auf „5“ endet, also zum Beispiel 10:25.
Wer hat den Uhrentest erfunden?
Der Uhrentest wurde 1993 von Kenneth Shulman entwickelt. Heute existieren zwei Abwandlungen davon: Der „Uhrentest nach Sunderland“ und der „Uhrentest nach Watson“. Allerdings wird der ursprüngliche Uhrentest nach Shulman noch immer am häufigsten verwendet.